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7 Zulassungskriterien fürs Studium, die wir uns statt Abinote gewünscht hätten

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Von: Felicitas Breschendorf

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Die Abinote ist nichts mehr wert, beschwert sich ein Uni-Professor. Stattdessen sollten angehende Studierende lieber nachweisen, dass sie fähige Erwachsene sind.

Ob du zum Studium zugelassen wirst, bestimmt leider nicht eine volle Punktzahl in einem BuzzFeed-Grammatiktest. Meistens ist es die Abiturnote, von der deine berufliche Zukunft abhängt. In Deutschland gilt bei vielen Universitäten und Studiengängen der Numerus Clausus (NC). Aber ergibt das überhaupt Sinn?

Studierende mit 1,0er Abi, die schlafen. Abinote ist nichts mehr wert.
Wenn so viele im Abi eine 1,0 haben – wie aussagekräftig ist die Abschlussnote dann noch? © Imaginechina-Tuchong/ Imago/ Collage/ BuzzFeed News DE

Abinote nichts mehr wert? Pandemie sorgte für mehr Bestnoten

Abiturient:innen werden immer schlauer. Das scheint zumindest so, denn sie erzielen immer bessere Abschlüsse, wie eine Statistik der Kultusministerkonferenz laut dem Spiegel zeigt. Im vergangenen Jahr hatten ein Drittel eine eins vor dem Komma. 3,25 Prozent schlossen ihr Abi mit einer 1,0 ab. 2019 erhielten nur 1,81 Prozent die Bestnote, 2020 schon etwas mehr (2,16 Prozent).

Der Grund dafür, so der Spiegel, sei die Pandemie. In den Jahren 2021/ 2022 erleichterte die Kultusministerkonferenz den Schüler:innen das Abitur deutschlandweit. Es ging darum, ihnen trotz der erschwerten Schulbedingungen (Home-Schooling, Schulausfälle) einen machbaren Abschluss zu ermöglichen. Während der Pandemie wurden deshalb Prüfungstermine verschoben, sowie Klassenarbeiten reduziert. Schüler:innen konnten im Abitur zudem zwischen mehreren Prüfungsausgaben auswählen.

Mehr zum Thema Abitur: In Baden-Württemberg soll an beruflichen Gymnasien der Roman „Tauben im Gras“ behandelt werden. Eine Lehrerin wehrt sich dagegen, weil er rassistisch sei.

Professor: „Abiturnote taugt immer weniger als Zulassungskriterium für ein Studium“

Eine Abinote scheint nicht mehr so viel über die Leistungen von Abiturient:innen aussagen. Hinzukommt, dass es in verschiedenen Bundesländern unterschiedlich schwer ist, eine gute Abschlussnote zu erzielen. Das liegt daran, dass in Deutschland die Bundesländer getrennt voneinander, über die Kriterien entscheiden.

„Die Abiturnote taugt immer weniger als Zulassungskriterium für ein Studium“, sagt Stefan Schulz-Hardt, Professor für Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der Universität Göttingen und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie dem Spiegel. „Wenn das Notenspektrum nicht mehr ausgeschöpft wird und sich alles im oberen Bereich verdichtet, nimmt die Aussagekraft einer Note ab. Genau das beobachten wir hier.“

Wie die Abinote verliert auch ein Hauptschulabschluss an Gewicht. Ein Bildungsforscher erklärt, warum Hauptschüler:innen immer schwerer einen Ausbildungslatz bekommen.

Wenn die Abiturnote nicht mehr ausreicht, müssen dringend neue Zulassungskriterien fürs Studium her. Wir haben ein paar Ideen, was statt dem NC zählen sollte:

1. Es sollte ausschließlich die Note aus dem Fach zählen, das man studieren möchte

Denn nur weil du Physik studierst, musst du kein Genie in Gedichtanalyse sein.

2. Praktika/ FSJ in dem Bereich des Studienfachs

Praxiserfahrung ist wichtig für den späteren Beruf! (Wer fragt später noch danach, was du im Mathematik-Abi hattest, wenn du deine Arbeit gut machst?)

3. Andere Faktoren können deine Abinote viel zu sehr beeinflussen

Wenn man die Abiturprüfung ablegt, kann man auch mal einen schlechten Tag haben. Die Note wird dann automatisch schlechter – das bedeutet allerdings nichts, dass man nicht gut genug für das Studium ist.

Nicht nur dieser eine Tag, auch die gesamte Schulzeit kann einen negativen Einfluss auf die Psyche haben. Es gibt Schüler:innen, die zum Beispiel Mobbing-Erfahrungen (über die auch Norman Wolf berichtet) machen. Das wiederum kann die Leistungen ebenfalls verschlechtern.

Noten sagen also nicht unbedingt etwas darüber aus, wie gut du in dem Fach wirklich bist. Dagegen kann zum Beispiel ein Wissens-Test in der Studienbewerbung das Gegenteil beweisen.

4. Besonders im medizinischen Bereich ist Empathie-Fähigkeit mehr wert als gute Noten

Gerade in Fächern mit extrem hohem NC, wie zum Beispiel Medizin, warten viele Abiturient:innen Jahre lang auf einen Studienplatz. Ihr Traumjob ist Ärzt:in, aber ihr Abi-Schnitt ist nicht gut genug, weshalb sie Wartesemester sammeln müssen.

Aber warum wird im medizinischen Bereich überhaupt so viel Wert auf die Note gelegt? Es gibt keine Garantie, dass Überflieger:innen gute Ärzt:innen werden. Im Umgang mit Menschen ist neben fachlicher Kompetenz immer auch Empathie wichtig (die aber auch negative Seiten hat). Diesen Empathie-Quotienten der Bewerber:innen sollten Universitäten also viel eher testen.

5. Ein (bis zwei) Semester Probezeit

An manchen Unis, an denen es kein NC gibt, gibt es die Probezeit quasi schon: mit den Prüfungen im ersten Semester kannst du beweisen, ob du etwas drauf hast. Fällst du durch, kannst du dich immer noch umorientieren.

6. Nachweis, eine fähige erwachsene Person zu sein

Steuererklärung machen, WG-Küche selbstständig säubern, nicht bei der WG-Suche scheitern: Um eine vollwertige Student:in zu werden, gehört noch viel mehr als einfach nur eine gute Abinote. Es ist auch wichtig, selbstständig zu sein (und zumindest erwachsener als deine zwölfjährige Schwester).

7. Abiturient:in mit dem nicesten Kleid/ Anzug beim Abiball erhält Freikarte zur Uni

Ein ganz anderer Vorschlag, der irgendwie mehr Sinn ergibt, als der reine Numerus Clausus. Was meinst du?

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