Umfrage: Wegen der Inflation verzichten 16 Prozent der Deutschen auf ganze Mahlzeiten

Armut in Deutschland macht sich beim Essen bemerkbar: Einige Menschen verzichten aufgrund der Inflation sogar auf ganze Mahlzeiten, ergab eine Umfrage.
Wegen der steigenden Inflation verzichten 16 Prozent der Menschen in Deutschland auf reguläre Mahlzeiten. Das berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa. Weitere 13 Prozent ziehen einen Verzicht zumindest in Betracht, wenn die allgemeine Teuerung anhält.
Von den Befragten mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von unter 1000 Euro gaben sogar 32 Prozent an, sich beim Essen einzuschränken. 17 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe ziehen einen Verzicht auf ganze Mahlzeiten in Erwägung. 42 Prozent der Befragten verbieten sich nicht das Essen, aber kochen bewusst sparsamer und verzichten auf teurere Lebensmittel wie Fleisch oder Fisch. Eine ähnliche Zahl (41 Prozent) kauft verstärkt in günstigeren Supermärkten ein
Sozialverbände sind alarmiert: „Maßnahmen der Bundesregierung reichen nicht aus“
Diese Zahlen alarmieren Sozialverbände. Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, sieht ihre Erfahrungen bestätigt: „Mitglieder berichten uns, dass sie sich nur noch Nudeln und Toast leisten können“, äußerte sie gegenüber der Bild. Sie fordert unter anderem die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf frische Lebensmittel. Auch Bundesagrarminister Cem Özdemir plädierte für die Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse. Außerdem appelliert Bentele für eine Anpassung der Energiepauschale über 300 Euro, von der etwa Rentner:innen und pflegende Angehörige ausgeschlossen sind.
Auch Adolf Bauer, Präsident des Deutschen Sozialverbands, sieht laut Bild in den Ergebnissen der Umfrage „ein eindeutiges Zeichen, dass die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung nicht ausreichen.“ Tatsächlich gibt die Insa-Umfrage eine Ahnung davon, wie prekär viele Menschen in Deutschland mittlerweile leben. Unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen berichten Betroffene von ihrem Leben in Armut.
Die Inflation in Deutschland war im Mai auf 7,9 Prozent gestiegen, während sich Nahrungsmittel innerhalb eines Jahres um mehr als 11 Prozent verteuerten, wie die dpa berichtet. Eine ähnlich hohe Inflation ermittelten Statistiker:innen in Westdeutschland zuletzt im Winter 1973/1974. Preistreibend wirken sich zurzeit vor allem die durch den Ukraine-Krieg steigenden Energiekosten aus. Aber auch teurere Rohstoffe und Probleme in den Lieferketten beschleunigen die Inflation.