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„Gibt es Pools in Afrika?“ – Tiktokerin räumt mit rassistischen Klischees über ihre Heimat auf

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Von: Felicitas Breschendorf

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Screenshot von TikTok-Videos von Charity Ekezie. In ihren Videos beantwortet die TikTokerin Charity Ekezie ironisch Fragen über Afrika.
In ihren Videos beantwortet die TikTokerin Charity Ekezie ironisch Fragen über Afrika. © Charity Ekezie/ TikTok/ Screenshot

Die Tiktokerin Charity Ekezie wehrt sich gegen Klischees über Afrika. BuzzFeed News hat sie gefragt, wie sie dabei so viel Humor haben kann.

Auch noch im Jahr 2022 haben westliche Personen eine Menge Klischees über Afrika. Das wird klar, wenn man die Videos der Tiktokerin Charity Ekezie ansieht. Die 31-Jährige lebt in Nigeria. Seit sie vor zwei Jahren mit Tiktok anfing, schreiben ihr Menschen aus westlichen Ländern Kommentare: „Wie kannst du überhaupt glücklich sein, wenn du keine fancy Dinge in Afrika kaufen kannst?“ oder „Wie laden Menschen in Afrika ihr Handy auf?“ In ihren Videos geht Ekezie auf diese Fragen ein und bricht die Klischees, die mit ihnen verbunden sind, auf.

„Es ist mir wichtig, dass westliche Personen Afrika nicht mehr in so einem schlechten Licht sehen“, sagt Ekezie im Gespräch mit BuzzFeed News DE Sie möchte dazu beitragen, dass sich das internationale Bild über Afrika verändert.

„Gibt es Pools in Afrika?“, wird Ekezie auf TikTok gefragt

In den Kommentaren an Ekezie zeigt sich immer dasselbe Klischee. Viele TikTok-User:innen scheinen anzunehmen, dass Afrika arm und unzivilisiert sei. „Gibt es Pools in Afrika?“, wird Ekezie gefragt. Oder: „Gibt es Makeup-Produkte?“ Aber nicht nur, ob es Luxus in Afrika gibt, fragen Tiktok-User:innen. Auch bei lebensnotwendigen Dingen wie Toilettenpapier oder Wasser zweifeln einige. „Viele Menschen im Westen glauben, dass Afrikaner:innen im Dschungel leben“, sagt sie gegenüber BuzzFeed News DE „Also ich habe zum ersten Mal einen Löwen im Zoo gesehen“, lacht sie.

BuzzFeed News DE hat schon einmal mit einem Tiktoker gesprochen, der mit kulturellen Klischees aufräumt: Liam Carpenter.

Tiktok: Ekezie reagiert mit Ironie auf Vorurteile

Wenn Ekezie auf Tiktok auf die Vorurteile reagiert, tut sie das mit viel Ironie. Auf die Frage, ob es Toilettenpapier in Afrika gibt, sagt sie: „Immer wenn wir aufs Klo müssen, gehen wir dafür in den Wald und nehmen ein paar getrocknete Blätter und Feigen.“ Gleichzeitig zeigt Ekezie viele Rollen Klopapier im Hintergrund. Fast 11 Millionen Aufrufe hat das Video auf TikTok (siehe unten).

Auch bei anderen Produkten wie Süßigkeiten spielt sie dasselbe ironische Spiel – und ist damit erfolgreich:

Hintergrund der Tiktok-Kommentare: Westliche Medien vermitteln falsches Bild

Westliche Medien würden laut Ekezie ein falsches Bild von Afrika vermitteln. Viele Tiktok-User:innen, die ihr schreiben, kommen mit Afrika über Spendenaufrufe im Fernsehen in Kontakt. In den Clips sehen sie ausgehungerte Schwarze Kinder. „Es gibt kaum Sendungen, die zeigen, wie Afrika sich entwickelt hat“, sagt Ekezie. „In Afrika leben auch reiche Menschen.“ Ekezie kritisiert auch, dass in westlichen Schule zu wenig über Afrika aufgeklärt werde.

In den Kommentaren auf TikTok steckt auch Rassismus, sagt Ekezie

Der Hauptgrund für die Kommentare sei Ignoranz, glaubt Ekezie. Ein Teil komme aber auch von Rassismus. In Kommentaren, die Schwarze Menschen klar als unzivilisiert ansehen, schwinge immer auch Rassismus mit. Neben einer Menge positivem Feedback erhalte Ekezie also auch einige rassistische Nachrichten. Wie solch ein unterschwelliger Rassismus verhindert werden kann, damit setzt sich diese Buntstiftmarke auseinander und produziert Stifte in allen Hautfarben.

In den Kommentaren fragen Tiktok-User:innen sie auch zu der Geografie in Afrika. „Viele westliche Personen wissen nicht, dass Afrika ein großer, vielseitiger Kontinent ist“, sagt Ekezie. Stattdessen glauben Tiktok-User:innen in den Kommentaren, Afrika sei ein Land. Eine User:in fragte zum Beispiel, ob Marokko zu Afrika dazugehört. Auch in solchen Fragen steckt laut Ekezie Rassismus. „Weil die Menschen in Marokko hellere Haut haben und sie glauben, ganz Afrika sei Schwarz“.

Ekezie möchte mit ihren Videos auf eine lustige Art über Afrika aufklären

Warum steckt so viel Ironie in den Videos von Ekezie? „Weil es die Leute zum Lachen bringt und sie gleichzeitig aufklärt“, sagt die Tiktokerin. „Würde ich die Fragen einfach nur trocken beantworten, würde es niemanden interessieren.“ Die meisten ihrer Follower:innen leben nach ihren Angaben in den USA oder Europa. Darunter sind auch viele Schwarze Menschen, denen dieselben Fragen gestellt werden – auch wenn sie gar nicht in Afrika leben. Auch ihnen möchte Ekezie eine Stimme geben. Weil sie sich im normalen Alltag nicht sicher fühlen, fordern einige Schwarze Menschen für sich selbst Schutzräume – so auch diese Twitter-Nutzerin.

Ekezie begann eigentlich aus Langeweile im Lockdown mit Tiktok. Erst als ihr viele Fragen zu Afrika stellten, begann sie darüber Videos zu drehen. Am Anfang haben die Kommentare sie noch verletzt, erzählt sie BuzzFeed News DE. Weil sie aufzeigen, wie die Welt auf Afrika und damit auch auf Charity Ekezie und ihr Umfeld blickt. „Diese Klischees geben uns Afrikaner:innen das Gefühl, dass wir weniger wert sind.“ Auch, um mit solchen Gefühlen umzugehen, helfe ihr der Humor. Ähnlich ist es für den Tiktoker Dennis, der dort den „fränkischen Quoten-Asiaten“ mimt.

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