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„Nur leichter CO2-Anstieg“: Habeck will mehr Kohle – Fridays For Future ist empört

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Von: Felicitas Breschendorf

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Robert Habeck spricht in Mikrofone. Fridays For Future: Um den Gasverbrauch zu verringern, müsse nicht auf Kohle, sondern auf Erneuerbare gesetzt werden.
Wirtschaftsminister Robert Habeck will wieder mehr Kohleenergie nutzen. © Sebastian Iwersen/ dpa/ Collage/ BuzzFeed

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich für ein Comeback von Kohlekraftwerken ausgesprochen. Fridays For Future kann seinen Entschluss kaum fassen.

Noch im Wahlkampf hatten sich die Grünen klar gegen Kohlekraft ausgesprochen. Nun hat Wirtschaftsminister Robert Habeck laut dem ZDF angekündigt, die Kohle reaktivieren zu wollen. Dieser Schritt sei notwendig, um Gas zu sparen. Er wird deshalb scharf von Fridays for Future kritisiert. Ein Wiedereinstieg in die klimaschädliche Kohle bedeute nicht „nur einen leichten CO2-Anstieg“, wie Habeck behauptet. Die Realität sei stattdessen, „dass die Bundesregierung […] die 1,5°C-Grenze aufgibt“.

Habeck: „Wenn nicht mehr genug Gas da ist, müssen wir auf Kohle zurückgreifen“

Grund für die Kehrtwende sei laut dem ZDF, dass uns durch die Energiekrise das Gas ausgehen könnte. Nord-Stream 2 wurde aufgrund des Ukraine-Kriegs gestoppt. Durch Nordstream 1 wiederum leitete Russland vergangene Woche 60 Prozent weniger Erdgas als sonst, wie Business Insider berichtete. Putin dreht Deutschland immer weiter das Gas ab. Schon im Winter könnte die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet sein, befürchtet Habeck. Fünf Tipps, wie ihr Energie sparen könnt, erfahrt ihr hier.

„Um den Gasverbrauch zu senken, soll weniger Gas zur Stromproduktion genutzt werden. Stattdessen werden Kohlekraftwerke stärker zum Einsatz kommen müssen“, heißt es in einem Strategiepapier Habecks, der dem ZDF vorliegt. Kohlekraftwerke sollen wieder ans Netz geholt werden und bis März 2024 weiterlaufen. „Das ist bitter“, gibt Habeck zu, „aber es ist in dieser Lage schier notwendig, um den Gasverbrauch zu senken.“ Den Schritt nicht zu gehen, würde zu leeren Gasspeichern führen. „Und dann sind wir politisch erpressbar“. Seine Entscheidung begründet er daher im Hinblick auf den Ukraine-Krieg.

Fridays For Future kritisiert Habeck scharf – „auf keinen Fall“ eine Option

Luisa Neubauer hat erst kürzlich bereits die Afrika-Reise von Olaf-Scholz kritisiert. Im Senegal hatte der Bundeskanzler um einen neuen Gasvertrag geworben. Robert Habeck hat in Katar neue Gaslieferungen verhandelt. Sein Besuch führte zu viel Spott im Netz. Nach neuem Gas befürwortet er jetzt also auch einen Wiedereinstieg in die Kohle. Die Klimaschutzbewegung zeigt sich auf Twitter empört. Es sei „auf keinen Fall“ eine Lösung, den Kohleausstieg rückgängig zu machen, so die Sprecherin Annika Rittmann. „Wir müssen hingegen Erneuerbare ausbauen und das können wir auch sehr schnell machen!“,

FDP-Chef Christian Lindner hatte laut dem ZDF zuletzt Fracking als Alternative vorgeschlagen, also Gas oder Öl mithilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herauszuholen, sowie ein Rückgang zur Atomkraft. Beides lehnt Rittmann ab. Atomkraft beschreibt sie laut dem ZDF als „gefährlich, mega teuer und klimaschädlich in der Herstellung des Urans“. „Wir sind aus der Kernenergie ausgestiegen und das ist auch gut so.“

Tausende Menschen wollen die Räumung des Braunkohle-Dorfs Lützerath verhindern

In dem Tweet erklärt Fridays For Future auch, „dass die Bundesregierung sehenden Auges die Dörfer im Rheinland und damit die 1,5°C-Grenze aufgibt“. Die Bewegung bezieht sich damit unter anderem auf den Gerichtsbeschluss, der dem Energiekonzern RWE erlaubt, Teile des Orts Lützerath in Nordrhein-Westfalen abzubaggern. Mit der Räumung soll der Braunkohleabbau in dem dort gelegenen Tagebau Garzweiler II gewährleistet werden. 5.000 Menschen haben deshalb in einer öffentlichen Absichtserklärung angekündigt, sich der Zerstörung des Orts entgegenstellen zu wollen, wie aus einer Presseerklärung von Fridays for Future hervorgeht.

„In Lützerath sehen wir leider weiterhin, wie die Politik und RWE die Klimakrise eskalieren lassen und unsere Lebensgrundlagen zerstören“, erklärt Darya Sotoodeh von Fridays for Future. Der Abbau von Kohle in Lützerath sei „mit der Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze und Klimagerechtigkeit unvereinbar“, heißt es in der Erklärung. Neben Aktivist:innen von Fridays For Future sind unter den Unterstützer:innen auch Anwohnende und ehemalige Mitglieder des Bundestages sowie Geschäftsführer von Umweltverbänden. Sollte die Landesregierung von NRW das Dorf für die Abbaggerung räumen lassen sollte, verpflichten sie sich, Widerstand zu leisten.

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