Natürlich gibt es auch viele Beispiele aus der Popkultur. Ein Satz, den viele Leute aus Star Wars zitieren, ist: „Luke, ich bin dein Vater“. Dabei lautet es eigentlich: „Nein, ich bin dein Vater.“
Und Hannibal Lecter sagte nie die Worte: „Hallo, Clarice“, in dem Horror-Franchise. Und wenn wir schon dabei sind: Pikachus Schwanz hatte nie eine schwarze Spitze, und Shaggy hatte in Scooby Doo nie einen hervorstehenden Adamsapfel.
Und jetzt glauben viele, dass sie ein brandneues Beispiel für den Mandela-Effekt gefunden haben, nachdem ein Interview mit Britney Spears aus dem Jahr 2016 im Internet wieder aufgetaucht ist.
In dem Video spricht Spears mit dem britischen Talkshow-Moderator Jonathan Ross, der sie in einem Interview nach ihrem ikonischen diamantbesetzten Look im „Toxic“-Musikvideo aus dem Jahr 2004 fragt. „Das ist eigentlich kein Outfit“, erklärt Spears dem Moderator. „Das sind nur handbemalte Steine auf mir. Naja, auf mich geklebt.“
Ross kann seinen Schock nicht verbergen und erkundigt sich: „Wow, wurden die auf deinen Körper geklebt? Oder auf einen Bodysuit?“ „Auf meinen Körper geklebt“, antwortet Spears, was dazu führt, dass Ross noch einmal nachhakt: „Auf die Haut?“
Spears sagt ja und als Ross sie fragt, wie sie sie nach den Dreharbeiten abbekommen habe, gibt sie zu: „Ich weiß nicht mehr, was ich gemacht habe.“ An dieser Stelle scherzt Ross: „Vielleicht hast du auch jetzt noch welche auf dir!“
Nachdem der Ausschnitt auf TikTok hochgeladen wurde, bekam er schnell Tausende von Aufrufe und viele Leute, die das Video kommentierten, weigerten sich Spears Aussagen in dem Interview zu glauben.
Die überwiegende Mehrheit der Kommentierenden bestand darauf, dass sie sich lebhaft daran erinnern, dass Spears in dem Video einen durchsichtigen, mit Diamanten besetzten Body trug.
„Ich könnte schwören, dass ich mal einen durchsichtigen Anzug darunter gesehen habe“, schrieb eine Person. Eine andere fügte hinzu: „Ich war mir SOOOO SICHER, DASS ICH EINEN BODY GESEHEN HABE. Brit!!! Lass mich nicht an meinen Augen zweifeln!!!“
„Ich erinnere mich genau, dass das ein Ganzkörperanzug war“, kommentierte eine weitere Person.
Es dauerte nicht lange, bis einigen klar wurde, dass es sich dabei um einen Mandela-Effekt handeln könnte: „Ist das ein neuer Mandela-Effekt? ICH BIN MIR SICHER, DASS SIE EINEN BODYSUIT GETRAGEN HAT 😱“
„Warum erinnere ich mich genau daran, dass sie gezeigt haben, dass es ein Bodysuit war. Mandela-Effekt!!!“, kommentierte noch jemand. Eine dritte Person schrieb: „Ein weiterer Mandela-Effekt, der sich bemerkbar macht.“
Andere versuchten zu ergründen, warum so viele Menschen davon überzeugt waren, dass Spears einen Bodysuit trug. Ein Britney-Fan meinte, dass der Schmuck des Stars in dem Musikvideo die Illusion erweckt, sie hätte Ärmel und ein Dekolleté.
„Ich glaube, wir waren alle verwirrt, weil ihre Halskette wie ein Kragen eines Bodys aussah und die Armbänder wie [Ärmel]“, schrieb der Fan.
Jemand anderes stimmte zu: „Ich habe gerade [Toxic] gesehen. Mit der Halskette und den Armbändern kann ich verstehen, warum es wie ein Ganzkörperanzug aussieht. Und weil im Video Cgi-Sachen vorkommen“.
Apropos Musikvideos: In diesen 22 Musikvideos erkennst du, wie düster die Songs tatsächlich sind.
Und die Tatsache, dass Spears bei ihren Live-Auftritten oft einen durchsichtigen, mit Diamanten besetzten Body trug, wurde ebenfalls als Grund für die kollektive falsche Erinnerung angeführt: „Ich glaube, der Ganzkörperanzug wurde für Live-Auftritte verwendet“, erklärte eine Person.
In dem Musikvideo ist Spears also bis auf den Schmuck und einen winzigen Tanga völlig nackt, während sie sich auf dem Boden räkelt.
Und obwohl man meinen könnte, dass sie unter den Edelsteinen einen durchsichtigen Body trägt, hat Spears nie ein Geheimnis daraus gemacht und auch lange vor dem Interview von 2016 schon davon erzählt. Tatsächlich wurde der gesamte Entstehungsprozess des „Toxic“-Musikvideos hinter den Kulissen in einem MTV-Special vor der Veröffentlichung dokumentiert.
In dem Making-Off weisen sowohl Spears als auch der Regisseur des Musikvideos, Joseph Kahn, wiederholt darauf hin, dass Spears nackt zu sehen sein wird – und es wird auch bestätigt, dass dies ihre Idee war. Spears beschreibt den Look vor der Kamera: „Es werden überall an meinem Körper Juwelen sein, darunter habe ich eigentlich nichts an. Ich bin voll mit Make-up und Schmuck.“
Ihr Regisseur fügt hinzu: „Wenn ich bestimmte Videos drehe, versuche ich sicherzustellen, dass es ein Shot von dem Artisten gibt, der sich in das Unterbewusstsein einbrennt. Diese Szene hat sich Britney selbst ausgedacht und es ist ziemlich mutig von ihr, weil sie für die Aufnahme komplett nackt sein muss.“
Im weiteren Verlauf des Specials vertreibt Kahn die MTV-Kameras vom Set, als er erklärt: „Wir werden jetzt die Juwelen-Szene drehen, aber ihr dürft da nicht rein, weil Spears komplett nackt sein wird, bis auf ein paar Juwelen, die bestimmte Teile ihres Körpers bedecken.“
Als die Dreharbeiten abgeschlossen waren, kam Britney in einem Bademantel aus dem Set und sagte: „Es tut mir leid, dass ihr nicht dabei sein konntet, ich hatte nichts darunter an, ich hatte nur einen Haufen Diamanten auf meinem Körper kleben, also war es ein wirklich intimer, sexy Moment.“
Es genügt zu sagen, dass Kahn es zwar geschafft hat, ein Shot zu filmen, der sich fast 20 Jahre später immer noch in unser Unterbewusstsein eingebrannt hat, aber er hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass die meisten von uns die Aufnahme falsch in Erinnerung haben.
Aber zumindest gibt es uns allen eine Ausrede, um „Toxic“ im Jahr 2022 erneut zu sehen und uns erneut in die Princess of Pop zu verlieben.
Autorin ist Stephanie Soteriou. Der Artikel erschien am 2. Dezember 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Lea Samira Maier.