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Rassistisches Spielzeug: Woran man es erkennt und was Eltern beachten können

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Von: Felicitas Breschendorf

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Puppen unterschiedlicher Hautfarbe, nebeneinander.
Bestimmte Puppen können laut der Kulturwissenschaftlerin Mascha Eckert rassistisch sein. © Joker/ imago

Rassismus gibt es auch bei Spielzeugen, wie eine Ausstellung in Nürnberg zeigt. Manche Puppen können problematisch sein. Andere Spielzeuge haben anti-rassistisches Potenzial.

Nicht jedes Spielzeug ist harmlos. Bei bestimmten Puppen und anderen Objekten können sich rassistische Stereotype verstecken. Das wird in der aktuellen Ausstellung „Spielzeug und Rassismus“ im Spielzeugmuseum in Nürnberg gezeigt. Wir haben mit der Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin Mascha Eckert darüber gesprochen, woran man rassistisches Spielzeug erkennen kann – und warum es wichtig ist, darüber zu sprechen.

„Rassistisches Spielzeug vermittelt Kindern ein abwertendes Bild von Schwarzen Menschen. Das geschieht meistens unterbewusst“, so Eckert. Es gebe aber auch den Extremfall, in dem Kinder gesehene Gewalt an Schwarzen Menschen direkt auf ihr Spielzeug übertragen. In den USA habe es zur Zeit der sogenannten Rassentrennung Berichte von Kindern gegeben, die Lynchjustiz an Schwarzen Puppen ausüben. Eckert, die Europäische Ethnologie studiert hat, beschäftigt sich hauptsächlich mit Spielzeug, das sich auf Schwarze Menschen bezieht. „Es existiert aber auch rassistisches Spielzeug, das andere Gruppen diskriminiert. Wie etwa anti-asiatisches Spielzeug.“

Schwarze Menschen werden in rassistischem Spielzeug „tierähnlich“ oder „wild“ dargestellt

Rassistisches Spielzeug habe sich aus der Kolonialzeit heraus entwickelt. „In dieser Zeit waren rassistische Stereotype stark verbreitet“, erklärt Eckert. Es gab zum Beispiel die Ansicht, dass BIPoC „tierähnlich“ oder „wild“ seien. „Man hat sich damit ganz eindeutig über Schwarze Menschen gestellt und wollte deren Ausbeutung rechtfertigen“, so Eckert. Wenn Spielzeuge solche Stereotype besitzen, handele es sich um rassistisches Spielzeug.

Ein Beispiel für rassistisches Spielzeug sei eine Schwarze Puppe, die mit einem Leopardenlendenschutz gekleidet sei. „Diese Puppe entspricht nicht der Realität einer Schwarzen Person, sondern dem Bild, das man von Schwarzen Menschen zeigen wollte“, sagt Eckert. Die Puppe bekräftige das rassistische Vorurteil, dass BIPoC keine Kultur hätten. Werden schwarze Puppen mit härteren Gesichtszügen dargestellt als weiße, seien diese ebenfalls rassistisch.

Von Schwarzer Babyborn bis Schwarzer Peter – Rassistisches Spielzeug hat viele Facetten

Das Kartenspiel Schwarzer Peter.
Das Kartenspiel „Schwarzer Peter“ ist laut Mascha Eckert rassistisch, wenn eine schwarze Person darin vorkommt. © Horst Rudel/ imagoo

„Heutzutage kommt rassistisches Spielzeug nicht mehr im gleichen Maße vor als noch in der Kolonialzeit“, betont die Kulturwissenschaftlerin. Die Schwarze Puppe mit dem Leopardenlendenschutz sei jedoch ein neu produziertes Spielzeug. Auf Ebay stoße man außerdem auf veraltetes, rassistisches Spielzeug. Nach einer Recherche von BuzzFeed News findet man dort das Kartenspiel „Schwarzer Peter“. Eine der Karten zeigt einen Schwarzen Jungen. Wer diese Karte nicht weitergeben kann, hat verloren.

Auch problematische Puppen gebe es weiterhin zu kaufen. „Sie geben keine abwertenden Stereotype wieder, machen es sich aber zu einfach.“ In der Reihe der Marke Babyborn gibt es zum Beispiel eine Ausgabe mit Schwarzer Hautfarbe. „Es reicht nicht aus, eine weiße Puppe in schwarzer Farbe einzufärben“, sagt Mascha Eckert. Die Nasen- oder Lippenform oder die Haarstruktur schwarzer Menschen müssen zum Beispiel ebenfalls berücksichtigt werden.

Rassistisch oder nicht? Was Eltern beim Spielzeug-Einkauf beachten können

Spielzeug ist nicht nur zum Spielen da, es bringe Kindern auch etwas über die Gesellschaft bei. „Mit Spielzeug begreifen die Kinder wortwörtlich die Welt“, so Eckert. Spanien hat deshalb pinkes Spielzeug verboten, weil es Geschechterklischees bedient. Es könne als Elternteil durchaus sinnvoll sein, sich mit dem Spielzeug auseinanderzusetzen, bevor man es kauft. „Es ist immer gut, sich die Spielzeuge anzuschauen und zu überlegen: Was gebe ich meinem Kind mit?“, erklärt die Kulturwissenschaftlerin.

Gleichzeitig könne Spielzeug positiv dazu beitragen, Kinder für Rassismus zu sensibilisieren. Firmen wie Pebbles und Little Ashé produzieren deshalb sogenanntes antirassistisches Spielzeug. Die Darstellung von BIPoC sei hier „realistisch und wertschätzend.“ „Antirassistisches Spielzeug kann Schwarzen Kindern helfen, sich mit etwas zu identifizieren und sich repräsentiert zu fühlen. Weiße Kinder wiederum können dadurch Vielfalt als selbstverständlich und als positiv wahrnehmen“, sagt Eckert.

Schwarze Kinder können sich durch anti-rassistisches Spielzeug besser repräsentiert fühlen

Eine anti-rassistische Puppe.
Eine anti-rassistische Puppe kann laut Mascha Eckert einen positiven Effekt auf Kinder haben. © Berny Meyer/ Spielzeugmuseum

Antirassistisches Spielzeug können laut Eckert Puppen sein, die Schwarzen Menschen tatsächlich ähnlich sehen. Oder man zeige Schwarze Menschen in Situationen, in denen sie im Spielzeugkontext normalerweise nicht die Norm sind – etwa indem sie einen Bagger fahren. Ein weiteres Beispiel sei ein Tischkicker, dessen Figuren eine unterschiedliche Herkunft haben. „Es steckt wahnsinniges Potenzial darin, wenn man Kindern diverses Spielzeug gibt“, sagt die Kulturwissenschaftlerin. Das gelte nicht nur für antirassistisches Spielzeug, sondern auch etwa für Puppen mit Downsyndrom.

Wie sollte die Gesellschaft nun aber mit rassistischem Spielzeug umgehen? Eine Möglichkeit sei laut Eckert, das Spielzeug umzubenennen oder neu zu gestalten. Beim Kartenspiel Schwarzer Peter wird der Schwarze Peter in neueren Spielen durch eine schwarze Katze oder einen Schornsteinfeger ersetzt. Ein Spielzeug umzudeuten, hat vor Kurzem auch die Tierschutzorganisation Peta der Spielefabrik Lego ans Herz gelegt. Die Tierschutzorganisation Peta hatte Lego kritisiert, weil ihr Bauernhof-Set falsche Werte vermittele. Sie empfahl, den Bauernhof in „Lebenshof“ umzubenennen.

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