Neue Umfrage: Deutsche teilen Kritik an fehlender Parität im Kabinett mehrheitlich nicht
Hat ein Thema Relevanz oder nicht? Das bewerten Politik und Bevölkerung oft unterschiedlich. Für die Parität im Kabinett gilt: Den Deutschen ist sie egal.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zu Beginn seiner Regierungszeit versprochen, sein Kabinett paritätisch zu besetzen, also die Kabinettsposten zu gleichen Teilen auf Frauen und Männer zu verteilen. Nach dem Rücktritt von Christine Lambrecht (SPD) als Verteidigungsministerin und der Ernennung ihres Nachfolgers Boris Pistorius (SPD) wurde Kritik daran laut, dass eine Ministerin durch einen Mann ersetzt wurde. Auch auf Twitter hagelte es Kritik an der nun nicht mehr gegebenen Parität im Bundeskabinett.
66 Prozent halten Parität für eher oder sogar sehr unwichtig
Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zeigt aber: Für eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland ist die Frage der Parität gar nicht wichtig. 66 Prozent der Befragten sagten laut des Meinungsforschungsinstituts YouGov, die Parität zwischen Männern und Frauen in der Bundesregierung sei für sie eher oder sogar sehr unwichtig. Nur für sieben Prozent ist sie dagegen sehr wichtig und weiteren 19 Prozent eher wichtig. Neun Prozent machten keine Angaben.
Dem Kabinett der Ampelkoalition gehörten zunächst acht Ministerinnen und acht Minister an. Rechnet man Scholz als Kanzler mit, war die Parität im Kabinett allerdings von Anfang an nicht gewährleistet. Seit dem Kabinettsumbau im Zuge von Lambrechts Rücktritt und der Ernennung von Pistorius als neuem Verteidigungsminister stehen nun sieben Ministerinnen neun Ministern gegenüber beziehungsweise, Scholz eingerechnet, sieben Frauen zehn Männern.
Grüne: Versprechen von Scholz zur Parität war ein „zeitgemäßes, richtiges Signal“
Vor allem in den Reihen des grünen Koalitionspartners regte sich Unmut über die Neubesetzung des Ministerpostens mit einem Mann. „Das klare Versprechen von Olaf Scholz, beim Start der Regierung ein paritätisch besetztes Kabinett zu bilden, war wichtig und im Sinne der Gleichberechtigung ein zeitgemäßes, richtiges Signal“, sagte etwa die frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion der WELT.
Deren Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge stellte bereits kurz vor Pistorius‘ Ernennung gegenüber der Tagesschau klar: „Unser Selbstverständnis ist es, dass im Jahre 2023 ein Kabinett paritätisch besetzt ist.“ Es hätte sich auch erneut eine Frau als Nachfolgerin von Lambrecht finden lassen können, da Frauen mindestens genauso qualifiziert seien.
Die Wähler:innen der Grünen sind laut der YouGov-Umfrage in dieser Frage gespalten. Für jeweils 46 Prozent von ihnen ist die Parität eher wichtig oder unwichtig. Die Frauen unter den Befragten halten es mehrheitlich (58 Prozent) für unwichtig, ob sie im Kabinett genauso stark vertreten sind wie die Männer. Nur 29 Prozent von ihnen legen Wert auf Parität.