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Amber Heard gibt erstes Interview: „Das Demütigenste und Schrecklichste, was ich je erlebt habe“

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Amber Heard im Interview mit Savannah Guthrie in der amerikanischen Today Show
Amber Heard im Interview mit Savannah Guthrie in der amerikanischen Today Show bei NBC. © The Today show

Dieser Artikel erschien zuerst am 15. Juni 2022.

In einem TV-Interview mit Savannah Guthrie bei NBC äußerte sich Amber Heard dazu, wie der Prozess gegen Johnny Depp auf Social Media ausgeschlachtet wurde.

Amber Heard verlor die eine Verleumdungsklage ihres Ex-Mannes Johnny Depp nach einem sechs quälenden Wochen langen Prozess, der per Livestream übertragen wurde. Nun sagte sie, sie habe sich „noch nie so weit von [ihrer] Menschlichkeit entfernt gefühlt“, denn sie erlebe heftige Reaktionen der Öffentlichkeit gegen sie. „Das war das Demütigendste und Schrecklichste, was ich je erlebt habe“, so Heard im ersten TV-Interview mit Savannah Guthrie. Das Interview wurde in der Today-Show bei NBC am Dienstag, 14. Juni 2022, ausgestrahlt. „Ich fühlte mich nicht mal mehr als Mensch.“ Für Heard sei die Prozess-Erfahrung „surreal und schwierig“ gewesen. Dennoch stehe sie zu ihrer Aussage und den Vorwürfen gegen Johnny Depp.

Heard wurde von Depp wegen Verleumdung verklagt, nachdem sie einen Meinungsartikel – in der Depp nicht namentlich nannte –veröffentlicht hatte. Darin behauptete sie, Opfer häuslicher Gewalt geworden zu sein. Während des Prozesses sagte Heard über ihre und Depps missbräuchliche Beziehung aus, zu der sich auch Heards und Depps Eheberaterin geäußert hatte. Heard behauptete, dass Depp sie geschlagen und s**uell missbraucht habe.

Depp hingegen sagte aus, „nie“ eine Frau geschlagen zu haben, und dass seine Texte über das Verbrennen von Heard und das „F*cken ihrer verbrannten Leiche“ ein Versuch des „abstrakten Humors“ gewesen seien. Die Jury sprach Heard der Verleumdung schuldig und Depp 10,35 Millionen Dollar Schadensersatz zu. Doch auch Heard wurden zwei Millionen Dollar zugesprochen, da Depps Anwält:innen ihre Behauptungen als Schwindel bezeichnet und sie somit ebenfalls verleumdet hatten.

Amber Heard bei NBC spricht von Hass auf Social Media

Besonders war der Prozess auch wegen des öffentlichen Hasses, der Heard auf Social Media entgegenschlug. Ihre erschütternden Aussagen wurde in den sozialen Medien unerbittlich ins Lächerliche gezogen, auf TikTok wurde Amber Heard im Prozess gegen Johnny Depp zum Gespött. Depp hingegen erfuhr in den Medien überwältigende Unterstützung. Content Creator:innen nutzten den Prozess der beiden, um ihre Klickzahlen und Follower zu steigern: Außerhalb des Gerichtsgebäudes versammelten sich täglich zahlreiche Depp-Fans, um ihn zu begrüßen und Heard zu schikanieren, indem sie sie als „Lügnerin“ und „Goldgräberin“ bezeichneten.

„Selbst jemand, der sich sicher ist, dass ich all diesen Hass und dieses Gift verdient habe. Selbst wenn Sie glauben, dass ich lüge, können Sie mir nicht sagen – sehen Sie mir in die Augen und sagen Sie mir – dass Sie glauben, dass es in den sozialen Medien eine faire Darstellung gegeben hat“, sagte Heard im Interview bei NBC zu Savannah Guthrie. „Sie können mir nicht sagen, dass Sie denken, dass das fair war.“

Amber Heard thematisiert bei NBC auch Beeinflussung der Jury im Prozess

Heards Anwält:innen und ihre Anhänger:innen stellten die Tatsache, dass ein Prozess mit so hochkarätigen Persönlichkeiten überhaupt per Livestream übertragen wurde, infrage. Heard selbst sagte, dass „der größte Teil dieses Prozesses in den sozialen Medien stattfand“ und wies darauf hin, dass dies die Geschworerenen, die während des Prozesses öfter geschlafen haben sollen, beeinflusst habe.

„Wie könnte es auch nicht so sein?“, sagte Heard. „Ich denke, selbst der wohlwollendste Geschworene hätte dies unmöglich vermeiden können.“ Johnny Depps Anwält:innen haben auf der anderen Seite bestritten, dass die Jury durch die Darstellung des Prozesses in den sozialen Medien beeinflusst wurde.

Im TV-Interview sagt Heard: „Es geht nicht nur um Meinungsfreiheit“

Im NBC Interview befragte Guthrie – die laut HuffPost zuvor bekannt gegeben hatte, dass ihr Ehemann Depps Anwält:innen beraten hatte – Heard zu Tonaufnahmen, in denen Heard sagt, sie habe „körperliche Auseinandersetzungen angefangen“. Heard, der eine Anwält:in von Depp eine Borderline-Störung attestiert hatte, behauptete wiederholt, die Wahrheit über ihre Beziehung zu sagen, und dass die „missbräuchliche Dynamik“ zwischen ihnen nicht schwarz und weiß sei.

„Zwanzig-Sekunden-Clips oder deren Abschriften sind nicht einmal repräsentativ für die zwei oder drei Stunden, aus denen diese Clips stammen“, so Heard. „Wie ich bezeugt habe, habe ich in diesen Aufnahmen als eine Person gesprochen, die sich in einer extremen emotionalen, psychologischen und physischen Notlage befand.“ Heard ergänzte, sie könne es niemandem verübeln, zu denken, dass es bei dem Prozess um „Hollywood-Gören in ihrer schlimmsten Form“ gehe.

Sie betonte jedoch, dass es auch eine Frage des ersten Verfassungssatzes sei. „Es geht nicht nur um Meinungsfreiheit. Es geht um die Freiheit, die Macht der Wahrheit zu nutzen“, sagte sie. „Und das ist alles, was ich gesagt habe. Und ich habe die Wahrheit genutzt, weil Wahrheit Macht ist – dafür habe ich einen Preis bezahlt.“ Das sieht diese BuzzFeed-Autorin ähnlich und schreibt hier, warum das Urteil Heard gegen Depp so brutal war.

Autorin ist Clarissa-Jan Lim. Dieser Artikel erschien am 14. Jun 2022 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.

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