„Täuschung der Öffentlichkeit“: Aktivistin Lambrecht greift Olaf Scholz für seine Energiepolitik an

Auf Twitter wird heftig über die junge Aktivistin Rifka Lambrecht diskutiert. Bei „Mabrit Illner“ konfrontierte sie Olaf Scholz mit seinem „Versagen beim Klimaschutz“.
„Herr Scholz, warum hauen Sie denn da nicht mal auf den Tisch?“ Mit diesen Worten forderte Rifka Lambrecht den Bundeskanzler in der gestrigen Folge der TV-Show „Maybrit Illner“ heraus. Er solle sich stärker dagegen wehren, dass die FDP sich gegen eine Verkehrswende sträubt. Lambrecht ist Studentin und Aktivistin. Sie setzt sich in der sogenannten Generationen Stiftung für den Klimaschutz ein. Die 21-Jährige warf Olaf Scholz ein „Versagen in der Klimapolitik“ vor. Seine Reaktion war zurückhaltend.
Im Koalitionsvertrag hat die Ampel noch das 1,5-Grad-Ziel vereinbart. Statt jetzt aber etwa erneuerbare Energien zu fördern, passiere eine „Zeitreise zurück ins fossile Zeitalter“, so Lambrecht. Mit der „Zeitreise“ meint sie die Gas- und Kohleförderungen des Bundes in den vergangenen Wochen. Olaf Scholz reiste nach Afrika, um neue Gasverträge abzuschließen. An der Nordsee sind neue Öl-Bohrungen geplant. Robert Habeck überlegt, die Kohle zu reaktivieren.
Rifka Lambrecht ärgert sich über die fossilen Entscheidungen von Olaf Scholz
Durch den Ukraine-Krieg gehen Deutschland die Energiereserven aus. Erste Vermieter stellen deshalb das Warmwasser ab. Der Bund begründet seine fossilen Entscheidungen damit, die Energieknappheit zu stoppen. Bei Maybrit Illner erklärt Lambrecht, dass es sich dabei um eine „Täuschung der Öffentlichkeit“ handele. Bis etwa die Gasfelder im Senegal gebaut seien, dauere es mindestens fünf Jahre – zu lange für die akute Krise.
Im Gespräch zeigte sich Lambrecht enttäuscht von Scholz. Er habe Studien nicht gelesen, die zeigen, wie man schneller aus fossilen Energien aussteigen könne. Dass Lambrecht als Klimaaktivistin unzufrieden mit dem Bundeskanzler ist, verwundert nicht. Die Klimaschutzbewegung Fridays For Future zeigt sich ebenso enttäuscht von den versäumten Klima-Zielen.
Auf Twitter bekommt Lambrecht eine Menge Zustimmung. „Die Jugend ist noch nicht zornig genug“, erklärt eine Userin etwa:
Aus der konservativen Ecke hagelt es aber auch Kritik. Die 21-Jährige nehme sich in ihrem Alter zu viel dabei heraus, den Kanzler zu belehren:
Wer ist Rifka Lambrecht?
Rifka Lambrecht studiert laut dem ZDF Politikwissenschaften in Berlin. Nebenbei engagiert sie sich im Jugendrat der Generationen Stiftung. Der Jugendrat versteht sich als „Lobby der jungen und kommenden Generation“, wie es auf der Website heißt. Lambrecht erarbeitet in der Stiftung also theoretisch an Lösungsvorschlägen für Krisen, wie etwa zum Klima.
Auf Twitter gibt es Stimmen, die einen anderen Teil ihrer Aktivitäten ansprechen. Lambrecht ging für Proteste von „Extinction Rebellion“ auf die Straße. Das ist eine radikale Klimaaktivistengruppe, die mit Mitteln des zivilen Ungehorsams Maßnahmen gegen die Klimakrise erzwingen wollen. Dafür besetzt die Gruppe unter anderem Brücken. Ähnlich extrem geht auch das Klimabündnis „Letzte Generation“ vor. Die Aktivist:innen blockieren Straßen und gefährden damit Menschenleben.
Bei „Maybrit Illner“ wird Lambrecht als „Studentin“ bezeichnet, die sich für die genannte Stiftung engagiert. Die Twitter-User:innen werfen der Moderatorin deshalb jetzt vor, dass sie ihren aktivistischen Hintergrund bei „Extinction Rebellion“ bewusst verschwiegen habe:
Lambecht wird hier unterstellt, dass sie für eine radikale Gruppe stehe – nicht stellvertretend für junge Menschen. Faktisch ist Lambrecht nicht weiter Teil von „Extinction Rebellion“. Gegenüber dem ZDF machte sie deutlich, warum sie stattdessen in die Generationen Stiftung eingetreten ist. Bei den Protesten habe sie das Gefühl bekommen, dass Aktivist:innen auf der Straße nicht zugehört wird.
Die Twitter-Userin Elisa David geht ebenfalls auf die Beschreibung von Lambrechts Person in der Sendung ein. Unter ihrem Namen stehe folglich nur „Studentin“ – auch nicht, dass sie Aktivistin und das Gesicht einer Klima-Stiftung sei. Letzteres erwähnt Maybrit Illner allein im Gespräch. An keiner Stelle wird sie „Aktivistin“ genannt. Durch ihre Teilhabe in der Stiftung kann man sie weiter so bezeichnen. Userin David hätte die Bezeichnung als notwendig empfunden. Als Aktivistin sei Lambrecht nicht dasselbe wie eine „normale Politikstudentin“.
Junge Menschen machen sich Sorgen um den Klimwandel – „es geht um Leben und Tod“
Nach einer neuen Studie fühlen sich junge Menschen vom Klimawandel besonders bedroht. Auch Lambrecht gehört dazu. „Meine Angst ist groß, denn es geht um Leben und Tod“, sagte sie. Die Twitter-Nutzerin Twra Sun stimmt ihr zu. Auch sie sieht junge Menschen als „Verlierer:innen dieser Krisenzeiten“.
Und was sagt Scholz dazu?
Der Twitter-Nutzer Danijel Višević ärgert sich über das Verhalten von Scholz. Auf die Vorwürfe von Lambrecht ist dieser im Gespräch nicht eingegangen. Stattdessen erzählte er von der Herausforderung, bis 2045 C02-neutral Strom erzeugen zu wollen. „Und das schaffen wir auch.“
Andere Twitter-Nutzer schlagen sich auf die Seite des Bundeskanzlers:
Aktivist:innen, die sich für das Klima einsetzen, sind oftmals Frauen
Zum Abschluss hat die Userin Caro Piek etwas Positives zu berichten. Sie freut sich, dass sich mit Lambrecht wieder eine Frau für den Klimaschutz einsetzt. Viele bekannte Klimaschutzaktivist:innen sind Frauen: Luisa Neubauer, Carla Reentsma, Carla Hinrichs – und jetzt auch Rifka Lambrecht.