1. BuzzFeed
  2. News

„Angriff auf Wissenschaftsfreiheit“: Forschende verurteilen Vorgehen der Regierung im Iran

Erstellt:

Von: Sophia Lother

Kommentare

Eine Frau ruft Parolen neben einer iranischen Fahne während einer Demonstration vor der iranischen Botschaft in der Türkei nach dem Tod der Iranerin Mahsa Amini.
Auf der ganzen Welt bekunden Menschen nach dem Tod der Iranerin Mahsa Amini bei Demonstrationen ihre Solidarität mit Demonstrierenden im Iran. © Francisco Seco/dpa

Nach einem „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“ bekunden deutsche Wissenschaftler:innen in einem offenen Brief ihre Solidarität mit Protestierenden im Iran.

Teheran – Die Proteste im Iran setzen sich fort, mit roher Gewalt schlägt der Staat sie zurück. Auslöser der Demonstrationen im Iran ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Sie war wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ von der Sittenpolizei festgenommen worden, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Die junge Frau, die laut ihres Vaters zuvor bei bester Gesundheit war, fiel nach der Festnahme ins Koma und starb am 16. September im Krankenhaus. Die Polizei weist zurück, dass Amini aufgrund von polizeilicher Gewalteinwirkung starb.

Seitdem reißen die Proteste nicht ab. Amnesty International meldete am Donnerstag (6. Oktober 2022) 82 weitere Todesopfer durch Sicherheitskräfte, darunter auch Kinder. Zusammen mit den 52 zuvor dokumentierten Todesfällen steigt die Gesamtzahl damit auf über 130 Tote. Am Abend des 2. Oktobers eskalierte die Situation nicht mehr nur auf der Straße, sondern auch an einer Universität. Doch diese Meldung ging unter, findet Mariam Salehi, Politikwissenschaftlerin am Zentrum für Interdisziplinäre Friedens- und Konfliktforschung an der Freien Universität Berlin. Dagegen möchten sie und ihre Kolleg:innen nun etwas unternehmen.

Proteste im Iran: „Wenig mediale Aufmerksamkeit“ nach Gewalt gegen Studierende und Forschende

„Die Einkesselung der Scharif-Universität für Technologie in Teheran wurde zwar von den internationalen Medien aufgegriffen, hat jedoch in Deutschland vergleichsweise wenig mediale Aufmerksamkeit bekommen. Auch das Ausmaß der Staatsgewalt gegenüber Studierenden und Wissenschaftler:innen wurde unserer Meinung nach nur unzureichend dargestellt. Das wollen wir mit unserem offenen Brief ändern“, sagt Salehi im Gespräch mit BuzzFeed News DE von IPPEN.MEDIA.

Gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen hat sie einen offenen Brief mit Solidaritätsbekundung aus der Wissenschaft veröffentlicht. In ihm prangern sie die staatliche Gewalt, auch gegenüber Studierenden und Forschenden, massiv an. „Die Universität wurde eingekesselt und es wurde auf Studierende und Wissenschaftler:innen geschossen. Angehörige der Universität wurden mit Paintball-Kugeln markiert, anschließend festgenommen und Berichten zufolge zum Teil in das Evin-Gefängnis gebracht, in dem politische Gefangene interniert werden“, ist dort zu lesen.

„Wenn der Staat Studierende und Wissenschaftler:innen angreift, ist das ein Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“

Gemeinsam verurteilen die Forschenden die Gewalt im Iran, die sich nun auch gegen eine Universität gerichtet hat. „Wenn der Staat Studierende und Wissenschaftler:innen angreift und der Unterricht nicht mehr an den Universitäten ausgeübt werden kann, dann ist das ein Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“, betont Mariam Salehi.

Am Donnerstag wurde der offene Brief veröffentlicht (6. Oktober 2022). Waren es bis dahin 275 Erstunterschriften, ist die Zahl nach knapp 24 Stunden bereits auf über 350 gestiegen. Auch an den Universitäten im Iran regt sich vermehrt Widerstand. So berichtet die News York Times, dass die Eskalation an der Scharif-Universität eine Welle von Solidaritätsprotesten an vielen weiteren Hochschulen ausgelöst habe. Demnach kursierten Videos von Studierenden, die ihre Fäuste in Luft recken und ihre Solidarität für die Mitglieder der Universität in Teheran skandieren.

Auch interessant

Kommentare