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„Lösung, die keiner wollte“: Professor gefeuert, nachdem sich Studierende über schwere Prüfungen beschweren

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Von: Sophia Lother

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Nachdem in New York ein Professor seinen Job verloren hatte, nachdem Studenten eine Petition organisierten, hagelt es Kritik.
In New York verliert ein Professor seinen Job, nachdem Studierende eine Petition organisierten und es hagelt Kritik. © ZUMA Wire/Imago; Levine-Roberts/Imago

Nach der Entlassung eines Chemie-Professors in New York ist die Kritik groß – auch an der Gen Z. Ein Kollege vermutet aber ein größeres Problem.

In so ziemlich jedem Studienfach gibt es ihn: Den Kurs, vor dem sich alle fürchten und bei dem die Durchfallquote gefährlich hoch ist. Für viele heißt es dann schlicht: „Augen zu und durch, Vier gewinnt“. So ein Fach lehrte auch Maitland Jones, Professor für organische Chemie an der New York University (NYU).

Die Betonung liegt auf lehrte, denn inzwischen steht eine andere Person vorne im Vorlesungssaal. Doch was ist hier passiert?

82 Studenten und ein Chemie-Professor: Petition führt zu Entlassung

Maitland Jones hatte zwar einen Ruf als Hardliner, wurde aber auch zu einem der coolsten Professor:innen der Universität gewählt, berichtet die New York Times. Doch nicht alle schienen diese Meinung auch zu teilen. In einer Petition beschwerten sich demnach 82 der 350 Studierenden, die bei ihm organische Chemie im Frühling 2022 belegt hatten. Der Vorwurf: Der Kurs ist zu schwer.

Im Herbstsemester wurde sein Vertrag mit der NYU gekündigt. Das hat zu einer Welle der Entrüstung geführt. Auch Jones, meldete sich zu Wort und wehrte sich gegen seine Kündigung. „Die Studierende haben die Prüfungsfragen in einem erstaunlichen Ausmaß falsch gelesen“, zitiert die New York Times aus einer Beschwerde des Professors an die Universität. Obwohl er seine Prüfungen leichter gemacht hätte, seien die Noten der Studierenden weiter gefallen. Auch aufgrund des Lernverlustes durch die Corona-Pandemie hätten die Studentinnen und Studenten schlicht vergessen, wie man richtig lernt, ist er sich sicher. Außerdem hätten viele aufgehört zu Vorlesungen zu gehen, auch nachdem die Corona-Restriktionen längst wieder aufgehoben wurden.

Chemie-Professor nach Petition gefeuert: Twitter-Nutzer schießen gegen Generation Z

Der Wirbel auf Twitter ist groß. Auch viele ehemalige Studierende des Professors mischen sich ein. Ehemalige Studierende loben die „Härte“ des Fachs von Jones. Vor allem die Generation Z wird dabei beleidigt und klein gemacht. Bloß, weil sie zu „dumm“ für den Kurs gewesen seien, sei ein Professor gefeuert worden, heißt es dort.

Weil eine Abtreibungsgegnerin bei ihrer Abschlussfeier sprach, verließen die Studierenden einfach den Saal – ein Video von ihnen ging viral.

Man habe die Gelegenheit genutzt, den Streit schnell und rabiat zu lösen, ist sich Paramjit Arora, ein Chemie-Professor und ehemaliger Kollege von Jones sicher. Gegenüber der New York Times erklärte er: „Die Dekane wollen natürlich ein gewisses Endergebnis erzielen, und sie wollen zufriedene Studierende, die großartige Dinge über die Universität sagen, damit sich noch mehr Leute bewerben und die Rankings der U.S. News weiter nach oben gehen.“

Kollege sieht größeres Problem nach Entlassung von Chemie-Professor in New York

Doch das ist nicht alles, mischt sich Geschichts-Professor Jacob Remes von der NYU via Twitter ein: „Denken Sie, was Sie wollen, über „schwierige Kurse“ oder „Strenge“, aber die Lösung dieses Problems besteht nicht darin, einen Professor zu entlassen. Nicht einmal die Studierenden, die sich beschwert hatten, haben seine Entlassung gefordert!“

Nach Entlassung von Chemie-Professor an New Yorker Universität: „System der Beliebigkeit“

Weiter erklärt er in einem weiteren Tweet, dass es massive Probleme im System der Universitäten gebe. Denn wie er selbst war Jones nur befristet angestellt. Solange viele Stellen nur mit befristeten Verträgen ausgestattet werden, würden Professor:innen als erste Problemlösung einfach gefeuert. Das würde zu einem „System der Beliebigkeit“ oder Schaukelpolitik führen, ohne jegliche Form der akademischen Freiheit, kritisiert er scharf.

Die Aktivistin sieht das genauso und beschwert sich ebenso wie auch Remes in anderen Tweets über die Berichterstattung der New York Times. Es gehe hier nicht um einen Kampf zwischen Professor:innen und Studierenden, so wie ihrer Meinung nach im Artikel dargestellt. Stattdessen habe die Universität die Wünsche von Studierenden und Uni-Arbeitnehmer:innen ignoriert und sich „für eine Problemlösung entschieden, die keiner wollte und die keine Probleme löst“, twittert sie. Sowohl sie als auch Remes sind der Meinung, dass hier nur Gewerkschaften helfen können.

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