1. BuzzFeed
  2. News

Hier tickt die Gen Z völlig anders: Das steckt hinter den Neo-Ludditen

Erstellt:

Von: Christian Kisler

Kommentare

eine junge Frau liest in einer Wiese ein Buch
Mitglieder des Luddite-Clubs verzichten auf Smartphones und Social Media. © Giorgio Magini / Westend61/APA/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Sie haben bei ihren Treffen nur eine feste Regel. Die Neo-Ludditen leben wie im 19. Jahrhundert – mit einem klaren Ziel.

Stell dir vor, du betreibst dauerhaftes Digital Detox. Dabei verzichtest du bewusst auf Smartphone, Computer, Tablet und Social Media. Das findet für gewöhnlich nur über einen bestimmten Zeitraum statt. In New York hat sich allerdings eine stets wachsende Gemeinschaft junger Menschen zusammen gefunden, die bestenfalls ein Mobiltelefon wie das Nokia 3210 oder ein Klapphandy besitzen. Außerdem haben sie Instagram und TikTok abgeschworen.

Klapphandy statt Smartphone

Sie betreiben laut „New York Times“ den „Luddite Club“, machen sich Treffpunkte aus, zu denen sie auch zur vereinbarten Zeit erscheinen, ohne ständig per Messenger hin und her zu schreiben. Das ist mit alten Handys ein wenig mühsam und auch nicht Sinn und Zweck des ganzen.

Was ist Luddismus?

Der Luddismus war eine Bewegung englischer Arbeiter Anfang des 19. Jahrhunderts gegen die einsetzende industrielle Revolution. Sie fürchteten Statusverlust und drohende soziale Verelendung. Dabei wandten sie sich gegen neue Technologien und zerstörten in ganz England Woll- und Baumwollspinnereien sowie andere Maschinen. Außerdem gingen sie gegen Lebensmittelhändler vor, die zu hohe Preise für ihre Waren forderten.

Benannt waren sie nach einem nicht existierenden, fiktiven Anführer namens Ned Ludd., mit dessen Namen auch Flugblätter unterschrieben wurden. 1814 wurde die Bewegung militärisch niedergeschlagen. Zahlreiche Beteiligte wurden hingerichtet oder nach Australien deportiert.

Bei den Treffen werden auch keine Fotos und Videos gemacht und über Social Media geteilt. Tatsächlich gibt es beim „Luddite Club“ nur eine Regel: keine Smartphones. Betont wird dabei, dass niemand sein Smartphone gänzlich wegwerfen müsse, um dem Club beizutreten. Während der Treffen darf es allerdings nicht benutzt werden. Statt sich von den Geräten ablenken zu lassen, lesen die Teenager:innen, die gerade noch der Gen Z angehören, gemeinsam Bücher, malen Bilder und diskutieren über die Musik von Maurice Ravel.

Der erste Lockdown war der Auslöser

Entstanden ist diese kleine Bewegung, als sich viele Teenager:innen im ersten Lockdown 2020 nicht persönlich treffen konnten. Dabei stellten sie das erste Mal fest, wie sehr es sie stresst, ständig etwas posten, fotografieren und Kommentare abgeben zu müssen. Laut „New York Times“ wurde deshalb von einer jungen Frau namens Logan Lane der „Luddite Club“ ins Leben gerufen. Ihr schlossen sich immer mehr junge Menschen an.

„Verbringe deine Zeit damit, dich selbst kennenzulernen“

Eine davon ist etwa Lola Shub, die sich gegenüber „Business Insider“ als „Screenager“ bezeichnete, also als Teenager, der die meiste Zeit vor dem Bildschirm verbracht hat, aber nun dem „Luddite Club“ beigetreten ist und auf Smartphone und Social Media verzichtet. „Wenn ich eine allumfassende Botschaft an andere Teenager:innen habe, dann das: Verbringe deine Zeit damit, dich selbst kennenzulernen, und erforsche die Welt rund um dich“, sagte sie. „Sie ist viel erfüllender und viel wirklicher als jene in dieser teuren kleinen Kiste“.

Laut einer Untersuchung des Pew Research Centers aus dem Jahr 2022 nutzen 76 Prozent der Teenager:innen Tiktok, 97 Prozent sind täglich im Internet. 95 Prozent der Befragten gaben an, ein Smartphone zu besitzen. Das aufzugeben und sich mit Gleichgesinnten zu treffen, ist also eher die Ausnahme der Regel. Inwieweit der Trend auch nach Österreich überschwappen wird, lässt sich nicht vorhersagen. Schließlich kann der „Luddite Club“ nicht viral gehen, wird doch auf Instagram, TikTok und Co verzichtet.

Passend dazu: Warum das Verbannen der Laptops in Wiener Kaffeehäusern eine gute Idee ist.

Auch interessant

Kommentare