Instagram und Co. beeinflussen Gehirnentwicklung – „empfindlicher für soziales Feedback“, zeigt Studie

Gerade junge Menschen verbringen viel Zeit auf sozialen Medien. Eine neue Studie weist nach, dass dieser digitale Konsum die Entwicklung des Gehirns beeinflusst.
Soziale Medien erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2022 benutzen 50 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung wenigstens einmal pro Woche „auf die eine oder andere Art“ soziale Medien. Wenig überraschend ist dieser Wert bei jungen Menschen besonders hoch. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es 88 Prozent, die mindestens einmal wöchentlich solche Plattformen besuchen, wobei Facebook, Instagram, TikTok und Snapchat ganz oben rangieren.
Hat dieses veränderte Medienverhalten Auswirkungen auf den einzelnen Menschen? Es ist schon länger bekannt, dass soziale Medien bei intensiver Nutzung nicht gut für das Wohlbefinden sind. Gerade die bei Jugendlichen der Gen Z beliebten Plattformen TikTok, Snapchat und Co. können sogar depressiv machen, wie eine Studie zeigt. Eine andere Studie deutet darauf hin, dass der Konsum sozialer Medien unter jungen Menschen der Gen Z auch den Glauben an Verschwörungstheorien befördert.
Soziale Medien greifen in Entwicklung des Gehirns ein
Weitere Forschungsergebnisse weisen nach, dass die regelmäßige Nutzung sozialer Medien sich auch kognitiv auswirkt und die Gehirnentwicklung beeinflusst. „Unsere Alltagserfahrungen hinterlassen Spuren im Gehirn. Dazu gehören auch die Online-Aktivitäten, denen wir nachgehen“, sagt dazu der Psychologe Christian Montag der Welt. Ganz konkret werden neue neuronale Verbindungen geknüpft, die sich unmittelbar auf das Handeln, Denken und Fühlen auswirken.
Dieses Phänomen konnte nun in einer aktuellen Studie der University of North Carolina mit einem bildgebenden Verfahren sichtbar gemacht werden. Untersucht wurde anhand von 169 Sechst- und Siebtklässlern über drei Jahre hinweg, ob sich die Gehirne von Jugendlichen anders entwickeln, wenn sie regelmäßig Facebook, Instagram und Snapchat verwenden. Dazu wurden sie in eine MRT-Röhre geschoben und ein Reaktionstest an ihnen durchgeführt, der die emotionalen Erfolgserlebnisse (Likes) und Enttäuschungen (Dislikes) auf diesen Plattformen imitierte, während ihre Gehirnfunktionen gemessen wurden.
Junge Social-Media-Nutzer werden empfänglicher für „soziales Feedback“
Es stellte sich heraus, dass eine regelmäßige Nutzung dieser sozialen Medien zu einer Veränderung der Gehirnareale führen, die für Motivation, gezielte Aufmerksamkeit und kognitive Kontrolle zuständig sind. Offenbar werden Teenager, die sich gewohnheitsmäßig auf Instagram, Facebook und Snapchat bewegen, „empfindlicher auf soziales Feedback reagieren“, wie sie etwa ein Like darstellt. Jugendliche hingegen, die soziale Medien seltener benutzen, werden weniger empfänglicher für dieses Feedback, wie eine Autorin der Studie auf Twitter mitteilt.
Eine zunehmende Empfindlichkeit gegenüber diesen sozialen Informationen könnte dazu führen, dass die Teenies in Zukunft zwanghaft die sozialen Medien abrufen, aber – und das ist wichtig – sie könnte auch einen adaptiven Effekt haben, indem sie ihnen hilft, sich in ihrer zunehmend digitalen Welt zurechtzufinden, schreibt Maza weiter.
Die Studie betont allerdings, dass noch viele Fragen offen bleiben und weitere Langzeitstudien nötig seien, um die langfristigen Auswirkungen dieser Veränderungen im jugendlichen Gehirn abschätzen zu können.
Unsere Autorin hat den Test gemacht und ihre Zeit auf Instagram, TikTok und Co. begrenzt – das ist mit ihr passiert.