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9 Fakten zu Insolvenz, die auch Robert Habeck lesen sollte

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Von: Felicitas Breschendorf

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Habeck mit Sprechblase „Insolv...wie nochmal?“. Robert Habeck weiß auch nicht genau, was Insolvenz ist, könnte man bei seinem Maischberger-Auftritt meinen.
Robert Habeck weiß auch nicht genau, was Insolvenz ist, könnte man bei seinem Maischberger-Auftritt meinen. © Oliver Ziebe/ dpa/ WDR/ BuzzFeed News/ Collage

Görtz und Hakle gehen insolvent. Robert Habeck sorgt mit seinen Aussagen bei Maischberger zu einer drohenden Insolvenzwelle für Verwirrung. Hier sind 9 Fakten, die vielleicht auch für ihn interessant sind.

In den letzen Tagen häufen sich Nachrichten von Unternehmen, die insolvent gehen. Der Toilettenpapierhersteller Hakle hat Insolvenz angemeldet. Das Schuhgeschäft Görtz schließt sich dem an, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Derweil macht Robert Habeck #Insolvenz zum Nummer 1 Gesprächsthema bei Twitter. Aber was bedeutet Insolvenz eigentlich? Können wir ab heute keine Schuhe mehr bei Görtz kaufen? Ist das Unternehmen plötzlich weg vom Markt?

Bei einem TV-Aufritt bei Maischberger hat Habeck mit der Moderatorin darüber gestritten, was Insolvenz bedeutet. Das Thema: Aufgrund der Energiekrise könnten Unternehmen zunehmend insolvent gehen. Bei Bio-Supermärkten etwa sind bereits mehrere pleite gegangen. Bald könnte eine sogenannte „Insolvenzwelle“ entstehen. Robert Habeck weist im TV-Gespräch darauf hin, dass die Unternehmen womöglich gar nicht pleite werden, sondern nur eine gewisse Zeit nichts verkaufen. Maischberger beharrt darauf, dass das im Grunde doch auf dasselbe hinauslaufe. Ob ein Unternehmen kein Geld mehr hat oder sich aus dem Markt zurückzieht, sind jedoch verschiedene Dinge.

1. Warum gehen Görtz, Hakle & Co insolvent?

Görtz begründet seine Insolvenz laut dpa mit dem Ukraine-Krieg, der hohen Inflation und steigenden Energiepreisen. Das alles hätte zu „enormer Kaufzurückhaltung in den Filialen und im Onlinegeschäft“ geführt, teilte das Unternehmen mit. Auch bei Hakle hängt die Pleite mit der Energiekrise zusammen. Wirtschaftskrisen oder etwa die Pandemie führen immer wieder dazu, dass Firmen insolvent werden. Aber natürlich kann auch schlechtes Wirtschaften oder Unternehmensführung dazu führen.

Auch junge Menschen sind von der Energiekrise betroffen. Hier sind 11 Energiespar-Hacks, mit denen du nicht pleite gehst. Studierenden und Azubis hilft auch das dritte Entlastungspaket durch den Winter.

2. Was heißt „Insolvenz“ überhaupt?

Ein Unternehmen ist dann insolvent, wenn es zahlungsunfähig ist. Das bedeutet im Grunde, dass es seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann. In so einem Fall muss die Geschäftsführung beim Amtsgericht Insolvenz beantragen. Infos darüber gibt es beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Ein weiterer Grund für eine Insolvenz kann eine drohende Zahlungsunfähigkeit sein. Wenn ich als Abeitgeber:in etwa feststelle, dass ich zum Zeitpunkt der Frist nicht zahlungsfähig sein werde. Außerdem kann auch eine Überschuldung zur Insolvenz führen.

3. Kann ich die Produkte von Görtz, Hakle & Co weiter kaufen?

Insolvenz klingt sehr endgültig. Als müssten wir uns von der Marke oder den Produkten für immer verabschieden. Im Fall von Görtz teilte das Unternehmen laut dpa folgendes mit: „Alle Stores haben geöffnet“. Das Geschäft laufe uneingeschränkt weiter. Schuhe kannst du weiterhin bei Görtz kaufen.

Ein Insolvenzverfahren bedeutet zunächst nicht, dass Läden geschlossen werden. Auch Hakle-Klopapier wirst du in den nächsten Wochen noch im Regal sehen. Nach einem Antrag auf Insolvenz prüft das Amtsgericht laut RND, warum das Unternehmen überhaupt pleite ist. Außerdem stellt das Gericht fest, ob die Zahlbarkeit wieder hergestellt werden kann. Während dieser Prozess läuft, muss sich nichts am Verkauf ändern.

4. Was passiert mit den Beschäftigten bei einer Insolvenz?

Bei Görtz sieht es für die Arbeitnehmer:innen zunächst gut aus. Die Löhne und Gehälter der rund 1800 Beschäftigten seien laut dpa zunächst gesichert. Die nächsten drei Monate zahlt ihnen die Bundesagentur für Arbeit ihr Gehalt. „Insolvenzgeld“ nennt man das. Ab Dezember will Görtz die Löhne und Gehälter wieder selbst zahlen – das hängt von dem Ausgang des Insolvenzverfahrens ab.

5. Was ist ein „Sanierungsfall“?

Im Fall von Hakle und Görtz wird jeweils von einem „Sanierungsfall“ gesprochen. Ein Unternehmen ist dann ein Sanierungsfall, wenn es auch nach der Pleite erhalten werden soll. Das Ziel des Insolvenzverfahrens ist dann, seine Wirtschaftlichkeit wiederherzustellen. Diesen Prozess nennt man laut Duden „Sanierung“. Ob eine Sanierung des Unternehmens tatsächlich möglich ist, pürft das Gericht.

6. Was bedeuten die ganzen Insolvenz-Verfahren?

Bei News über insolvente Unternehmen stolperst du bestimmt über verschiedene Verfahren. Die Muttergesellschaft Ludwig Görtz GmbH hat etwa laut dpa ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Für zwei Töchterunternehmen von Görtz sei wiederum ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt worden. Bei Hakle war es nur Letzteres.

Insolvenz in Eigenverwaltung:  Die Geschäftsführung behält hierbei die Kontrolle über das Unternehmen. Sie planen sogar, dieses wirtschaftlich wiederherstellen. Diesen Prozess nennt man „Sanierung“. Das Gericht prüft dann mit einem Insolvenzverwalter die Geschäftsführung des Unternehmens.

Schutzschirmverfahren: Wird dieses Verfahren beantragt, liegt nur eine drohende Zahlungsfähigkeit vor. Die Sanierung wird erst noch vorbereitet und hat noch nicht begonnen. Das Unternehmen ist in dieser Zeit unter einem sogenannten rechtlichen „Schutzschirm“ geschützt – das heißt, dass die Gläubiger, denen es Geld schuldet, dieses noch nicht angreifen können. Auch hier behält die Geschäftsführung die Kontrolle über das Unternehmen, bekommt aber noch einen Insolvenzverwalter zur Seite gestellt. Innerhalb von drei Monaten muss das Unternehmen einen Insolvenzplan einreichen.

7. Was ist „Insolvenzverschleppung“?

Wenn Unternehmen feststellen, dass sie pleite sind, sind sie gezwungen, innerhalb von drei Wochen Insolvenz anzumelden. Wenn sie das nicht tun, spricht man von Insolvenzverschleppung. Die Unternehmen machen sich damit strafbar. Es kann eine Geldstrafe oder eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren folgen.

8. Sind die Unternehmen bei einer Insolvenz dann einfach „weg“?

Auch Vapiano war bis vor Kurzem noch insolvent. Das Insolvenzverfahren wurde nach Angaben der Wirtschaftswoche bereits beendet. Trotzdem begegnen wir den Restaurants noch sehr häufig. Das liegt daran, dass ein Teil der Vapiano-Restaurants verkauft wurden, in denen jetzt ein Neustart probiert wird.

Die Entscheidung des Gerichts bei einem Insolvenzverfahren kann nämlich unterschiedlich aussehen: Wird die Firma komplett wiederhergestellt? Wird sie nur teilweise aufgelöst oder tatsächlich stillgelegt? In jedem Fall muss es etwas mit dem Unternehmen passieren, damit es ihre Schulden zurückbezahlen kann: Beschäftigte müssen entweder gekündigt oder Geschäftsstellen verkauft werden.

Selbst wenn Görtz von der Geschäftsführung nicht mehr weitergeführt werden darf, gibt es eine Option, damit die Läden bleiben: Görtz könnte weiterverkauft werden. In diesem Fall könnte der Name unter einer neuen Geschäftsführung weiter bestehen. Nur weil wir also weiterhin Schuhe von Görtz kaufen könnten, heißt es noch lange nicht, dass das ursprüngliche Unternehmen nicht insolvent war.

9. Kann ich als Privatperson auch insolvent gehen?

Ja, das kannst du. Jede Pritvatperson, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, kann Insolvenz beantragen.

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