Hormonstörung PCO-Syndrom: „Der Schmerz ist lähmend, während die Aufklärung weiterhin fehlt“

Jede zehnte Frau soll unter dem PCO-Syndrom leiden. Eine Betroffene erzählt gegenüber BuzzFeed Austria, wie sich die Erkrankung wirklich anfühlt.
Das Polycystische Ovarialsyndrom, kurz PCO-Syndrom genannt, ist eine Hormonstörung - fünf bis zehn Prozent aller Hormonstörungen von Frauen fallen darunter. Besonders betroffen sind Frauen bis zu dem Alter von 49 Jahren. Frauen, die unter dem PCO-Syndrom leiden, weisen oftmals eine Insulinresistenz auf. Das bedeutet unter anderem, dass betroffene Frauen oft mehrgewichtig sind. Ärztinnen und Ärzte machen auch oft darauf aufmerksam, dass ein unbehandeltes PCO-Syndrom unfruchtbar macht. Ausschlaggebend sind jedoch die Schmerzen der Hormonstörung - und die fehlende Aufklärung.
Damit eine Diagnose jedoch gestellt werden kann, müssen mindestens zwei von drei Kriterien erfüllt werden:
- Eine Zyklusstörung mit ausbleibender oder länger anhaltender Blutung
- Polycystische Ovarien im Ultraschall
- Vermehrt männliche Hormone im Blut und/oder Akne, vermehrte Körperbehaarung oder Haarausfall am Kopf
Betroffene klagen über physische und psychische Beschwerden. Die körperlichen Schmerzen wären oft so vereinnahmend, dass sich Leittragende kaum bewegen können. Innere Unruhe, Hitzewallungen, unkontrollierbare Gewichtszunahme und fehlendes Bewusstsein sind nur wenige weitere Punkte. Klara (Name von der Redaktion geändert) erzählt gegenüber BuzzFeed Austria von ihrer bisher ärztlichen Erfahrung und dem Leben mit PCO.
„Meine Periode habe ich höchstens drei Mal im Jahr“
Klara war 15 Jahre alt als sie mit der Diagnose PCO-Syndrom konfrontiert wurde. „Ich hatte zuvor noch nie davon gehört. Der Arzt gab mir jedoch das Gefühl, dass es keine leichte Krankheit ist. Das hat mich sehr verunsichert.“ Klara hatte damals unregelmäßige Zyklen, über Schmerzen klagte sie jedoch nicht. Das änderte sich jedoch als sie älter wurde.
„Mit 19 Jahren bekam ich plötzlich extreme Schmerzen. Es hat sich angefühlt als verliere ich meinen Verstand. Ich weiß bis heute nicht, wie ich solch ein Unterleibs-Ziehen und Stechen überleben konnte.“ so Klara gegenüber BuzzFeed Austria. Auch ihre Periode kam seltener als zuvor - nur noch drei Mal im Jahr. „Alles schien sich zu ändern. Auch mein Körper und mein Hautbild entfernten sich von dem, was ich bisher kannte. Ich nahm zu - an Gewicht und Hautunreinheiten.“ Klara war somit gefangen in einem Kreis aus Schmerz, Veränderung und Ohnmacht.
„Es ist therapierbar - lediglich das Bewusstsein fehlt“
Als Klara ihren Arzt um Hilfe bat, kam kaum etwas zurück. „Ich hatte das Gefühl, er wusste selbst nicht weiter. Er erklärte mir, was in meinem Körper passierte - aber nicht, wie ich ihm helfen konnte.“ Um sich selbst zu helfen, wechselte Klara ihren Gynäkologen. Bis sie eine passende Frauenärztin fand, dauerte es über ein halbes Jahr. „Je länger ich das PCO-Syndrom unbehandelt gelassen hatte, desto schlimmer wurden die Symptome. Ich litt mittlerweile auch unter starker innerer Unruhe. Ich erkannte mich selbst nicht wieder.“
Heute weiß Klara, dass Stress einer der Mitgründe ist, warum Symptome des PCO-Syndroms ausbrechen und sich verschlimmern können. Als sie im Alter von 19 Jahren ihre Diagnose erstmalig richtig zu spüren bekam, war sie zuvor unter enormen Stress ausgesetzt gewesen.
„Das konnte mir meine neue Frauenärztin erklären, die sich mit PCO gut auskannte. Sie erklärte mir auch, dass eine gesunde Ernährung ausschlaggebend für die Besserung ist. Medikamente würden auch helfen.“ Klara änderte ihren Lebensstil: Gesunde Ernährung, die sich für ihren Körper richtig anfühlte, Bewegung und tägliche Meditationen gegen Stress. Eine Zeit lang nahm die damals 21-Jährige auch Medikamente ein.
Klara ist heute 23 Jahre alt. Sie lebt seit einem Jahr fast symptomfrei - sogar ihre Periode ist regelmäßiger als je zuvor. „Das PCO-Syndrom ist schmerzhaft und schwerwiegend. Es ist allerdings therapierbar, lediglich das Bewusstsein vieler Betroffenen und Ärzt:innen fehlt. Kurz gesagt: Der Schmerz ist lähmend, während die Aufklärung weiterhin fehlt!“
Passend dazu: Tausende fordern, dass Österreich Endometriose als ernste Krankheit anerkennt