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2 Euro pro Kilo Brot? Großbäckerei erwartet drastische Preissteigerung - „muss teurer werden“

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Von: Robert Wagner

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Eine Brotauslage wird am 17.09.2012 auf der internationalen Bäckereiausstellung (iba 2012) in München (Bayern) den Besuchern präsentiert.
Brot: Ein beliebtes Grundnahrungsmittel der Deutschen, das nun deutlich teurer werden könnte. © Paul Knecht/dpa

Die Preise steigen überall, auch und gerade bei Lebensmitteln. Der Chef der Großbäckerei Lieken kündigt Unbequemes an: „Brot wird und muss teurer werden.“

Seitdem der Ukraine-Krieg die weltpolitische Lage in Unruhe gebracht hat, beginnt der über Jahrzehnte liebgewonnene Alltagskomfort hierzulande zu bröckeln. Bundeskanzler Scholz (SPD) spricht mit Blick auf die Rezession in Deutschland gar von einer „historischen Herausforderung“. Da ist es nicht überraschend, dass die Preise für Brot und andere Getreideprodukte in diesem Jahr noch weiter deutlich steigen werden. Das sagt auch Christian Hörger, Chef der Großbäckerei Lieken, laut Stern im Wirtschaftspodcast „Die Stunde Null“.

Hörger rechnet mit einer Preissteigerung von zehn bis 20 Prozent im Vergleich zu heute und begründet das mit den kriegsbedingten Lieferengpässen für wesentliche Zutaten. Besonders die Reduzierung der russischen und ukrainischen Weizenimporte wirke sich negativ aus. „Zusammen machen sie sicherlich um die 20 bis 25 Prozent des weltweiten Marktes aus“, erklärt Hörger. Durch die Knappheit entstünde ein „Zeitversatz, der sehr, sehr viel Geld kostet“, sagt er.

Großbäckerei Lieken hat 2022 „deutlich über 100 Millionen Euro Mehrkosten“

Allein für das verteuerte Mehl werde sein Unternehmen Lieken in diesem Jahr „deutlich über 150 Millionen Euro ausgeben“. Im vergangenen Jahr seien es noch ungefähr 70 Millionen gewesen. Hinzu kämen andere Faktoren, die die Produktion aktuell verteuerten, etwa Verpackungsmaterialien und Personalkosten. Insgesamt kämen auf Lieken im laufenden Jahr „über 100 Millionen Euro Mehrkosten“ zu, sagt Hörger. Dieses Problem hätten auch alle anderen Produzenten. „Brot wird und muss teurer werden“, betont er im Gespräch mit Horst von Buttlar, dem Chefredakteur der Zeitschrift Capital.

2021 verbrauchte Lieken, nach Harry Deutschlands größte Großbäckerei, ungefähr 270.000 Tonnen Weizen, woraus das Unternehmen rund 500.000 Tonnen Brot produzierte. Besonders bekannt sind die Marken Golden Toast und Lieken Urkorn, die es in praktisch jedem Supermarkt zu kaufen gibt. Die Preise für Backwaren waren bereits in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges müssen Hersteller deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, um Getreideprodukte zu produzieren.

Preissteigerung auf zwei Euro pro Kilo Brot? „Wir bewegen uns in diese Richtung“

Damit verschärft sich eine besorgniserregende Entwicklung, die Lebensmittel für immer mehr Menschen zu einem Luxusgut macht. Eine Umfrage ergab bereits im Juni, dass 16 Prozent der Deutschen wegen der Inflation auf ganze Mahlzeiten verzichten. Hörger betonte im Gespräch allerdings auch, dass deutsches Brot nach wie vor „sehr günstig im europäischen Vergleich“ sei. Tatsächlich sind die Lebensmittel- und Brotpreise in anderen Regionen Europas schon im vergangenen Frühjahr deutlich stärker gestiegen als in Deutschland. In Litauen und Bulgarien etwa mussten die Menschen bereits im April 2022 über 20 Prozent mehr bezahlen als im April 2021, in Deutschland hingegen nur knapp neun Prozent, wie das Katapult Magazin berichtete.

Mit der bevorstehenden Preisentwicklung wird der deutsche Markt sich aber nun diesen Verhältnissen annähern. Einen Preis von zwei Euro pro Kilo hält Hörger für durchaus realistisch. „Wir bewegen uns in diese Richtung.“

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