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8 Tweets zum „peinlichen Fehler“ der Staatsanwaltschaft bei Attila Hildmann – „ein Desaster“

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Von: Robert Wagner

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Die Berliner Staatsanwaltschaft räumt Fehler ein: Attila Hildmann ist wohl doch kein türkischer Staatsbürger. Twitter-User:innen können nur mit dem Kopf schütteln.

Der ehemalige Promikoch Attila Hildmann wurde während der Corona-Pandemie zu einem der größten Propagandisten antisemitischer Verschwörungsideologien, an die auch Angehörige der Gen Z glauben. Im Februar 2021 erließ die Berliner Staatsanwaltschaft deshalb einen Haftbefehl unter anderem wegen Volksverhetzung gegen den Rechtsextremisten, der daraufhin in die Türkei floh. Lange hieß es, Hildmann könne als türkischer Staatsbürger nicht ausgeliefert werden, doch nun kommt raus: Offenbar hat er nur die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat einen Ermittlungsfehler begangen und das am 18. Oktober dem Stern bestätigt. „Die Ermittlungen laufen weiterhin und nach hiesiger Kenntnis besitzt der Beschuldigte nur die deutsche Staatsangehörigkeit“, wird die Staatsanwaltschaft zitiert. Damit rückt eine Auslieferung Hildmanns, der auf der Fahndungsliste von Europol und Interpol steht, in den Bereich des Möglichen.

Staatsanwaltschaft Berlin übernahm Hildmanns Behauptungen offenbar ungeprüft

Das Brisante: Dieselbe Staatsanwaltschaft hatte seit März 2021 stets behauptet, der flüchtige Rechtsextremist habe neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft, was eine Auslieferung praktisch unmöglich mache. Hildmann, der in Berlin als Kind türkischer Eltern zur Welt kam und von deutschen Eltern adoptiert wurde, behauptete dies damals auf Telegram (das laut Studie übrigens Gewalt befeuert). Die Behörde übernahm diese Behauptung zumindest nach außen offenbar ungeprüft. Der Stern spricht von einem „peinlichen Fehler“.

Erst im Juni 2022 teilte die Berliner Staatsanwaltschaft dem Stern mit, dass nun geprüft werde, ob Hildmann tatsächlich türkischer Staatsbürger sei. Das wurde jetzt offenbar ausgeschlossen. Auf Twitter fragen sich viele, warum die Staatsanwaltschaft dieser Frage nicht früher nachgegangen ist. Hildmann hätte dann womöglich schon längst nach Deutschland ausgeliefert werden können. Schon lange gab es Zweifel an der Darstellung Hildmanns, er habe beide Pässe. Diese Zweifel hatte er selbst auf seinen zahlreichen Telegramkanälen genährt.

1. Dieser Twitter-User hat bereits im September 2021 auf die Ungereimtheiten in Hildmanns Äußerungen hingewiesen.

2. Lars Wienand von t-online möchte nicht an einen „peinlichen Fehler“ glauben. Dafür habe es zu viele Fragen gegeben.

3. Die Bundestagsabgeordnete und Rechtsextremismusexpertin Martina Renner (Die Linke) sieht auch die Bundesregierung in der Schuld.

4. Josef Holnburger, Experte für Verschwörungsideologien, spricht von einem Desaster.

5. Ebenso seine Kollegin Pia Lamberty. Sie kann nur noch mit dem Kopf schütteln.

6. Der Extremismusexperte Miro Dittrich fragt die Staatsanwaltschaft direkt, ob sie sich damals auf den Inhalt von Hildmanns Telegramkanal verlassen hat. Lars Wienand macht darauf aufmerksam, dass man in diesem Fall auf die Ungereimtheiten in Hildmanns Darstellungen gestoßen wäre.

7. Der jüdische Aktivist Ruben Gerczikow sieht im Fall Hildmann ein „Worst Practice-Beispiel der deutschen Antisemitismusbekämpfung.“

8. Angesichts dieses Ausmaßes an Behördenversagen verfällt mancher in purem Zynismus...

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