1. BuzzFeed
  2. News
  3. Soziales

Expertin: Eine Altersgruppe bei Kitaplätzen besonders benachteiligt

Erstellt:

Von: Jana Stäbener

Kommentare

Kinder haben bei der Vergabe von Kita-Plätzen nicht die gleichen Chancen. Die sind nicht nur von sozialen Faktoren abhängig, wie eine neue Studie zeigt.

Wie eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigte, sind Kinder aus ärmeren und weniger gebildeten Familien bei der Vergabe von Kita-Plätzen nach wie vor benachteiligt. Zudem sei der Betreuungsbedarf von Jungen und Mädchen, bei denen zu Hause überwiegend kein Deutsch gesprochen wird, zu einem größeren Teil ungedeckt, als bei Gleichaltrigen mit Deutsch als Familiensprache.

Demnach hängt es auch zehn Jahre nach der Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz für Mädchen und Jungen ab dem vollendeten ersten Lebensjahr stark von den sozioökonomischen Verhältnissen der Eltern ab, ob ein Kind betreut wird oder nicht. Die Bertelsmann Stiftung sieht besonders Kinder unter drei Jahren gefährdet.

Mutter liegt mit Kind auf dem Boden.
Die Bertelsmann Stiftung bestätigt: vor allem für Kinder unter drei Jahren fehlen Kita-Plätze. (Symbolbild) © Panthermedia/IMAGO

Wegen des Fachkräftemangels streiken gerade viele Erzieher:innen. Auch in Frankfurt sind am 16. März erneut Kita-Eltern vom Streik betroffen.

Kitaplatz-Mangel: Vor allem Kinder unter drei Jahren betroffen

„Da bundesweit ein Kita-Platzmangel besteht, kann mit dem verfügbaren Angebot die Nachfrage der Eltern nicht gedeckt werden“, sagt Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Entwicklung der Bertelsmann Stiftung zu BuzzFeed News DE. Nach Berechnungen der Bertelsmann Stiftung fehlten in diesem Jahr zur Deckung des Bedarfs der Eltern für Kinder unter drei Jahren rund 250.000 Kita-Plätze in den westlichen und 21.000 in den östlichen Bundesländern. Für Kinder ab drei Jahren seien es lediglich 112.000 und 500 Plätze.

Man sehe also, dass vor allem Kinder unter drei Jahren betroffen seien. „Insbesondere in der Altersgruppe unter drei besteht das Risiko, bei der Konkurrenz um die freien Kitaplätze zu ‚verlieren‘, wenn Familien nicht die ‚richtigen‘ Merkmale haben“, warnt die Expertin für frühkindliche Bildung. Besonders in den westlichen Bundesländern sei die Situation problematisch, denn hier sei „die Nachfrage deutlich höher als das Angebot“.

Obwohl in Deutschland jedes Kind ab dem ersten vollendeten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung habe, erhielten also nicht alle Kinder, deren Eltern Bedarf hätten, einen Platz. „Damit werden die Rechte der Kinder nicht umgesetzt“, so Bock-Famulla. Bekämen Kinder unter drei Jahren keinen Kitaplatz, dann erhielten sie auch keine „frühzeitige zusätzliche Förderung“, sodass sie „gegenüber anderen Kindern benachteiligt“ würden. „Dadurch werden den einzelnen Kindern faire Bildungschancen verwehrt. Beispielsweise können Kinder von Interaktionen unter Gleichaltrigen profitieren, was wiederum positive Wirkungen auf ihre Bildung und Entwicklung hat.“

68 Prozent aller Kita-Kinder in Gruppen ohne kindgerechte Personalausstattung

Sie betont gegenüber BuzzFeed News DE jedoch auch, dass „positive Effekte durch den Besuch einer Kita nur dann entstehen, wenn diese über eine sehr gute Qualität verfügt“. Ein Ländermonitoring habe gezeigt, dass „68 Prozent aller Kita-Kinder in Gruppen betreut werden, die keine kindgerechte Personalausstattung haben“. Die sei eine zentrale Voraussetzung für gute Qualität. „Kita-Fachkräfte haben bereits seit längerem darauf hingewiesen, dass die Personalausstattung in den Kitas unzureichend ist, sodass häufig der Bildungsauftrag nicht mehr erfüllt werden kann“, sagt Bock-Famulla.

„Es reicht also nicht, genügend Plätze bereitzustellen, diese müssen auch so ausgestattet sein, dass sie eine gute, kindgerechte Bildungsqualität umsetzen können. Nur dann kann das einzelne Kind, aber auch die Gesellschaft, vom Kita-Besuch profitieren.“ Sie plädiert dafür, dass Bund, Länder und Kommunen gemeinsam den Fachkräfte-Mangel durch „mehr und attraktive Ausbildungskapazitäten sowie professionelle Arbeitsbedingungen“ abbauen, denn die sind weiterhin ein Grund, warum sich auch Männer gegen soziale Berufe entscheiden.  

„Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz muss endlich für jedes Kind umgesetzt werden“, fordert sie im Namen der Bertelsmann Stiftung. Gleichzeitig müsse der „Qualitätsausbau in den Einrichtungen dringend vorangetrieben“ werden, insbesondere auch durch „bundeseinheitliche Standards“, so Bock-Famulla. „Um auch die individuellen Bedarfe der Kinder in der pädagogischen Arbeit berücksichtigen zu können, brauchen Kitas noch mehr zusätzliches Personal, beispielsweise damit die Mehrsprachigkeit von Kindern gefördert werden kann oder auch armutsbedingte Benachteiligungen ausgeglichen werden können.“ 

Mehr zu Kitas? Die erste queere Kita in Berlin ist geplant – „da wird genau angeschaut, was wir machen“.

(Mit Material der dpa)

Auch interessant

Kommentare