Schafft endlich Gleichberechtigung! „Oben ohne“ sollte für Frauen in allen Schwimmbädern erlaubt sein
Göttingen erlaubte als erste deutsche Stadt das Oben-Ohne-Schwimmen für Frauen. Andere Städte folgen. Richtig so, findet unsere Autorin. „Es geht um Gleichberechtigung.“
In den meisten Freibädern Deutschlands ist es nur erlaubt, in „üblicher Badebekleidung“ zu baden. Die Bezeichnung stammt aus der Badeordnung von Göttinger Freibädern, wie das Göttinger Tagblatt schreibt. Mit „üblich“ ist gemeint, dass Männer eine Badehose anziehen, während Frauen zudem ihre Brüste verstecken müssen. Üblich, dass Frauen sich ohne Bikinioberteil zeigen, ist es ja nicht. In München und anderen deutschen Städten wird laut der Süddeutschen zurzeit überlegt, die Badeordnung zu ändern. In Göttingen ist Oben-ohne-Schwimmen bereits erlaubt. Seit Anfang Mai sind dort am Wochenende auch für Frauen „lediglich die primären Geschlechtsteile“ tabu. Unter der Woche ist Bikini oder Badeanzug wieder Pflicht – da hält man sich mit der Emanzipation weitreichend bedeckt. Zu dieser gehört neben gleichem Gehalt und Co. das Erscheinungsbild.

Auch der braungebrannte Oberkörper der Männer wird sexualisiert
Zu dem Argument, dass Frauenkörper anders zu betrachten seien: Sexualisiert wird bei weitem nicht nur die weibliche, sondern auch die männliche Brust. Der braungebrannte Oberkörper auf dem Volleyballplatz. Es ist die Gefahr, belästigt zu werden, die bei nackten Personen mit Brüsten deutlich größer ist als bei denen ohne. Das Problem toxischer Männlichkeit wird sich nicht lösen, wenn sich oben ohne sonnende Frauen im Freibad Normalität werden. Halbnackt im Schwimmbad werden sich einige Frauen leider weiterhin unwohl fühlen. Entscheidend bei der Debatte ist die Gleichberechtigung.
Wie die Hose in den Siebzigern, so ist auch die Badehose ein Symbol der Emanzipation
Viele Schulen verboten Mädchen noch bis in die Sechzigerjahre hinein, Hosen zu tragen. 1970 drohte der damalige Bundestagsvizepräsident Richard Jaeger (CSU), er werde jede Abgeordnete in Hosen aus dem Plenarsaal verweisen. In Bremen demonstrierten Frauen laut NDR vor drei Wochen für freie Brüste – oben ohne natürlich. In Siegen ist der Kampf bereits gewonnen. Dort brauchen Frauen für einen Freibadbesuch seit Kurzem genauso viel oder wenig wie die Männer.
Wenn die Badehosen-Revolution so erfolgreich wird wie die der Hose in den Siebzigern – dann ist es bald vielleicht nicht nur überall erlaubt, sondern auch „üblich“, dass Frauen und Männer auf gleiche Art baden gehen.