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7 Tweets zum Vorschlag, dass Kinderlose mehr zahlen sollten

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Von: Jana Stäbener

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Kinder bekommen vorgelesen, darauf ein Tweet zum Thema #Kinderlose auf Twitter.
Auf Twitter diskutieren Nutzer:innen, ob es angemessen wäre, wenn #Kinderlose noch mehr Abgaben zahlen müssten. © Shotshop/IMAGO (Collage)

In der taz schreibt ein Politologe, kinderlose Menschen müssten mehr zahlen, da sie später durch Kinder anderer finanziert würden – 7 Reaktionen bei Twitter auf diesen Vorschlag.

Auf Twitter erlebt man in regelmäßigen Abständen, wie sich unterschiedliche Menschen unter einem bestimmten Hashtag auslassen und ihrer Meinung mit der ganzen Welt teilen. Zum Beispiel als der #Tankrabatt scharfe Kritik erfuhr. Oder als sich Menschen für Ricarda Lang einsetzten, die wegen ihres Vorschlags zur Übergewichtssteuer Bodyshaming über sich ergehen lassen musste.

Am Mittwoch (8. Juni), trendete auf Twitter der Hashtag #Kinderlose. Warum? Weil ein Politologe in einem taz-Artikel am Vortag einen Kommentar geschrieben hatte. Seiner Meinung nach sollten Kinderlose mehr zahlen, da sie im Alter ihre Rente von den Kindern anderer erhalten. Die Meinungen zu diesem Vorschlag auf Twitter gehen weit auseinander. Auch, als Wissenschaftler:innen der ARD und ZDF vorwarfen, mit Transgender-Themen „Kinder zu sexualisieren“, gab es auf Twitter heftige Gegenreaktionen.

Kinderlose sollten mehr als 0,35 Prozent Aufschlag zahlen

In seinem Kommentar geht der Autor und Politologe Udo Knapp darauf ein, dass das Bundesverfassungsgericht den Gesetzgeber bis zum Juni 2023 verpflichtet, das „Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“ von 2021 nachzubessern. Für Familien mit mehreren Kindern soll der Beitrag zur Pflegeversicherung reduziert werden.

Knapp erklärt, dass Kinderlose schon jetzt 0,35 Prozent Aufschlag beim Pflegebeitrag zahlen würden. Das seien jedoch nur 12,25 Euro im Monat, 174 Euro im Jahr, sagt er. Er addiert es auf 18 Jahre und kommt auf ein Ergebnis von 2646 Euro, dass er den Ausgaben für ein Kind gegenüberstellt. Kinder sind heute mittlerweile Luxus, das findet auch eine US-Soziologin. Laut Knapp würden sie 145.354 Euro bis zum 18. Geburtstag kosten, was nicht gerecht sei.

Knapp erkennt im Artikel an, dass der Unterschied im verfügbaren Einkommen zwischen Kinderlosen und Eltern abgeschwächt werde – etwa durch Mütterrente, Anerkennung von Erziehungszeiten bei der Rente von Müttern, oder die kostenlose Mitversicherung der Kinder in der Krankenversicherung. Doch: „An der grundsätzlichen und unsolidarischen Bevorteilung des kinderlosen Lebensmodells ändert sich dadurch nichts“, schreibt er.

Weniger Kinder bedeute höhere Rentenbeiträge

Knapp argumentiert, dass die Höhe der Beiträge vom Verhältnis von Jungen und Alten abhänge: Umso weniger Kinder es gebe, umso mehr müssten diese dann bezahlen, um die Alten eines Landes zu finanzieren. Sinken die Kinderzahlen, steigen die Sozialabgaben – und umgekehrt. Weil die Zahl der Kinderlosen, Alleinerziehenden und Menschen in schlechten Arbeitsverhältnissen zugenommen habe, führe auch das dazu, dass die Sozialabgaben steigen müssen, damit alle sozialen Dienstleistungen erfüllt werden können.

Eine Lösung sieht er nur in der grundsätzlichen Erneuerung des Sozialsystems und beruft sich dabei auch auf die Gerichtsentscheidung von 2005 zum Extra-Kinderlosen-Pflegebeitrag, bei dem das Gericht auch schon kritisierte, dass junge Menschen von Zahlungen für ältere Menschen stark beeinflusst werden. Auch heute sei das relevant: „Deshalb verlangt das Gericht, die ungleiche Gewichtung zwischen Beitragszahlern mit und ohne Kinder beim Pflegebeitrag besser auszutarieren“, schreibt Knapp.

„Familien oder Alleinerziehende mit einem oder mehreren Kindern verzichten auf eigene Lebensqualität zugunsten ihrer Kinder. Sie reduzieren durch ihren Aufwand bei der Kindererziehung ihre soziale Absicherung im Alter. Ihre Kinder finanzieren in ihrem späteren Leben auch die Renten der Kinderlosen, während manche Mütter in der Grundsicherung landen.“

1. Auch die Autorin und Journalistin Nathalie Klüver sieht das so und twittert, dass das „Kinderhaben finanziell bestraft“ werde.

2. Auch diese User:in findet Udo Knapps Argumentation nachvollziehbar. „Eltern bekommen später kaum Rente, ihre Kinder sichern aber die Rente aller anderen. Kinder kosten extrem viel Geld, Erziehung ist aber ein unbezahlter Job. Irgendwo muss es einen Ausgleich geben“, schreibt sie.

3. Andere Twitter-Nutzer:innen finden das jedoch ungerecht und verweisen darauf, dass sie selbst ungewollt kinderlos sind und als Pflegekraft nicht mehr verdienen, als jemand mit Kindern.

4. Eine Mutter solidarisiert sich mit der Userin von oben und argumentiert, dass „niemand für die Gesellschaft Kinder bekommt“ und viele „ungewollt kinderlos sind“.

Manche Menschen beschließen jedoch auch ganz bewusst, keine Kinder zu bekommen. So wie diese, die als 28-jährige Frau beschlossen, keine Kinder zu bekommen und die Gründe dafür nennt.

5. Der Artikel würde „Kinderlose und Menschen mit Kindern gegeneinander“ aufbringen, schreibt dieser User. „Kleiner Rat: Wenn ihr Kids habt, ist es ok. Wenn ihr keine Kids habt, ist es ok“, ergänzt er in einem Versuch, die Wogen zu glätten.

6. Die Journalistin Teresa Bücker schreibt vor allem zu Care-Arbeit und dem Gender-Care-Gap. Sie findet: „Das Problem ist eine care-feindliche Politik, nicht Kinderlose“.

Zum Thema Care-Arbeit haben wir auch die Autor:innen Sascha Verlan und Almut Schnerring (ein Paar) interviewt. Laut ihnen ist Care-Arbeit immer noch Frauensache und der Staat verlässt sich darauf.

7. Auch dieser User schreibt „man sollte #Kinderlose nicht unbedingt mehr belasten“. Man solle lieber Familien mehr belasten, und zwar mit dem, was sie wirklich brauchen würden, findet er.

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