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Paritätischer Gesamtverband fordert wegen Gaspreisen mehr Hilfe für Armutsbetroffene

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Von: Jana Stäbener

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Die Gaspreisbremse greift zu spät und ist „sozialpolitisch unfair“, findet der Paritätische Gesamtverband. Er fordert gezielte Hilfen für Ärmere.

Im September bekam unsere BuzzFeed-Autorin ein Schreiben ihres Gaslieferanten: Ihr Gaspreis sollte von 5 Cent auf 30 Cent pro Kilowattstunde erhöht werden – also um fast 600 Prozent. Die Energiekrise, das wusste sie zu diesem Zeitpunkt, hatte ihre WG endgültig erreicht.

Die Ampelkoalition reagierte auf die gestiegenen Energiepreise mit einer Gas- und Strompreisbremse und einer Soforthilfe für Gaskund:innen, die für Gasversorger jedoch „schnell sehr komplex“ wurde. Mittlerweile (siehe Video oben) sinken die Gaspreise zwar wieder, vor allem Geringverdiener:innen, Studierende oder Bürgergeld-Empfänger:innen bleiben dennoch auf enormen Kosten sitzen.

Die Maßnahmen der Regierung, zum Beispiel die Gaspreisbremse, seien also nicht genug – findet der Paritätische Wohlfahrtsverband. Das Bürgergeld reicht zum Beispiel lange nicht für die Stromkosten, die im Gegensatz zu den Gaspreisen weiter ansteigen. Der Paritätische Gesamtverband fordert weitergehende Maßnahmen für ärmere Haushalte.

Paritätischen Gesamtverband findet Gaspreisbremse „sozialpolitisch unfair“

„Statt Pauschalhilfen für alle hätten wir uns gezielte Hilfen für diejenigen gewünscht, für die steigende Energiepreise existenzbedrohlich sind“, sagt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. Die Deckelung auf 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs hält er für nicht zielführend.

„Der Gutverdiener, der dieses Jahr lediglich weniger seine Heimsauna nutzt, kommt mit der Gaspreisbremse gut zurecht. Die alleinerziehende Mutter, die in ihrer schlecht isolierten Wohnung schon lange auf kleiner Flamme lebt, kann kaum 20 Prozent einsparen. Das ist sozialpolitisch unfair.“

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands (links), fordert gezieltere Hilfen für Armutsbetroffene. Er begründet das mit den gestiegenen Gaspreisen.
Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands (links), fordert gezieltere Hilfen für Armutsbetroffene. Er begründet das mit den hohen Gaspreisen. © Fabian Sommer/dpa/Westend61/IMAGO

Gaspreisbremse greift zu spät – Soforthilfe ist „unausgewogen“

Schneider kritisierte auch, dass die Gaspreisbremse zu spät komme, also erst ab März, also gegen Ende der kalten Jahreszeit, gültig werde. Für sozial unausgewogen hält er die Einmalzahlungen im Dezember (hier beantworten wir dir sieben Fragen zur Soforthilfe für Gas). Schneider nennt diese „eine schöne Ersparnis für Durchschnittsverdienende, für ärmere Menschen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Stattdessen fordert der Verbandschef gezielte Hilfen für Ärmere, die sowieso schon unter der Inflation leiden. „Wir brauchen zunächst eine deutliche Erhöhung des Regelsatzes. Dieser muss auf 725 Euro erhöht werden, damit er armutsfest ist. Darüber hinaus müssen wir über eine Energiekostenkomponente im Wohngeld nachdenken, von denen alle ärmeren Menschen profitieren könnten und die volle Kostenübernahme der Stromkosten. Die wäre sozial deutlich gerechter.“

Mehr zum Thema: Hier 11 Energiespar-Hacks, mit denen du nicht pleite gehst.

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