7 Gründe, warum Cannabis gefährlicher ist als du denkst

Alle feiern die geplante „Cannabis-Legalisierung“ der Ampel – aber Cannabis ist gar nicht so unproblematisch, zeigt der UN-Weltdrogenbericht. Hier sind 7 Gründe, warum.
Für das Jahr 2022 erschien im Juni ein neuer Weltdrogenbericht der Vereinten Nationen (UN), bei dem Cannabis nicht allzu gut wegkommt. Dabei will die Ampel-Koalition eine „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“ einführen – so steht es auch im Koalitionsvertrag. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gab erst vor einigen Monaten bekannt, dass er diesen Sommer die „kontrollierte Freigabe von Cannabis“ angehen möchte – auf Twitter feiern Cannabis-Befürworter Karl Lauterbach dafür.
Im sogenannten „UNODC World Drug Report 2022“ erhält man einen globalen Überblick über das Angebot und die Nachfrage von Opiaten, Kokain, Cannabis, amphetaminhaltigen Stimulanzien und neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) sowie über deren Auswirkungen auf die Gesundheit. Der Droge Cannabis, die 2020 laut UN weltweit 209 Millionen Menschen konsumierten, widmet der Bericht 124 Seiten. Dass der Konsum von Cannabis gestiegen sei (2019 waren es noch 200 Millionen), liege auch an der Covid-19-Pandemie. Aber besonders in Ländern, die Cannabis legalisiert hätten, sei ein Anstieg zu erkennen, so die UN.
„Cannabis Legalisierung“ der Ampel könnte zu einem Anstieg des täglichen Cannabiskonsums führen
Das sei aus mehreren Gründen problematisch, zeigt der Weltdrogenbericht. Die Legalisierung von Cannabis in Nordamerika habe laut UN offenbar zu einem Anstieg des täglichen Cannabiskonsums geführt, insbesondere bei starken Cannabisprodukten – und vor allem bei jungen Erwachsenen. In diesem Zusammenhang wurde auch über einen Anstieg der Zahl der Menschen mit psychiatrischen Störungen, der Selbstmorde und der Krankenhausaufenthalte berichtet.
In der Europäischen Union (EU) sei Cannabis die Ursache für rund 30 Prozent der Drogentherapien, heißt es im Jahresbericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Montag berichtet. Auch in Afrika und manchen lateinamerikanischen Ländern sei der größte Anteil an Suchtkranken aufgrund einer Cannabis-Sucht in Behandlung.
Für die Frage, ob und wie Cannabis in Deutschland von der Ampel-Kolaition legalisiert werden wird, dürften Ergebnisse wie die des UN-Weltdrogenberichts sehr interessant sein. Wir haben noch einmal sieben Punkte gesammelt, die zeigen, warum die „Cannabis Legalisierung“ der Ampel nicht so unproblematisch ist, wie gedacht.
Diese 7 Punkte werden bei der Diskussion um die „Cannabis-Legalisierung“ der Ampel oft vergessen:
- In Ländern, die Cannabis legalisieren, konsumieren mehr Menschen Cannabis
Schaut man sich Nordamerika an, so hat laut UN der Cannabiskonsum und die Häufigkeit des Cannabiskonsums genau in den Bundesstaaten zugenommen, die den nicht-medizinischen Gebrauch von Cannabis legalisiert haben. Auch der Cannabiskonsum von Jugendlichen sei laut UN dort viel höher, wo Cannabis nicht verboten sei. Er stieg kontinuierlich: Im Jahr 2020 wurde der tägliche oder fast tägliche Cannabiskonsum unter Schüler:innen auf 4,1 Prozent geschätzt – 1991 waren es nur ein Prozent, so berichtet die UN schon 2021. Im Allgemeinen sei der Anteil an Cannabis-Konsument:innen im vergangenen Jahrzehnt gestiegen. - Drogen-Behandlungen brauchen 35 Prozent aller Menschen wegen ihres Cannabiskonsums
Dass immer mehr Menschen Cannabis konsumieren, stehe im Zusammenhang mit psychiatrischen Behandlungen, heißt es im UN-Bericht von 2022. Zwischen 2010 und 2019 stieg in der Europäischen Union der Anteil an Personen, die sich mit Cannabis als Primärdroge in Behandlung begaben, von 27 auf 35 pro 100 000 Personen an. Das bedeutet: 2019 wurden 35 Prozent aller Personen in Drogen-Behandlung wegen ihres Cannabiskonsums behandelt.
Die UN nimmt in ihrem Bericht Deutschland als Paradebeispiel. Hier wurden zeitgleich mit dem Anstieg des Cannabiskonsums eine wesentlich stärkere Zunahme der Cannabis-bedingten Schäden beobachtet, heißt es. Der Cannabiskonsum sei insbesondere seit 2013 um 50 Prozent, gleichzeitig hätten die Aufnahmen wegen psychischer und Verhaltensstörungen aufgrund von Cannabiskonsum zwischen 2000 und 2018 erheblich zugenommen. - Der THC-Gehalt in Cannabis steigt immer weiter an
Der durchschnittliche THC-Gehalt von in Europa beschlagnahmtem Cannabiskraut ist seit 2009 um fast 40 Prozent gestiegen. Dass das THC in Cannabis steigt und das CBD sinkt, erhöhe laut UN die Gesundheitsrisiken, da CBD einige der psychoaktiven Wirkungen von THC auf den menschlichen Körper abschwächen könne. Ein höherer THC-Anteil könne die Abhängigkeit und das Risiko psychiatrischer Begleiterkrankungen erhöhen. - Junge Menschen stufen Cannabis als immer weniger gefährlich ein
Schon im UN-Weltdrogenbericht 2021 wird deutlich, dass Jugendliche und junge Erwachsene Cannabis als immer weniger „gefährlich“ einstufen. Und das, obwohl immer mehr THC im heutigen Cannabis enthalten ist (siehe oben). Verschiedene Cannabisprodukte werden also immer potenter, doch die Zahl der Jugendlichen, die die Droge als schädlich ansehen, nimmt rapide ab – ein Trend, der die negativen Auswirkungen von Cannabis auf die jüngeren Generationen verstärken könnte, schreibt die UN. - Cannabis-Konsum bei jungen Menschen kann langfristige Schäden verursachen
Besonders problematisch sei diese falsche Einschätzung deswegen, weil Cannabiskonsum unter Jugendlichen mit kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht werde, so der UN-Bericht. Wer schon in jungen Jahren Cannabis konsumiere, könne sein Gehirn langfristig schädigen. Dazu gehörten verlangsamtes Gedächtnis, verhinderte Selbstkontrolle, Auswirkungen auf den Gedächtnisabruf und das perzeptive Denken (also die Fähigkeit, anhand von Bildern oder visuellen Informationen zu denken und zu schlussfolgern). - Cannabis verursacht hohe psychische Abhängigkeit
Die körperliche Abhängigkeit bei Cannabis ist zwar nicht so groß, aber die psychische umso mehr. Dies schreibt die „Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen“ (DHS), deren Suchtexpertin wir auch schon bezüglich des Werbeverbotes für Alkohol befragt haben. Die psychische Abhängigkeit sei mit dem zwanghaften Wunsch verbunden, zu konsumieren – bei Cannabis könne die sehr intensiv ausgeprägt sein. - Cannabis wird mit psychotischen Symptomen in Verbindung gebracht
Außerdem ist relativ unstrittig, dass Cannabis ein höheres Risiko beinhaltet, psychotische Symptome zu entwickeln. Laut DHS konnte in Studien festgestellt werden, dass Cannabiskonsumenten ein 1,4-fach und regelmäßig Konsumierende ein 2,1-fach erhöhtes Risiko für Psychosen haben. Besonders nach hohen Dosen von THC könne eine toxische Psychose ausgelöst werden, die durch Desorientiertheit, Halluzinationen, Depersonalisierung (gestörtes Ich-Gefühl) und paranoide Symptome gekennzeichnet sei. Es gebe auch Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Psychosen sowie Schizophrenie festgestellt haben, schreibt die DHS in einem Paper über Cannabis. Es spreche einiges dafür, dass der Cannabiskonsum den Ausbruch einer Schizophrenie bei hierfür anfälligen Personen beschleunigen könne.
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