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Gehörst du mit deinem Gehalt zur Mittelschicht oder überschätzt du deine Armut?

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Von: Jana Stäbener

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Viele haben eine falsche Vorstellung davon, wie wohlhabend sie im Vergleich mit anderen sind. Gehörst du auch dazu?

Eine neue Studie der Universität Konstanz zeigt: Die Mehrheit der Deutschen unter- oder überschätzt ihren Wohlstand. Bedeutet: Sie ordnen sich, egal wie viel oder wenig sie verdienen oder besitzen, häufig ungerechtfertigt der Mittelschicht zu. Das haben Forschende des Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ in ihrer groß angelegten Umfrage namens „Ungleichheitsbarometer“ herausgefunden.

Mittelschicht: Befragte klammerten tatsächliche Vermögensverteilung aus

Das Ungleichheitsbarometer ist eine repräsentative Online-Befragung, die 2020 das erste Mal in Deutschland durchgeführt wurde. In einer zweiten Erhebungswelle zwischen November und Dezember 2022 befragten die Wissenschaftler:innen der Universität Konstanz 6.300 Erwachsene. Sie mussten ihre relative Position auf einer zehnstufigen Einkommens- oder Vermögensleiter einschätzen.

Das Ergebnis: Die Selbsteinschätzungen blieben über die verschiedenen Stufen der Einkommens- und Vermögensleiter hinweg recht ähnlich. Befragte klammerten die tatsächliche Vermögensverteilung eher aus und ordneten sich der Mittelschicht zu – egal wie viel oder wenig sie verdienen. „Sie unterschätzen ihren relativen Reichtum und überschätzen ihre eigene relative Armut“, schreiben die Studienautor:innen.

Geringverdiener:innen sehen sich in der Mittelschicht, Großverdiener:innen ebenfalls– ungeachtet ihres tatsächlichen Vermögens. Das ergab das Konstanzer Ungleichheitsbarometer. (Symbolbild)
Geringverdiener:innen sehen sich in der Mittelschicht, Großverdiener:innen ebenfalls– ungeachtet ihres tatsächlichen Vermögens. Das ergab das Konstanzer Ungleichheitsbarometer. (Symbolbild) © Westend61/IMAGO/Collage

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Deutsche nehmen Vermögensungleichheit nicht richtig wahr

Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verdient ein Single in der Mittelschicht zwischen 1.500 und 4.000 Euro brutto im Monat. Etwa die Hälfte der Deutschen kann sich hierzu zählen. Beim Vermögen sieht es aber ganz anders aus: Das oberste Prozent der Haushalte verfügt laut Bundeswirtschaftsministerium über rund 27 Prozent des gesamten Vermögens. Die Hälfte aller Deutschen besitzt zusammen nur 2,8 Prozent des gesamten Vermögens. Vor 40 Jahren waren es noch fünf Prozent.

Trotzdem zählen sich die Menschen, was ihr Vermögen anbelangt, auch zur Mittelschicht, zeigt die Studie. Obwohl das Vermögen noch ungleicher als das Einkommen verteilt ist, nehmen es nur wenige so wahr. Sharon Baute, Co-Autorin der Studie, erklärt dazu in einer Pressemitteilung: „Bei den politisch aufgeladenen Debatten über Erbschafts- und Vermögensteuer etwa zeigt sich: Viele Menschen aus der Mitte der Gesellschaft glauben offenbar fälschlicherweise, sie seien von solchen Steuern direkt betroffen. Sie unterschätzen, wie viel vermögender andere im Vergleich zu ihnen selbst sind“.

Problematisch sei dies dann, wenn es um Umverteilungspolitik gehe, die armutsbetroffenen Menschen helfen könnte (hier erzählen, sie, worauf sie verzichten müssen). Wenn Menschen nicht verstehen, dass sie im Vergleich mit anderen so viel weniger haben, dann werde es laut den Forschenden unwahrscheinlicher, dass sie sich für Umverteilung einsetzen. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Bevölkerung für die ungleiche Verteilung von Vermögen mehr sensibilisiert werden muss, finden die Autor:innen.

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