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Versteckte Nazi-Botschaft? Kennzeichen alarmiert den Staatsschutz

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Von: Sina Alonso Garcia

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Kennzeichen SIG HE 888
In Sigmaringen sorgte ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen „SIG-HE 888“ für Aufruhr (Fotomontage BW24). © Patrick Seeger/dpa

In Sigmaringen fiel einem Twitter-Nutzer ein Kennzeichen auf, das die Kombination SIG-HE enthielt. Da dahinter der Zahlencode 888 stand, hegte er einen schwerwiegenden Verdacht.

Sigmaringen - HH 18, AH 18, HH 88 und AH 88 - Kombinationen wie diese gelten als Nazi-Codes und sind daher in Baden-Württemberg als KfZ-Kennzeichen verboten. So steht etwa die Zahl 88 als Zahlencode für „Heil Hitler“, weil es sich beim H um den achten Buchstaben des Alphabets handelt, die Zahl 18 entsprechend für „Adolf Hitler“. Seit dem Jahr 1956 werden zudem bundesweit die Buchstabenkombinationen KZ, SA, SS, HJ und NS nicht mehr vergeben. Ein Twitter-Nutzer sichtete in Sigmaringen nun eine andere Kombination auf einem Kennzeichen, die ihn hellhörig machte.

„Wenn das ein Wunschkennzeichen ist, gehört der Halter angezeigt“, so der Twitter-Nutzer in seinem inzwischen gelöschten Beitrag, in dem er ein Foto von einem Auto teilte. Dessen Kennzeichen trug die Kombination SIG-HE-888, wie die Schwäbische Zeitung berichtet. Der Code kann als Abkürzung für den Ausruf „Sieg Heil“ der Nationalsozialisten verstanden werden - was auch der Twitter-Nutzer vermutet. In seinem Post adressierte er die Landesregierung in Stuttgart.

Twitter-Nutzer über auffälliges Kennzeichen: „Da redet mir keiner ein, dass das Zufall ist“

„Da redet mir keiner ein, dass das Zufall ist“, urteilt der Twitter-Nutzer über das auffällige Kennzeichen. Tatsächlich alarmierte die Landesregierung nach seinem Hinweis umgehend die Polizei. Nach einem Gespräch mit der Polizei und dem Landratsamt Sigmaringen erklärte der Antisemitismusbeauftragte des Landes, Michael Blume: „Ich habe keine Hinweise darauf, dass mit dem Kennzeichen ein politisches Statement ausgedrückt werden soll.“ Dennoch betonte er auf Twitter, dass das Kennzeichen durchaus auf einen antisemitischen Code hindeuten könne oder immerhin unsensibel gewählt wurde. Erst Ende 2021 wurde ausgerechnet dem Antisemitismus-Beauftragten selbst Judenhass vorgeworfen, weshalb er auf einer Antisemiten-Liste steht.

„Den Eindruck, den man gewinnen kann, ist durch die Haltung des Fahrzeuginhabers nicht bestätigt“, sagte Polizeipräsident Uwe Stürmer gegenüber der Schwäbischen Zeitung. Er könne „Entwarnung geben“. So habe sich die Abteilung Staatsschutz mit dem Fall beschäftigt und herausgefunden, dass der Halter des Fahrzeugs im Kreis Sigmaringen eine Firma betreibt. „H“ sei der Anfangsbuchstabe seiner Firma, „E“ der Anfangsbuchstabe eines seiner Kinder. Polizeipräsident Stürmer spricht von einem „dummen Zufall“.

Landratsamt Sigmaringen: Zahlenkombination SIG-HE 888 soll aus dem Bestand verschwinden

Bislang ist die besagte Zahlenkombination noch nicht von einem Verbot betroffen - vermutlich ist sie bisher noch niemandem aufgefallen. Wie Julian Ziegler, Fachbereichsleiter Bürgerservice im Landratsamt Sigmaringen, erklärte, werde man das Kennzeichen bei der nächsten Abmeldung aus dem Bestand nehmen. „Einem möglichen Missbrauch des Kennzeichens als verfassungsfeindliche Chiffre, welcher in Zukunft entstehen könnte, wollen wir damit zuvorkommen.“

Der Antisemitismusbeauftragte Michael Blume geht, ähnlich wie Polizeipräsident Stürmer, im Fall des Sigmaringer Kennzeichens von einem Zufall aus und betont: „Meine Einschätzung wäre eine strengere gewesen, wenn der Halter ein Funktionär einer rechtsradikalen Gruppe oder einer radikalen Rockergruppe gewesen wäre.“

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