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GNTM 2022: Mutter Martina und Tochter Lou-Anne - Psychologe sieht darin „positive Rivalität“

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Von: Jana Stäbener

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Martina (50) und Lou-Anne (18) treten im GNTM-Finale gegeneinander an. Sie sind Mutter und Tochter.
Martina (links) und Lou-Anne (rechts) sind Mutter und Tochter. Bei GNTM sind sie außerdem Konkurrentinnen. © ProSieben/Richard Hübner (Collage)

Dieser Artikel erschien zuerst am 24. Mai 2022.

Bei GNTM 2022 kämpften mit Lou-Anne und Martina auch Mutter und Tochter gegeneinander. Ein Psychologe erklärt, was das für die beiden bedeutet.

Anita, Lou-Anne, Luca, Martina und Noëlla standen im Finale um den Titel „Germany´s next Topmodel“. Lou-Anne hat gewonnen. Das erste Mal in der Geschichte der ProSieben-Show traten im Finale eine Mutter und Tochter gegeneinander an. Im Halbfinale (hier sind 18 Tweets vom GNTM-Halbfinale, um Liese-Lotte Tschüss zu sagen) gab es sogar schon die ersten kleinen Auseinandersetzungen vor der Kamera zwischen den beiden. Klar, die Spannung steigt: Die 50-jährige Martina und die 18-jährige Lou-Anne wissen, dass nur eine von ihnen „Germany‘s next Topmodel“ (GNTM) werden kann. Ist das für eine Mutter-Tochter-Beziehung belastend? Im Gespräch mit BuzzFeed News Deutschland findet der Psychologe Mathias Jung: ganz im Gegenteil!

GNTM 2022: Dass Martina und Lou-Anne beide im Finale sind, ist „großartig!“

Auf die Frage, wie er es findet, dass bei GNTM 2022 Martina und ihre Tochter Lou-Anne im Finale sind, antwortet der Psychologe Mathias Jung: „Das finde ich großartig!“ Warum? „Weil Mutter und Tochter hier in einer positiven Rivalität gegeneinander antreten.“ Er kenne die Show zwar nicht gut, ist aber ganz begeistert, als er hört, dass in dieser Staffel ältere Frauen wie Martina teilnehmen durften. Oft begegne einer Frau über 50 viel Abwertung. Genau das könne, wenn es nicht reflektiert werde, „Schneewittchen-Konflikte“ auslösen, also dass eine Mutter ihrer Tochter keinen Erfolg gönne. „Altern ist nicht nur schön, es hat auch viel mit Melancholie zu tun“, so Jung.

Wenn Mütter mit ihrem Alter klarkämen, dann könnten sie auch annehmen, dass ihre Töchter jünger, ja vielleicht sogar attraktiver sind. „Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich – das muss von einer Mutter kommen“, sagt Jung. Und das könne auch gut mit Rivalität einhergehen, so wie bei Martina und Lou-Anne. „So eine Rivalität ist ja fast liebenswürdig. Wie bei einem Tischtennis-Spiel, bei dem klar ist, dass eine gewinnt.“ Dass Mutter und Tochter gemeinsam in diese Art Schönheitswettbewerb gingen, sei ein gutes Zeichen. „Die Mutter ist in diesem Fall das beste Vorbild für ihre Tochter – sie lebt vor, was Selbstbewusstsein bedeutet.“ Auch Kandidatin Liese-Lotte wird im Netz bewundert, weil sie mit 66 bei GNTM mitmacht.

Der Schneewittchen-Konflikt

Mutter-Tochter-Beziehungen sind oft gar nicht so einfach. Gerade in der Pubertät, das kennen sicher viele, gibt es oft Streit. Der Psychologe Mathias Jung hat großen Spaß an Familienpsychologie und schrieb schon etwa 60 Bücher über Beziehungsphänomene wie die Mutter-Tochter-Beziehung. Dabei vergleicht er diese gerne mit Märchen und analysiert, was tiefenpsychologisch hinter den grimmschen Erzählungen steckt. In seinem Buch „Schneewittchen: Der Mutter-Tochter-Konflikt“ geht er darauf ein, wie toxische Rivalität zwischen Mutter und Tochter aussieht. Toxisch sind auch diese Kommentare, die sich Community-Mitglieder von ihren Müttern anhören mussten.

Den Schneewittchen-Konflikt erklärt der 80-jährige Psychotherapeut folgendermaßen: „Die Mutter kann sich nicht für ihre Tochter freuen, sondern empfindet Neid und gönnt ihr ihre eigene Schönheit nicht.“ Im Original-Märchen gebe es übrigens keine Stiefmutter, so Jung. Das sei von Disney umgeändert worden. Die Gebrüder Grimm hätten in „Schneewittchen“ eine Mutter beschrieben, die ihre eigene Tochter in den Wald schickt, weil deren Anblick schöner ist, als ihr eigener. „Im Endeffekt kann die Mutter im Märchen nicht richtig mit dem Altern umgehen“, sagt der Psychologe. „Als ihre Tochter erblüht, wandelt sich die Liebe in Hass um“, es entstehe eine Art Rivalität, unter der beide – Tochter und Mutter – litten.

Was bedeutet es, dass Lou-Anne GNTM 2022 gewonnen hat?

Doch bedeutet Lou-Annes Sieg? „Wenn die Tochter gewinnt, dann muss die Mutter natürlich tief durchatmen. Beide müssen den Sieg der anderen mit viel Wohlwollen annehmen“, vermutete Jung. Seiner Meinung nach wäre für Lou-Anne wahrscheinlich belastender, wenn Martina bei GNTM gewinne. Aber das hätten sich die beiden sicher schon überlegt, bevor sie sich beworben hätten. „Die Mutter [Martina] kann für andere Frauen ein positives Beispiel sein – der Tochter den Vortritt zu lassen ist eine seelische Leistung“, sagt er. Man werde sehen, wie es für die beiden ausgehe.

Familienbeziehungen seien immer kompliziert, sagt Jung. „Wir können nicht alles immer harmonisieren.“ Kleine Streitigkeiten, wie die im GNTM-Halbfinale zwischen Martina und Lou-Anne, seien ein Zeichen dafür, dass beide eigene Persönlichkeiten seien. Die Tochter löse sich auf gesunde Weise von der Mutter. Warnzeichen dafür, dass in Mutter-Tochter-Beziehungen negative Rivalität herrsche, sei, wenn Mütter nichts, was ihre Tochter macht, als „gut genug“ empfänden. Ganz anders, so scheint es, ist es bei Martina und Lou-Anne, die sich gegenseitig für jede ihrer Leistungen bei GNTM feiern.

„Germany´s next Topmodel“-Nerd? Hier liest du, wie Viola nach Rauswurf bei GNTM einen Job bei einem Top-Designer landet.

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