Die 21-jährige Auszubildende befindet sich im zweiten Lehrjahr und habe schon jetzt gemerkt, dass Klinikstationen unterbesetzt seien und Pflegefachkräfte wenig Zeit für die Patient:innen haben. „Ich habe diesen Beruf gewählt, um für die Patient:innen da zu sein und das ist aufgrund der Unterbesetzung nicht möglich“, sagt sie über ihre Gründe für den Streik. Als Auszubildende müsse oft ebenso viele Patient:innen betreuen wie examinierte Kräfte, also Pflegefachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung. „Ich muss häufig zwischen Patient:innen hin und herrennen und weiß gar nicht, welche Aufgabe ich als Erstes übernehmen soll. Ich muss Patient:innen warten lassen, wenn sie auf Toilette müssen. Wenn sie Schmerzen haben, hab ich nicht direkt Zeit ihnen Schmerzmittel zu geben. Es klingeln immer viele gleichzeitig und ich kann mich nicht aufteilen.“
Wie Auszubildende in der Pflege sind auch junge Mediziner:innen häufig unzufrieden mit ihrem Job. Weil es zu viel Druck ist, verlieren immer mehr junge Ärzt:innen die Lust am Job.
Momentan gebe es für Arbeitgeber kaum Konsequenzen, wenn Mitarbeitende unterbesetzt und bei hoher Belastung arbeiten. Das soll sich mit dem Tarifvertrag Entlastung (TVE) ändern, für den auch Wens kämpft. „In dieser Bewegung geht es nicht um mehr Geld, sondern um bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal und Entlastung“, so die 21-Jährige. Für Auszubildende soll es Entlastung in Form von freier Lernzeit geben, wenn sie mehrere überbelastete Schichten geleistet haben. Das heißt, an diesen Tagen arbeiten sie dann nicht als Pflegekraft. Während der Anleitung einer/einem Auszubildenden auf der Station durch eine examinierte Kraft, sollen diese nicht in die Soll-Besetzung angerechnet werden. Dienstplansicherheit für alle Auszubildenden und 25 Prozent Praxisanleitungszeit durch ausgebildete Kräfte im Praxiseinsatz gehören auch zu den Forderungen.
Mit am Verhandlungstisch zu sitzen, sei aufregend gewesen, berichtet die Auszubildende. Sie investiere viel Zeit und kämpfe dafür, dass die Forderungen später im Tarifvertrag stehen. „Gleichzeitig ist es deprimierend, wenn man immer wieder Angebote vom Arbeitgeber bekommt, die sehr ernüchternd sind und nicht dem entsprechen, was wir wirklich fordern“, sagt Wens. Von der Politik in NRW fühle sie sich im Stich gelassen. „Momentan stehen nur die Rahmenbedingungen des TVEs im Koalitionsvertrag. Wir brauchen eine Refinanzierung und die ist nicht zugesagt.“
Und wann hört ihr auf zu streiken? „Wir streiken, bis der Tarifvertrag Entlastung unterschrieben ist und auch nur dann, wenn wir mit ihm zufrieden sind.“