Patterson (75) ist Krimiautor und veröffentlichte laut npr in den letzten drei Monaten eine Autobiografie und verfasste ein Buch mit Sängerin Dolly Parton. In einem Interview mit der britischen Sunday Times sagte er, er befürchte, dass es für weiße Männer schwierig geworden sei, Jobs im Film- und Verlagswesen zu bekommen, und nannte dies „nur eine andere Form des Rassismus“.
„Kann man einen Job finden? Ja. Ist es schwieriger? Ja“, sagte Patterson. Für ältere Autoren ist es noch schwieriger. Man trifft nicht viele 52-jährige weiße Männer.“
Drei Tage nach der Veröffentlichung des Interviews entschuldigte Patterson sich auf Social Media: „Ich glaube absolut nicht, dass weiße Schriftsteller:innen rassistisch diskriminiert werden.“ Aber seine Kommentare hinterließen ihre Spuren in der „Buch-Bubble“ auf Twitter, wo sich die Mitglieder der Buchgemeinschaft gegen seine frustrierenden Aussagen wehrten.
Brown sagte gegenüber BuzzFeed News US, dass Pattersons Kommentare bei ihr als Schwarze Frau „einen Nerv getroffen“ hätten. „Es ist Teil eines perfiden Systems, mit dem viele BIPOC-Schriftsteller:innen und ich kämpfen müssen. Einige wenige Erfolge von POC-Autor:innen in unserer Branche werden als eine übermächtige Bewegung angesehen, die weiße Autor:innen verdrängt“, sagt Brown. Ähnliche Tendenzen, bei denen eine Minderheit als übermächtig gesehen wird, ist die Verschwörungsideologie „Genderismus“, bei der Trans-Personen und Homosexuelle als Bedrohung dargestellt werden.
Stattdessen sei die Buch-Branche nach wie vor stark auf weiße Autor:innen ausgerichtet. Auch die Mehrheit der Verlagsmitarbeiter:innen – von Redakteur:innen bis Vertriebs- und Marketingvertreter:innen – seien ebenfalls weiß, so Brown. Laut der New York Times wurden 89 Prozent der 2018 veröffentlichten Bücher von weißen Autor:innen geschrieben. Die sogenannte „Diversity Baseline Survey“ ergab, dass 85 Prozent der Personen, die Buchrechte erwerben und Skripte bearbeiten, ebenfalls weiß sind.
Nicht nur im Verlagswesen werden POC benachteiligt. Auch in der Medizin haben Schwarze Menschen mit Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen.
„Die Vorstellung, dass weiße Menschen im Verlagswesen unter Rassismus leiden, ist Unsinn“, sagt Margaret Owen, eine weiße YA-Fantasy-Autorin. „Ich denke, wenn man als weiße:r Autor:in Probleme hat, Arbeit zu finden, sollte man darüber nachdenken, ob das nicht vielleicht etwas mit einem selber zu tun hat.“
Mehrere Personen wiesen darauf hin, dass Patterson früher unter seinem Jimmy-Patterson-Verlag Kinderbücher von POC-Autor:innen veröffentlichte, jetzt aber nur noch Bücher druckt, die er alleine oder mit jemandem zusammen schrieb. Seine ganze „weiße Autoren leiden“-Geschichte kommt nach der „Ich will von der Vielfalt profitieren“-Sache“, schrieb die lateinamerikanische Grafikdesignerin und Autorin Sandra Proudman auf Twitter.
Bibliothekar:innen merkten an, dass Patterson, der mehr als 200 Bücher geschrieben hat, im literarischen Bereich viel (buchstäblichen) Platz einnimmt. „Unsere Bibliothek hat alle James Patterson Bücher rausgeschmissen und durch den zusätzlichen Platz haben wir jetzt einen neuen 1000 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum.“
„Als Bibliothekarin kann ich nur sagen, dass meine Bibliothek immer noch mehr Patterson-Bücher als von fast jedem:r anderen Autor:in hätte, selbst wenn wir die Hälfte seiner Bücher durch welche von POC-Autor:innen ersetzen würden“, schrieb @dirty_librarian auf Twitter.
Patterson ist einer der reichsten heute lebenden Schriftsteller:innen – der New Yorker hat gerade ein Portrait von ihm veröffentlicht, das sich um seinen Reichtum dreht. Dank seiner 400 Millionen verkauften Bücher, seines Verlags und seiner Produktionsfirma, die diese Bestseller dann als Fernsehserien oder Filme adaptiert. Auf diese Liste 18 guter Buchadaptionen hat es leider keines seiner Werke geschafft.
Im Gegensatz dazu erhalten Schwarze Autor:innen – sowohl in der Vergangenheit als auch heute noch – oft geringere Honorare für ihre Arbeit. Brown erklärt gegenüber BuzzFeed News US, dass der Hashtag #PublishingPaidMe, der von der Autorin L.L. McKinney ins Leben gerufen wurde, diese Ungleichheit deutlich macht.
„Dazu kommt außerdem, dass wir sowohl vor als auch nach der Veröffentlichung unserer Bücher mit Rassismus und Vorurteilen zu kämpfen haben“, so Brown. „Ich würde mir wünschen, dass BIPOC mehr unterstützt werden, und zwar in Form von angemessenen Honoraren und besserem Marketing für Bücher, die von BIPOC-Autor:innen verfasst wurden. Außerdem sollten mehr BIPOC Autor:innen eingestellt und BIPOC-Mitarbeiter:innen weiter beschäftigt werden.“
Obwohl vor allem die Geldgeber:innen der Verlage Einfluss nehmen können, ließ Book-Twitter nicht locker und bombardierte Patterson mit Statistiken und Memes. Das reichte für eine Erklärung des Autors und vielleicht wird sich das bei den Verantwortlichen rumsprechen.
Autorin ist Keelsey Weekman. Der Artikel erschien am 15. Juni 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Friederike Hilz.