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Darum mache ich dieses Jahr einen „Self-Care January“

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Zeichnung: Eine Frau sitzt mit einer Katze auf dem Schoß auf einem Stuhl. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.
Selbstfürsorge wird oft vergessen, ist aber so wichtig! © María Medem für BuzzFeed News US

Neues Jahr, neue Vorsätze? Wir erklären, wieso du dir im Januar lieber Zeit für dich selbst nehmen solltest, statt große Ziele zu verfolgen.

Jahr für Jahr das Gleiche: Bei fast allen Neujahrsvorsätzen geht es um Fitness, Abnehmen oder andere Versuche, „gesünder“ zu leben. Der einzige Unterschied, der mir in den vergangenen Jahren aufgefallen ist, ist der Fokus auf den Monat Januar. Man hört weniger von langfristigen Zielen für das ganze Jahr, sondern mehr von einer extremen Veränderung des Lebensstils, die dann nur einen Monat anhält (und auch nur einen Monat anhalten soll).

Von „Dry January“ bis „Veganuary“ bin ich immer wieder auf diese neue Art von Vorsätzen hereingefallen. Vielleicht fühlt es sich einfacher an, so etwas erstmal nur einen Monat zu machen, anstatt ein ganzes Jahr. Oder vielleicht sind alle davon überzeugt, dass es wirklich nur 21 Tage dauert, um eine Gewohnheit zu entwickeln (das ist ein Mythos, der schon lange widerlegt ist). Oder denken, dass, wenn man sich in diesem Zeitraum an seine Vorsätze hält, der Rest wie von selbst kommt.

Self-Care January: Zu hohe Erwartungen sind kontraproduktiv

Gail Saltz, außerordentliche Professorin für Psychiatrie am New York Presbyterian Hospital vom Weill-Cornell Medical College, erklärt, dass es weniger wahrscheinlich ist, extreme Ziele zu erreichen. Noch niedriger ist die Erfolgswahrscheinlichkeit, wenn man sofort Ergebnisse sehen will und sich keine Zeit nimmt. Besser ist also ein Self-Care January.

„Die psychische Gesundheit von Menschen, wie viel Stress sie gerade haben, wie erschöpft oder ausgebrannt sie sind, ob sie die Willenskraft aufbringen können – das alles ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich“, so Saltz. „Die Vorstellung, dass man sich Ziele fürs neue Jahr vornimmt und die dann auch umsetzen muss, egal wie es einem persönlich geht, ist nicht sehr vernünftig. Das gilt das ganze Jahr über, aber besonders dann, wenn die Menschen emotional stärker belastet sind, wie es im Januar oft der Fall ist.“

Wie kommt man aus dem Motivationstief im Januar?

Januar ist eine der schwierigsten Zeiten, um mich zu motivieren, überhaupt irgendetwas zu tun. Es ist tiefster Winter in New York, es wird schon vor 17 Uhr dunkel, es ist kalt und grau und ich will es mir nur auf meiner Couch mit einem warmen, guten Essen gemütlich machen. Wenn ich mich in einer helleren, wärmeren Jahreszeit darauf freue, aktiv zu sein und viele gesunde Sachen zu essen, warum sollte ich dann denken, ich könnte das am Jahresanfang tun?

All das ist der Grund, warum die liebe Tinx (siehe unten) einen anderen Ansatz hat: Nimm dir den Monat Januar frei. Die Influencerin, die als „große Schwester“ von TikTok bekannt ist, hat eine Herangehensweise an Neujahrsvorsätze und den Monat Januar, die meiner Meinung nach gesünder und leichter zu erreichen ist. Sie folgt ihren eigenen bewährten Regeln, die ihr helfen sich gut zu fühlen. Ihre Ratschläge sind nichts Besonderes, man soll nur tun, was man kann, um sich zu entspannen und zu erholen. Das ist schließlich bei jedem anders.


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„Mir selbst eine Pause gönnen“ sollte öfter ein Neujahrsvorsatz sein

John C. Norcross, klinischer Professor für Psychologie an der University of Scranton, stimmt zu, dass „mir selbst eine Pause gönnen“ zu selten ein Vorsatz ist. Er hat BuzzFeed News US eine Zusammenfassung seiner Forschungsergebnisse über Neujahrsvorsätze zur Verfügung gestellt. Zwar konzentriert sich seine Forschung eher darauf, wie man Vorsätze fasst, die man auch einhalten kann. In seiner Arbeit empfiehlt Norcross aber auch, seine unrealistisch hohen Standards und Erwartungen zu senken.

So schön die Weihnachtszeit auch sein kann, für viele ist sie geistig und körperlich anstrengend. Man ist ständig unterwegs, man ist gestresst, weil man Geschenke kaufen muss. Gleichzeitig muss man sich über die Kosten für das ständige hin- und Herfahren und für die Geschenke Gedanken machen. Die eigene Familie kann ebenfalls für Ängste sorgen. Außerdem bekommt man, dank zahlloser Weihnachtsfeiern, kaum Schlaf. Und selbst wenn man alle Plätzchen isst und den ganzen Eierlikör trinkt, fühlt man sich nicht unbedingt besser.

Es ist normal, dass man sich im November und Dezember etwas mehr gönnt als sonst und sich auch ein bisschen verausgabt. Aber es ist auch in Ordnung, sich zu Beginn des neuen Jahres eine kleine Auszeit zu nehmen, anstatt sich gleich in neue Aufgaben zu stürzen, die einen noch mehr belasten. Dieser Gedanke kann eine Last von den Schultern aller erschöpften Menschen nehmen.

Selbstfürsorge kann ganz unterschiedlich aussehen

Für Tinx ist Januar ein Monat, in dem sie Prioritäten setzt und die nötige Energie für das restliche Jahr sammelt. Sie nimmt sich nicht zu viel vor, was die Arbeit oder soziale Verpflichtungen angeht – sie tut nur das, was sie wirklich will. Sie verzichtet auch auf Alkohol, allerdings nur, weil sie die Pause wirklich genießt. Es fällt ihr nicht schwer, denn in ihrem Ruhemonat macht sie nichts, was ihr wirklich schwerfällt. Stattdessen legt sie Wert auf viel Schlaf, vermeidet Stress so weit wie möglich und gönnt ihrem Körper generell eine Pause.

Selbstfürsorge kann bei jedem anders aussehen: Zum Beispiel kannst du weniger Süßigkeiten essen oder weniger Alkohol trinken. Oder andersherum nimmst du dir vor, dich nicht unter Druck zu setzen, einen ganzen Monat lang nur bestimmte Dinge zu essen oder völlig nüchtern zu sein und findest stattdessen einfach ein gutes Gleichgewicht. Selbstfürsorge hat übrigens auch viel mit Selbstliebe zu tun, wegen der sich manche Menschen sogar selbst heiraten – ähnlich wie Selena Gomez.

Ich trinke sowieso nicht viel, aber ich möchte auf jeden Fall mehr kochen (für meine Verdauung und aus finanziellen Gründen). Außerdem will ich auf einige Lebensmittel verzichten, die mir in letzter Zeit nicht so gut bekommen sind (Hülsenfrüchte, ihr seid auf ganz dünnem Eis). Ich treibe bereits regelmäßig Sport für meine geistige und körperliche Gesundheit, aber da ich von Weihnachten bis Neujahr unterwegs bin, freue ich mich darauf, wieder in mein Fitnessprogramm einzusteigen.

Hast du noch keine wirklichen Vorsätze? Diese 14 sinnvollen Neujahrsvorsätze kannst du auch im Januar noch machen und hältst du auch wirklich durch.

„Willenskraft ist endlich. Wie bei einem Muskel ermüdet sie“

Natürlich behauptet niemand, dass es sich nicht lohnt, an sich selbst zu arbeiten. Wir alle haben Dinge, die wir ändern können. Es ist allerdings psychologisch effektiver, Veränderungen langsam anzugehen, so sind sie dauerhaft und erreichbar. Besser als schnelle Erfolge, deren Ergebnisse entweder enttäuschend sind oder nicht von Dauer.

„Willenskraft ist endlich. Wie bei einem Muskel ermüdet sie“, erklärt Saltz. „Wenn man sich etwas wirklich Schwieriges vornimmt, das Aufmerksamkeit und Willenskraft erfordert und man ist von Anfang an völlig fertig? Dann hat man im neuen Jahr schon das Gefühl, versagt zu haben und das ist nicht gerade gut für die psychische Gesundheit.“

Saltz bestätigt, dass der Januar kulturell mit einem Neuanfang in Verbindung gebracht wird. Daher lassen viele Leute das vergangene Jahr Revue passieren und überlegen, was sie im kommenden Jahr ändern möchten. Diesen Monat als Gelegenheit zu nutzen, um das vergangene Jahr zu analysieren und neue Ziele anzustreben, ist nicht per se etwas Schlechtes, auch wenn man sich gestresst fühl. Es ist nur wichtig, sich auf den Erfolg und nicht auf die Misserfolge zu konzentrieren.

Manche Dinge nimmt man sich immer vor, obwohl man sie nie einhält, so wie diese neun Neujahrsvorsätze.

Diät, Kur, Fitness – extrem, aber nicht zielführend

Aus all den Modediäten, Saftkuren und Fitness-Challenges habe ich gelernt, dass vorübergehende extreme Methoden nicht dazu führen, dass man sich als Person verändert. Es ist unwahrscheinlich, dass Verlangen oder Versuchungen durch sie dauerhaft verschwinden oder sie dich auf magische Weise in eine ganz neue Version deiner selbst verwandeln.

Das größte Ziel, auf das ich ständig hinarbeite, ist es, mich so zu akzeptieren, wie ich bin und wie ich aussehe, mit all meinen vermeintlichen Schwächen, anstatt mich ständig verändern zu wollen. Dann gebe ich nichts auf Tiktok-Trends wie „Young & Beautiful“ , die nur dazuführen, dass besonders junge Frauen selten mit sich selbst und ihrem Körper zufrieden sind.

„Was die Auszeit im Januar angeht: Wenn du super ausgebrannt und super gestresst bist, sollte es vielleicht dein Ziel sein, im Januar ein paar Dingevon deiner Liste zu streichen“, schlägt Saltz vor. „Es gibt keine Regeln dafür, was ein ‚Vorsatz‘ sein muss.“

Autorin ist Loren Cecil. Der Artikel erschien am 09. Januar 2023 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Friederike Hilz.

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