10 Dinge, die du über das RS-Virus wissen solltest
Eine RSV-Welle rollt durch Europa. Viele Kliniken sind am Limit. Aber wie ansteckend und gefährlich ist das RS-Virus für Erwachsene? Hier sind 10 Dinge, die du wissen musst.
Besonders viele Kinderkliniken in Nordrhein-Westfalen und auch Sachsen sind gerade von Infektions-Wellen betroffen – in NRW-Kliniken „campieren Familien in der Notaufnahme“. Grund dafür ist die jährliche Grippewelle, die besonders früh dran sei und das RS-Virus (RSV bedeutet „Respiratorisches Synzytial-Virus“), das laut einem Sprecher der Düsseldorfer Universitätsklinik „vor allem die ganz Kleinen im ersten Lebensjahr“ treffe.
Florian Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) glaubt, dass Kinder aktuell „überraschend stark erkranken“, weil sie während der Corona-Pandemie teils stark isoliert waren. Nicht ohne Grund, denn auch Corona hat seine Tücken – das passiert in deinem Körper, wenn du dich mehrmals mit Corona infizierst.
Er spricht gegenüber dem Deutschlandfunk von „chaotische Bedingungen in den Kliniken“. Es gebe kaum freie Betten, es komme zu Überbelegungen und sehr weiten Transportwegen von erkrankten Kindern. Viele betroffene Kinder seien schwer krank und müssten beatmet werden.

RS-Virus: Alles über Ansteckung, Impfung und die Bedeutung für Erwachsene
Aber warum erkranken Kinder so schwer an RSV? Ist das RS-Virus etwa genauso gefährlich wie Sars-CoV-2? Und gibt es eine Impfung gegen RSV, so wie gegen Corona (hier erklären wir, ob du die neue Corona-Impfung gegen Omikron brauchst)? Wir fragen all das den Pneumologen Gernot Rohde vom Universitätsklinikum Frankfurt.
Der Lungenmediziner erklärt uns, dass die Forschung zur klinischen Bedeutung von RSV in Deutschland „immer noch in den Kinderschuhen“ stecke. „Daher führen wir aktuell eine groß angelegte nationale Studie zur klinischen Bedeutung von RSV durch, die mehrere 1000 Patienten einschließen soll.“ Unsere Fragen kann er jedoch schon jetzt beantworten.
Hier 10 Dinge, die du über RSV wissen solltest
- Was sind die typischen RSV-Symptome?
Die Symptome bei RSV ähneln einer Grippe, so Rohde zu BuzzFeed News DE. Typisch sind also Schnupfen, Fieber, Hals-, Kopf- und/oder Gliederschmerzen, Husten oder eben (eher RSV-spezifisch) in schweren Fällen auch Luftnot. - Wie gefährlich ist das RS-Virus für Kinder?
Etwa 70 Prozent der Patient:innen, die wegen des RS-Virus ins Krankenhaus kommen, sind zwischen null und vier Jahren alt. Man könne also sagen, dass das Virus für Kinder besonders gefährlich ist, sagt der Lungenarzt. Besonders hoch sei die Wahrscheinlichkeit einer Krankenhausaufnahme bei Säuglingen unter sechs Monaten. - Kann das RS-Virus für Babys tödlich sein?
Ja, in seltenen Fällen führe die Erkrankung zum Tode, so der Pneumologe. Statistisch gesehen sterben 0,1 Prozent der infizierten Kinder. - Wie ansteckend ist das RS-Virus bei Kindern, wie ansteckend bei Erwachsenen?
Das Virus verbreitet sich sowohl als Tröpfchen- (Husten) als auch als Schmierinfektion (über Türklinken, Einkaufswägen). Es ist ansteckender als Affenpocken, von denen wir dir erklären, wie du eine Infektion verhindern kannst. „Normalerweise weisen Kinder ab fünf Jahren eine Immunität gegen RSV auf, das heißt, es sind schützende Antikörper vorhanden“, erklärt Rohde. Im Alter nehme die Immunität wieder ab, und somit sei das Risiko einer Infektion wieder erhöht. „Somit sind also die besonders jungen und die besonders alten Menschen vorrangig gefährdet“, so Rohde. - Haben Erwachsene andere Symptome als Kinder?
Im Prinzip sind die Symptome bei Kindern und Erwachsenen ähnlich. Allerdings könne RSV bei Erwachsenen auch zu einer Verschlechterung von bereits vorhandenen Erkrankungen, wie Asthma, COPD (Raucherlunge) oder Herzschwäche führen. Die Risiken gerade für ältere Menschen sind mit der Grippe (Influenza) vergleichbar. - Was ist schlimmer: das RS-Virus oder das Corona-Virus?
Wenn man sich die aktuelle Krankheitslast durch Corona-Viren anschaut, dann sind beide Viren in etwa vergleichbar, meint der Experte. Denn momentan beobachte man bei Sars-CoV-2-Infektionen häufig nicht mehr so schwere Verläufe. Zu Beginn der Coronapandemie war jedoch ganz eindeutig Corona schlimmer. Mit Blick auf die gesamte Pandemie in Deutschland gab das RKI die Fallsterblichkeit laut Ärzteblatt mit 2,6 Prozent an. - Gibt es Impfungen gegen RS-Viren? Seit wann ist RSV überhaupt bekannt?
„Aktuell werden erste Ergebnisse von Phase III Studien diskutiert, die sehr vielversprechend sind, sodass wir Ende 2023 vielleicht schon mit der Zulassung von RSV-Impfstoffen rechnen können“, sagt Rohde. - Wie behandelt man vom RSV betroffene Kinder und Erwachsene?
In der Regel hört die Infektion irgendwann von selbst auf und braucht keine spezifische Therapie. In schwereren Fällen werden Patient:innen ins Krankenhaus aufgenommen und bekommen Infusionen zur Flüssigkeitsgabe und gegebenfalls auch Sauerstoff. Ganz schwere Fälle müssen künstlich beatmet werden. Eine spezifische antivirale Therapie sei bislang nicht zugelassen, in Einzelfällen werde das Virustatikum Ribavirin eingesetzt. „Wobei klinische Studien keinen eindeutigen Nutzen belegen konnten und es somit keine Empfehlung für den Einsatz gibt“, so Rohde.
Bei Säuglingen mit besonderen Risikofaktoren gebe es noch die Möglichkeit einer passiven Immunisierung mit Palivizumab, einem Antikörper gegen ein RSV-Oberflächeneiweiss (F-Protein). - Ab wann sollte man mit RSV unbedingt zum Arzt?
Meist merke man gar nicht, dass man RSV habe, denn es gibt ja keine RSV-Tests wie die Corona-Antigen-Tests. „Man hat halt eine Erkältung“, sagt der Pneumologe. Sobald die Beschwerden aber schwerwiegender werden, insbesondere bei Luftnot oder Kreislaufschwäche, sollte man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. - Gibt es bei einer RSV-Infektion Spätfolgen?
Bei schwer verlaufenden Infektionen im Säuglingsalter gebe es Spätfolgen. Inwieweit dies auch für Infektionen im Erwachsenenalter zutrifft, sei nicht ausreichend untersucht. Bei sehr schweren Verläufen (Intensivstation) ist jedoch davon auszugehen, dass Lungenschäden oder im schlimmsten Fall auch Schäden an anderen Organen entstehen – ähnlich wie bei Corona.
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