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Studie enthüllt: Journalist:innen wiederholen Fehler, die sie bereits beim „Klima-Wandel“ gemacht haben

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Von: Sophia Lother

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Das Klima leidet unter dem Fleischkonsum der Industrienationen, wie aus mehreren Forschungsberichten hervorgeht. (Symbolfoto)
Das Klima leidet unter dem Fleischkonsum der Industrienationen, wie aus mehreren Forschungsberichten hervorgeht. (Symbolfoto) © Agefotostock/Imago; Danita Delimont/Imago

Immer wieder wird der Journalismus für die Berichterstattung zum Klimawandel kritisiert. Autorinnen einer Studie erheben Vorwürfe, die noch einen Schritt weiter gehen.

Journalist:innen sollen möglichst objektiv berichten. Zu diesem Anspruch gehört auch, dass zu einem Thema möglichst mehrere Seiten zu Wort kommen – oder zumindest die Pro- und Contra-Argumente ähnlich gewichtet vorgestellt werden. Soweit, so klar – oder?

Nicht unbedingt, wie mehrere Studien jetzt zeigen. Denn ein falsches Gleichgewicht (false Balance) kann verhängnisvolle Auswirkungen haben. Was das mit dem Klima-Wandel und Fleischkonsum zu tun hat, findet ihr hier im Forschungsüberblick:

„Falsche Balance“ bei Bereichterstattung zum Klimawandel

In einer Studie, die im Journal of Applied Research in Memory and Cognition erschienen ist, untersuchten Forschende die Informationswirkung journalistischer Artikel zum Thema Klimawandel. Genauer gesagt bei der Frage, ob es ihn gebe und ob er Menschengemacht ist. Die Forschenden erklären dazu: „Ein falsches Gleichgewicht kann entstehen, wenn gegensätzliche Ansichten gleichberechtigt behandelt werden, obwohl eine Meinung durch Fachleute und Beweise gestützt wird.“

Nach drei unterschiedlichen Experimenten zeigte sich: Die Darstellung konträrer Ansichten verringerte bei den Leser:innen den wahrgenommenen Expert:innen-Konsens. So beispielsweise beim Thema, ob der Klimawandel menschengemacht sei. Das geschieht, egal ob die Quelle der Gegenargumente fachlich qualifiziert war, oder nicht. Diese Art der Berichterstattung, die im schlimmsten Fall eben nicht mehr Wissen schafft, sondern das Gegenteil bewirkt, scheint nun auch bei einem weiteren Thema zu Problemen zu führen.

Viehzucht verursacht ebenso viel Kohlenstoffemissionen wie der gesamte Verkehr

Ähnlich problematisch ist auch die Berichterstattung zum Thema Fleischkonsum. Denn Fakt ist, wenn wir unseren Fleischkonsum nicht endlich massiv reduzieren, ist der Klima-Wandel nicht aufzuhalten. Das hat auch der Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) nochmals unterstrichen. Die Hintergründe: „Die Viehzucht verursacht 14 Prozent aller Kohlenstoffemissionen, was der Menge entspricht, die durch den gesamten Verkehr verursacht wird. Derzeit belegen Nutztiere fast 30 Prozent des eisfreien Landes auf der Erde. Die Viehwirtschaft verursacht ein Siebtel der weltweiten Treibhausgasemissionen und verbraucht etwa ein Drittel des gesamten Süßwassers der Erde“, bringt es das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) auf den Punkt.

Studie übt Kritik an Berichterstattung: „Thema wird als offene Debatte, anstatt als dringliches Problem dargestellt“

Die Kritik an der Klimawandel-Ursachenberichterstattung ist nicht neu. Gerade deshalb könnte man erwarten, dass Journalist:innen daraus gelernt haben, und andere Facetten der Problematik nun besser kommunizieren. Eine Studie aus den USA zeigt aber, auch hier halten sich viele Journalistinnen und Journalisten viel zu sehr zurück. Für ihre Studie untersuchten Jillian Fry und ihre Kolleginnen 236 Zeitungsartikel aus den Jahren 2018 bis 2020. Das Ergebnis war ernüchternd.

Obwohl viele Artikel Beweise dafür in den Vordergrund stellen, dass der Fleischkonsum reduziert werden muss, kamen in vielen auch Gegenstimmen wie die U.S. Cattlemen’s Beef Association oder ähnliche Gruppen zu Wort. Ähnlich wie bei der allgemeinen Klima-Debatte würden Journalist:innen auch beim Thema Fleischkonsum „beide Seiten“ präsentieren und dadurch das Thema viel mehr als offene Debatte darstellen, anstatt als dringliches Problem, erklären die Forscherinnen. „Den Menschen fehlt oft die Zeit oder die Fähigkeit, Informationen kritisch zu bewerten, und deshalb ist es wichtig, einen Expertenkonsens zu vermitteln, wenn es ihn gibt, um ein genaues Verständnis von Themen zu gewährleisten“, fordern die Wissenschaftlerinnen.

Küstenregionen blicken durch den steigenden Meeresspiegel in eine ungewisse Zukunft. 2050 könnten bereits einige Gebiete überflutet sein – auch in Deutschland.

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