Seniorinnen mit Sombreros polarisieren auf der Bundesgartenschau
Die Veranstalter hatten wegen kultureller Aneignung bei den Kostümen Bedenken. Nun gibt es eine Einigung mit der Ballett-Gruppe.
Zum zweiten Mal seit 1975 richtet die Stadt Mannheim die Bundesgartenschau (Buga) aus, die am 14. April 2023 eröffnete. Im Rahmen der Buga sind einige Events und Auftritte geplant. Darunter auch die Aufführung „Weltreise in einem Traumschiff“ des AWO-Balletts Rheinau aus Mannheim – eine Seniorinnen-Tanzgruppe. Fast wäre ihr Auftritt abgesagt worden, weil der Vorwurf der kulturellen Aneignung im Raum stand.
Kulturelle Aneignung bei Buga: Indisches Saris, mexikanische Sombreros und japanische Geishas
Die Buga-Verantwortlichen hatten kurz vor dem ersten Auftritt der Seniorinnen-Gruppe Bedenken angemeldet, weil Kostüme wie indisches Saris, mexikanische Sombreros und japanische Geisha-Verkleidungen Klischees bedienten und kulturelle Aneignung seien. Die Kostüme hätten in der Show bestimmte Länder symbolisieren sollen. Weil die Chefin der AWO-Truppe Erika Schmaltz sagte: „Wir zeigen die Show entweder ganz oder gar nicht“, stand der Auftritt kurzzeitig auf der Kippe.

Nun gab es im Streit um die kulturelle Aneignung, die auch eine indigene Person beim Fasching in Düsseldorf erleben musste, eine Einigung mit der Bundesgartenschau. „Ein gutes Gespräch, ein gutes Ergebnis“, so lasse sich das Treffen am Montagabend, 17. April 2023, zwischen Vertreterinnen der AWO und der Buga zusammenfassen, teilte eine Buga-Sprecherin mit.
An dreien der ursprünglich sechs beanstandeten Kostüme werde es Veränderungen geben. „Aus den Pharaonen werden ägyptische Arbeiter, den Mexikanern reicht der Poncho und die Asiatinnen werden moderner“, hieß es in der Buga-Mitteilung am Abend weiter. Außerdem würden die Auftritte auf die Hauptbühne verlegt und im Nachgang durch Diskussionsveranstaltungen begleitet.
„Bundesgartenschau in den Klauen der woken Cancel Culture“
Sind Seniorinnen mit Sombreros auf der Buga nun kulturelle Aneignung? Diese Debatte sorgt besonders am rechten Rand für Empörung. Ähnlich wie der Konzert-Abbruch in Bern wegen weißen Musikern, die Dreadlocks tragen. „Bundesgartenschau in den Klauen der woken Cancel Culture“, twitter ein User am 18. April.
Der in rechten Kreisen bekannte Peter Borbe zweifelt daran, dass es sich bei der Einigung auch wirklich um einen Kompromiss handelt. Das heiße nichts anderes, „als dass die Seniorengruppe eingeknickt ist und ihre Kostüme jetzt im Sinne der Wokisten angepasst werden“, beschwert er sich. Auf Twitter geht wieder einmal eine Debatte über kulturelle Aneignung los, die es auch beim Essen geben kann. „So weit sind wir in diesem linksgrünversifften Deutschland gekommen“, schreibt eine Person und ruft dazu auf, die ganze Buga zu boykottieren.
Andere sehen das viel entspannter: „Diese Geschichte hatte mich die vergangenen Tage in Atem gehalten. Zum Glück gibt es jetzt eine Lösung. Ein wichtiger Tag für die Bundesgartenschau und alle Pflanzenfreunde“, twittert der WDR-Journalist Tobis Altehenger ironisch.
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(Mit Material der dpa)