Mehr Auszubildende in der Pflege – aber auch „sehr viele Ausbildungsabbrüche“
Die Zahl der Auszubildenden in der Pflege nimmt zu. Aufgrund von Personalmangel brechen jedoch auch viele ab, sagt die Präsidentin des Berufsverbands für Pflegeberufe.
Immer mehr Menschen fangen eine Ausbildung in der Pflege an. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Bundesfamilienministeriums hervor, der BuzzFeed News DE vorliegt. Im Jahr 2021 begannen demnach sieben Prozent mehr Menschen eine Ausbildung in der Pflege als noch im Vorjahr, was das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) auch auf die neue generalistische Pflegeausbildung zurückführt. Mit „mehr als 61. 000 Eintritten im Jahr 2021 ist die Pflege inzwischen der größte Ausbildungsberuf in Deutschland“, so Bundesseniorenministerin Lisa Paus.
Viele Auszubildende brechen Pflegeausbildung ab
Christel Bienstein, Präsidentin vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), betont jedoch gegenüber BuzzFeed News DE: „Ein Anstieg von Ausbildungsbeginner:innen sagt nicht viel aus.“ Wichtig sei, wie viele davon ihre Ausbildung erfolgreich abschließen würden. Zu einem Abschluss der Ausbildung komme es laut Bienstein oftmals nicht. Im vergangenen Jahr habe es „sehr viele Ausbildungsabbrüche“ gegeben.
„Die Ausbildungsabbrüche hängen sicher auch mit dem sich verschärfenden Personalmangel zusammen“, so Bienstein gegenüber BuzzFeed News DE. „Wenn zu wenig Personal da ist, leiden Pflegequalität und natürlich auch die Anleitung der Auszubildenden in der Praxis.“ Auch die Bundesfamilienministerin Lisa Paus spricht im Rahmen der „Ausbildungsoffensive Pflege“ davon, dass ein „massiver Fachkräftemangel“ die Pflege bedrohe. Dieser wird auch für Politiker wie Orkan Özdemir ersichtlich, der den „Pflegenotstand“ in einer Berliner Notaufnahme erleben muss.

Generalistische Ausbildung in der Pflege bietet „mehr Karrieremöglichkeiten“
Vor zwei Jahren reformierte die Bundesregierung die Kranken- und Altenpflege. In der neuen, generalistischen Ausbildung kann man laut dem Bundesfamilienministerium einen Abschluss als „Pflegefachfrau“ oder „Pflegefachmann“ machen. Mit dem Abschluss kann man in allen Pflegebereichen arbeiten – statt nur in einem. Zum Beispiel in der Pflege von Kinder und Jugendlichen, von alten Menschen, aber auch im ambulanten Versorgungsbereich. Außerdem wird die generalistische Ausbildung in der ganzen EU anerkannt.
Nach Angaben des DBfK hat diese generalistische Ausbildung „mehr Karrieremöglichkeiten eröffnet“. Die Reform sei ein Grund, warum mehr junge Menschen in der Pflege arbeiten wollen. Aber auch die Pandemie, in der Pflegekräfte bis zu 2.500 Euro Corona-Bonus bekommen haben, seien Pflegeberufe in den Fokus gerückt. „Es wurde vielen deutlich, wie wichtig und anspruchsvoll der Beruf ist“, sagt Bienstein gegenüber BuzzFeed News DE.
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Pflege: „Der Beruf muss insgesamt attraktiver werden“
Wie im Bericht des Familienministeriums steht, sind die meisten Auszubildenden in der Pflege immer noch Frauen. Paus gibt in ihrem Statement an, dass „nur rund ein Viertel der Auszubildenden männlich“ ist. Für Bienstein muss dieses Problem unabhängig vom Geschlecht gelöst werden. „Der Beruf muss insgesamt attraktiver werden“, sagt sie zu BuzzFeed News DE. „Das heißt, dass bessere Personalschlüssel auf der Basis einer fundierten Personalbemessung notwendig sind und, dass faire Gehälter gezahlt werden“. Ein faires Einstiegsgrundgehalt liege laut Bienstein bei 4.000 Euro brutto.
Mit der Einführung der generalistischen Ausbildung wurde auch ein Pflegestudium eingeführt. Laut Bundesfamilienministerin bleiben hier „trotz hervorragender Berufsperspektiven viele Studienplätze unbesetzt“. Für Bienstein vom DBfK nicht verwunderlich. Sie fordert, dass die Pflegestudiengänge besser gefördert werden, „damit es attraktive Karrierewege in den Pflegeberuf gibt, die dann auch entsprechend der Kompetenzen und der Verantwortung besser bezahlt werden“.
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