Über die Motivation für ihren #sadgirlwalk schreibt auch die TikTokerin @pupusaqueen.celia: „Wie kann man sich nach einer Therapie-Sitzung eigentlich nicht so richtig scheiße fühlen? Lol“. Diese Studie zeigt, in welchem Alter junge Menschen Depressionen bekommen.
Mehrere Tiktokerinnen posten Tutorials für „crying makeup“. In den Videos schminken sie sich aufgequollene Wangen und tränende Augen. „Dieses Video ist für emotional nicht stabilen Mädchen“, sagt die Tiktokerin @zoekimkenealy, bevor sie mit dem Schminken anfängt. „Ihr wisst, dass wir gut aussehen, wenn wir weinen“. Im Gegensatz zum #sadgirlwalk scheint es bei dem #cryingmakeup-Trend keinen Mental-Health-Hintergrund zu geben.
Vielen Tiktokerinnen geht es lediglich darum, traurig auszusehen. Was zunächst nach reinem Glorifizieren von Traurigkeit aussieht, kann jedoch eine Lebenseinstellung der Gen Z widerspiegeln.
Die Gen Z sorgt sich wie keine Generation vor ihr um ihre Existenz. Alle großen Bewegungen, um die Klimakrise zu stoppen, wurden von jungen Menschen ins Leben gerufen: Fridays For Future und Letzte Generation. Auch der Ukraine-Krieg und die Inflation macht den 14- bis 29-Jährigen laut einer Umfrage der Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann zu schaffen. Jeder fünfte junge Mensch hat demnach Schulden. Dieser Weltschmerz – die Sorge um die mögliche Zukunft – könnte mit der aktuellen Traurigkeit auf Tiktok zusammenhängen.
Die Videos zu #sadgirlwalk und #cryingmakeup posten junge Frauen auf Tiktok. Das Abstruse: Gerade Social Media ist ein Ort, der für die mentale Gesundheit nicht besonders förderlich ist. Verschiedene Studien zeigen, dass eine hohe Nutzung von TikTok, Snapchat und Co depressiv macht. Hinzukommt, dass die Gen Z besonders viel auf Social Media unterwegs ist – sie leben quasi auf Tiktok, Instagram und BeReal.