Neuseeland führt Rauchverbot ein – Suchtverband fordert „tabakfreies Deutschland“

In Neuseeland dürfen künftige Generationen nicht mehr rauchen. Was muss für ein Rauchverbot in Deutschland passieren?
In Deutschland rauchen insgesamt 23,8 Prozent Frauen und Männer ab 18 Jahren, zeigen Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit. In Neuseeland, wo vor Kurzem Behördensprache verboten wurde, sind es acht Prozent, die täglich rauchen. Das Land will nun künftigen Generationen das Rauchen gesetzlich verbieten. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Nach dem Gesetzespaket, das im nächsten Jahr in Kraft treten soll, dürfen Menschen, die am oder nach dem 1. Januar 2009 geboren wurden, kein Tabak mehr kaufen. Das bedeutet: Wer Anfang nächsten Jahres 14 Jahre oder jünger ist, darf sein ganzes Leben lang nicht rauchen, auch wenn er oder sie irgendwann 18 wird.
Die Zahl der lizenzierten Tabakverkaufsstellen soll zudem bis Ende 2023 von 6000 auf 600 reduziert werden. Außerdem soll der Nikotinanteil in tabakhaltigen Produkten sinken. Die Maßnahmen zählen zu den strengsten der Welt: Verstöße können Strafgelder in Höhe von bis zu 150.000 Dollar (umgerechnet rund 91.000 Euro) zur Folge haben. In Deutschland sind keine vergleichbaren Gesetze geplant.
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und andere Organisationen fordern ein tabakfreies Deutschland
Bis 2025 will Neuseelands Regierung um Premierministerin Jacinda Ardern das Land „rauchfrei“ machen. 50 Gesundheits- und zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), verfolgen für Deutschland ein ähnliches Ziel. Im vergangenen Jahr legten sie eine „Strategie für ein tabakfreies Deutschland“ vor. „Sie sieht vor, dass im Jahr 2040 in Deutschland weniger als fünf Prozent der Erwachsenen und weniger als zwei Prozent der Jugendlichen Tabakprodukte oder E-Zigaretten konsumieren sollen“, berichtet Christina Rummel, Geschäftsführerin der DHS gegenüber BuzzFeed News DE. Von der Politik fordert der Suchtverband, „sich zu diesem Ziel zu bekennen“.
Maßnahmen, die für ein tabakfreies Deutschland nötig sind
Die „Strategie für ein tabakfreies Deutschland“ legt zehn Maßnahmen fest, damit Deutschland bis zum Jahr 2040 tabakfrei werden kann:
- Die Tabaksteuer jedes Jahr deutlich erhöhen
- Menschen, die aufhören wollen zu rauchen, besser unterstützen, und die Kosten für die Behandlung von Tabakabhängigkeit übernehmen.
- Die Werbung von Tabak vollständig verbieten (hier fordert eine Suchtexpertin ein vergleichbares Alkohol-Werbeverbot).
- Tabak nicht mehr so einfach verfügbar machen.
- Menschen vor Passivrauchen besser schützen.
- Kinder- und Jugendschutz beim Tabakkonsum verbessern.
- Regelmäßige Kampagnen gegen Tabakkonsum starten.
- Initiativen zur Tabakkontrolle und Alternativen zum Tabakanbau unterstützen.
- Tabakhersteller sollten politische Entscheidungen nicht beeinflussen.
- Maßnahmen regelmäßig überprüfen und anpassen.
Und was ist mit einem Verbot von E-Zigaretten und Elfbars?
Ausgenommen aus dem neuseeländischen Gesetz sind E-Zigaretten, wie ZEIT Online berichtet. Dabei rauchen in Neuseeland 8,3 Prozent der Erwachsenen täglich E-Zigaretten. Immer beliebter wird auch die Einweg-E-Zigarette Elfbar – besonders bei jungen Menschen. Laut einer britischen Studie haben 16 Prozent der elf- bis 17-Jährigen schon einmal an einer Elfbar gezogen. Auch in Deutschland ist die Elfbar aus dem Kiosk nicht mehr wegzudenken. In der „Strategie für ein tabakfreies Deutschland“ ist dementsprechend das Einschränken von E-Zigaretten-Konsum vorgesehen.
Warum sollte man Rauchen verbieten?
In der „Strategie für ein tabakfreies Deutschland“ heißt es, dass in Deutschland jährlich rund 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. Das entspreche einem Todesfall alle vier Minuten. „Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der niemand mehr an den Folgen des Tabakkonsums erkrankt oder stirbt oder von Nikotin abhängig wird“.
Wenn du selbst mit Nikotinsucht struggelst oder du aufhören willst zu rauchen, kannst du dich an die kostenlose Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wenden: 0 800 8 31 31 31.