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Nicht nur Tiere sind Opfer: Peta fordert „Ausstiegsprogramme für Landwirt:innen“

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Von: Jana Stäbener

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Die Fleischproduktion in Deutschland ist stark gesunken. Das sei zwar positiv, „aber das bedeutet noch nicht, dass es reicht“, sagt Peta.

Auf der „Grünen Woche“ in Berlin sagte Christoph Graf, Chefeinkäufer für den deutschen Markt bei Lidl, dass der Discounter den Anteil tierischer Produkte im Sortiment deutlich reduzieren wolle. Das finden jedoch nicht alle gut. Auf Twitter sind viele erzürnt und sprechen davon, dass Lidl sie „umerziehen“ wolle.

Christoph Graf hält den Schritt jedoch für „alternativlos“, der Trend gehe nun mal hin zu Pflanzen. Und er hat recht: Die Fleischproduktion in Deutschland ist im vergangenen Jahr laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) stark gesunken.

Die gewerblichen Schlachtunternehmen produzierten 7 Millionen Tonnen Fleisch, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch, 8. Februar 2023, in Wiesbaden mitteilte. Das waren gut acht Prozent oder 0,6 Millionen Tonnen weniger als 2021. „Das ist natürlich ein toller Schritt in die richtige Richtung, aber das bedeutet noch nicht, dass es reicht“, sagt Lisa Kainz, Agrarreferentin bei Peta Deutschland.

Fleischproduktion in Deutschland 2022 rekordverdächtig gesunken

Damit sei die Fleischproduktion hierzulande nach dem Rekordjahr 2016 (8,3 Millionen Tonnen) jedes Jahr gesunken, „allerdings nie so stark wie im Jahr 2022“, so die Statistiker:innen. Mit 47 Millionen geschlachteten Tieren fiel die Zahl der getöteten Schweine um 9,2 Prozent besonders kräftig – ein rekordverdächtiger Rückgang um 4,8 Millionen Tiere.

Insgesamt produzierten die Schlachtunternehmen rund 4,5 Millionen Tonnen Schweinefleisch, fast zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Mittelfristig ist das Minus noch deutlicher: Gemessen am Jahr 2016 wurde fast ein Fünftel weniger Schweinefleisch erzeugt. Ein Grund dafür seien sinkende Schweinebestände in Deutschland, hieß es. Die Zahl der geschlachteten Rinder sank laut der Statistik 2022 ebenfalls stark um 8,2 Prozent zum Vorjahr auf 985 000 Tonnen Rindfleisch.

Die Zahl der in Deutschland gehaltenen Schweine war 2022 auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung 1990 gesunken. Der Konsum von Schweinefleisch hierzulande geht seit Jahren zurück. Eine Autorin der Süddeutschen Zeitung findet das nicht unbedingt gut. Sie argumentiert: Wer Tiere liebt, sollte sie essen? Ein „groteskes Argument“, ärgern sich jedoch Tierschützer:innen.

Dass die Fleischproduktion in Deutschland stark sinkt, sei zwar positiv, zeige jedoch, dass die Politik die Betriebe alleine lasse, findet Peta.
Dass die Fleischproduktion in Deutschland stark sinkt, sei zwar positiv, zeige jedoch, dass die Politik die Betriebe alleine lasse, findet Peta. © Panthermedia/IMAGO/Westend61/IMAGO

Landwirtschaftlichen Betriebe sind ebenfalls „Opfer“ der Fleischproduktion

Die Tierschutzorganisation Peta Deutschland, die kürzlich Kritik an Özdemirs Plänen zur Tierhaltungskennzeichnung übte, bewertet die sinkenden Schlachtungszahlen zwar als positiv, ist jedoch der Meinung, man müsse genauer auf die Gründe blicken. „Natürlich freuen wir uns über sinkende Zahlen, denn jedes nicht gegessene Tier ist ein Schritt in richtige Richtung. Aber wir sehen nicht nur die Tiere als Opfer, sondern auch die landwirtschaftlichen Betriebe“, sagt die Agrarreferentin Lisa Kainz von Peta gegenüber BuzzFeed News DE.

Neben dem gestiegenen Konsum für vegetarische Produkte in Deutschland sieht Peta für die gesunkene Produktion noch einen weiteren Grund: „Die Politik hat die landwirtschaftlichen Betriebe in den Krisen alleine gelassen“, sagt Kainz.

„Die Tierproduktion, vor allem die Schweineproduktion, hat in den vergangenen Jahren unter der Afrikanischen Schweinegrippe, den erhöhten Energie- und Futterkosten und Corona-Pandemie gelitten.“ Das sei problematisch, denn „wenn die Betriebe leiden, dann leiden die Tiere in den Ställen noch mehr unter unzureichenden Haltungsbedingungen.“

Weil die Haltungsbedingungen bei vielen landwirtschaftlichen Betrieben eher weit weg vom Biobauernhof seien, kritisiert Peta ein Produkt von Lego: „Vermittelt Kindern falsche Werte“.

Peta fordert „Ausstiegsprogramme für Landwirt:innen“

„Es ist uns ein sehr großes Anliegen, dass die Betriebe nicht von der Politik alleine gelassen werden. Es muss Ausstiegsprogramme geben für Landwirt:innen, die von der Tierhaltung beispielsweise langfristig auf veganen Ökolandbau umsteigen wollen.“ Als Beispiel nennt Kainz die Niederlande, wo es solche Programme für den Ausstieg aus der Tierproduktion gebe, wie Agrarheute berichtet.

„Das System, das wir momentan in der Tierproduktion haben, wird nur noch durch Subventionen aufrechterhalten“, sagt die Peta-Referentin zu BuzzFeed News DE. „Der Fleischkonsum geht kontinuierlich zurück. Deswegen appellieren wir ganz stark an Politik und Lobbyverbände wie den Deutschen Bauernverband, nicht den Sprung zum Ökolandbau und veganen Produkten zu verpassen, denn das ist die Zukunft.“

Mehr zum Thema: Peta warnt, dass Fleischessende Männer 41 Prozent mehr Treibhausgase als Frauen verursachen.

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