1. BuzzFeed
  2. News

Lehrer:innen lieben diesen Student, dessen Tool erkennt, ob ein Aufsatz von einer KI geschrieben wurde

Erstellt:

Kommentare

Ein Roboter an einem Laptop/Edward Tian, der 22-jährige Student, der GPTZero entwickelt hat
GPTZero macht vielen Schüler:innen und Student:innen einen Strich durch die Rechnung © Shotshop/IMAGO/Edward Tian

GPTZero kann erkennen, ob ein Aufsatz über „Hamlet“ von einem Bot geschrieben wurde.

Englischschülerinnen und -schüler, die hofften, ihre Hausaufgaben mithilfe Künstlicher Intelligenz schreiben zu können, haben einen neuen Feind: Edward Tian, ein 22-jähriger Student der Princeton University, erstellte eine Website, die erkennen kann, ob ein Text mit dem KI-Tool ChatGPT erstellt wurde. Und auch diese sieben crazy Sachen sind dank KI heute schon möglich.

Lehrkräfte weltweit dürften dagegen kaum erleichterter sein. „So viele Lehrer:innen haben sich an mich gewandt“, sagt Tian, dessen jüngster Tweet über sein Tool GPTZero viral ging. „Aus der Schweiz, aus Frankreich, aus der ganzen Welt.“

„Ich habe Silvester damit verbracht, GPTZero zu entwickeln – eine App, die schnell und effizient erkennen kann, ob ein Aufsatz von ChatGPT oder von Menschen geschrieben wurde.“

So toll KI auch sein kann: Von der KI Kunst-App Lensa solltest du lieber die Finger lassen.

Die KI ChatGPT ist vor allem unter Schüler:innen und Student:innen beliebt

Die neueste Version von ChatGPT, genannt GPT3, wurde Ende November veröffentlicht. Das Tool ist in der Lage, erstaunlich kohärente Texte zu verfassen, und bietet damit unendlich viele Möglichkeiten. ChatGPT hat so einige wunderbare Vorteile (zum Beispiel konnte ein Pool-Installateur mit Legasthenie effektiv mit seinen Kund:innen per E-Mail kommunizieren), kann aber auch ausgenutzt werden.

The Atlantic berichtete, dass Pädagog:innen befürchten, dass Schüler:innen und Student:innen diese Technologie nutzen könnten, um beispielsweise ihre Hausaufgabe zu machen, in der die wichtigsten Ereignisse der Schlacht von Tippecanoe zusammengefasst werden müssen.

Apropos Künstliche Intelligenz: Hier sind 13 Anzeichen, dass du zwar kein Roboter, aber dafür emotional intelligent bist.

Tian über die Zukunft mit KI: „Müssen verantwortungsvoll damit umgehen“

Laut Chalkbeat haben öffentliche Schulen in New York City gerade den Zugang zur ChatGPT-Website auf Schulgeräten und in Internetnetzwerken gesperrt. Die Angst kommt sogar aus den eigenen vier Wänden: Eine hochkarätige KI-Konferenz hat nach Angaben von The Verge die Einreichung von akademischen Arbeiten, die vollständig von KI geschrieben wurden, verboten (obwohl sie einige Tools zum „Aufpolieren“ der Arbeit der Autor:innen zulässt). Dieser Informatiker bekam wegen seines KI-Kinderbuchs einen riesigen Shitstorm.

„KI wird sich durchsetzen“, sagt Tian, Informatik- und Journalismusstudent, der das Tool in den Winterferien in wenigen Tagen programmiert hat. „KI-generiertes Schreiben wird einfach immer besser werden. Ich bin begeistert von dieser Zukunft, aber wir müssen verantwortungsvoll damit umgehen.“ Hier zeigen wir dir mit Hilfe von KI, wie die Twilight-Charaktere laut Büchern aussehen würden.

Er ist nicht gegen den Einsatz von KI-Tools für das Schreiben, aber er hat seine Bedenken. „Ich möchte, dass die Leute ChatGPT benutzen“, sagt er. „Und es wird normalisiert werden, aber wir brauchen Schutzmaßnahmen.“

Edward Tian, der 22-jährige Student, der GPTZero entwickelt hat
Edward Tian, der 22-jährige Student, der GPTZero entwickelt hat © Edward Tian

So analysiert GPTZero, ob Texte von einer KI oder von einem Menschen geschrieben wurden

GPTZero analysiert einen Text und stellt fest, ob die Wahrscheinlichkeit hoch oder niedrig ist, dass er von einem Bot geschrieben wurde. Dabei wird nach zwei Merkmalen gesucht: „Perplexity“ (dt. Verwirrung) und „Burstiness“ (dt. Prallheit). Die „Perplexity“ gibt an, wie wahrscheinlich es ist, dass jedes Wort von einem Bot vorgeschlagen wurde; ein Mensch würde eher zufällig schreiben.

„Burstiness“ misst ganz genau die Perplexität jedes einzelnen Satzes. Ein Bot wird wahrscheinlich einen ähnlichen Grad an Verwirrung von Satz zu Satz haben, aber ein Mensch wird spontaner schreiben – vielleicht einen langen, komplexen Satz gefolgt von einem kürzeren. Etwa so.

Funktioniert GPTZero wirklich? Ich habe den Selbstversuch gewagt

Um Tians Erfindung zu testen, habe ich sie mit einem kurzen Aufsatz von ChatGPT gefüttert, der eine Aufforderung enthielt, die ein:e Möchtegern-High-School-Betrüger:in versuchen könnte: Beschreibe das Hauptthema von Hamlet. („Das Hauptthema von Shakespeares Stück ‚Hamlet‘ ist der Kampf der Hauptfigur Hamlet, sich mit der Tatsache abzufinden, dass sein Onkel seinen Vater ermordet und den Thron bestiegen hat...“ bla bla und so weiter.)

GPTZero bewertete den Aufsatz mit einem Perplexitätswert von zehn und einem „Burstiness“-Wert von 19 (das sind ziemlich niedrige Werte, erklärte Tian, was bedeutet, dass es sich bei dem Verfasser eher um einen Bot handeln dürfte). Das Tool erkannte somit richtig, dass dieser Text wahrscheinlich von einer künstlichen Intelligenz geschrieben wurde.

Zum Vergleich habe ich die erste Hälfte dieses Artikels, den ich selbst geschrieben habe, in das Tool eingegeben. Perplexität: 39; Burstiness: 387. (Ironischerweise war der Satz mit der höchsten Perplexität „Ich möchte, dass die Leute ChatGPT benutzen“, sagt er). Letztendlich stufte GPTZero den Aufsatz als wahrscheinlich menschlich ein. Richtig! Die genaue Erfolgsquote von GPTZero ist jedoch noch unklar. Mindestens ein:e Twitter-Nutzer:in schrieb, dass es einige seiner von der KI geschriebenen Beispiele nicht erwischt hat.

„Ich habe gerade einige meiner @gomoonbeam generierten Inhalte durch diesen Checker laufen lassen und sie haben bestanden 🤔“

Vor allem junge Leute sind von GPTZero weniger begeistert

Anderswo auf der Plattform waren die Reaktionen gemischt: Erwachsene sind von dem Tool begeistert, andere, meist Jugendliche, bezeichnen Tian als „Spitzel“.

Tian erzählte dem Daily Beast in einem Interview, dass nach seinem Tweet darüber seine DMs von Anfragen von interessierten Risikokapitalgebern nur so überflutet wurden. Für den Moment plant er jedoch, seine Erfindung frei und zugänglich zu halten. „Ich möchte Englischlehrer:innen im ersten Semester überall unterstützen“, sagt er.

Autorin ist Katie Notopoulos. Dieser Artikel erschien am 5.01.2023 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.

Auch interessant

Kommentare