TikTok sperrt Wörter wie „LGBTQ“, „schwul“ und „gay“

Mithilfe von Filtern löscht TikTok Kommentare mit Wörtern wie „LGBTQ“, „schwul“ und „gay“. Die Plattform räumt Fehler ein.
Die Meinungsfreiheit schränkt TikTok immer wieder ein, zum Beispiel, wenn TikTok-Videos zum Ukraine-Krieg gesperrt werden. TikTok verwendet zudem Wortfilter. Die Technologie durchsucht Kommentare auf der Plattform automatisch nach bestimmten Wörtern und löscht diese. Neue Recherchen von NDR, WDR und Tagesschau zeigen, welche Wörter TikTok im vergangenen Monat sperrte, darunter Begriffe wie „LGBTQ“, „schwul“, oder „Nazi“. TikTok will diese laut Tagesschau nach eigenen Angaben nur versehentlich gesperrt haben.
Im September 2022 hat TikTok folgende Wörter blockiert:
- Cannabis
- Crack
- Drogen
- Gas
- gay
- Heroin
- Heterosexuelle
- homo
- Kokain
- LGBTQ
- LGBTQI
- LSD
- Nazi
- Porno
- Pornografie
- Prostitution
- schwul
- Sex
- Sexarbeit
- Sklaven
„Shadowbanning“: TikTok-User:innen bekommen den Kommentar weiter angezeigt
Nach den Recherchen der Tagesschau zeigte TikTok ihren Nutzer:innen offenbarnicht an, dass ihr Kommentar gelöscht wurde. Für sie machte es weiterhin den Eindruck, dass der Kommentar noch angezeigt wird. In Wahrheit war er aber für alle anderen Nutzer:innen nicht mehr sichtbar. „Shadowbanning“ nennt man dieses Prinzip.
TikTok hat die Worte fälschlicherweise als „schädlich gekennzeichnet“, sagt Sprecherin
Wenn TikTok frauenfeindliche Inhalte sperrt, zum Beispiel von Andrew Tate, ist das etwas anderes. Auch, wenn TikTok Videos über den Femizid-Trend löscht, bei dem Männer über den Mord an Frauen schwärmen. Es geht darum, Nutzer:innen zu schützen. Gegenüber der Tagesschau gab eine TikTok-Sprecherin jetzt an, dass auch Wortfilter aus diesem Grund eingesetzt werden.
Laut der Sprecherin durchsuche TikTok die Kommentare nach problematischen Begriffe, um sie dann zu löschen. Das sind Begriffe, die „gegen unsere Richtlinien verstoßen oder die ein Spam-Verhalten darstellen“. Aber verstößt „LGBTQ“ gegen Richtlinien? Das Wort, sowie andere aus der Liste, sei laut der Sprecherin „fälschlicherweise als potenziell schädlich gekennzeichnet“ worden. TikTok behauptet also, dass es sich bei den Sperrungen um eine Art Versehen gehandelt habe.
„LGBTQ“ und „schwul“ zu sperren verletzt queere Menschen
Maximilian Pichlmeier, der sich auf TikTok für queere Menschen einsetzt, bemerkte laut Tagesschau, dass Wortfilter weder Hassrede vermeiden, noch User:innen schützen. „Wenn dann das Wort ‚schwul‘ oder ‚homosexuell‘ vorkommt und ich das selber benutze, aber der Kommentar der anderen Person nicht angezeigt wird, kann keine Diskussion stattfinden“, sagte er gegenüber der Tagesschau.
Die LGBTQIA+-Community hat sowieso schon mit Diskriminierung zu kämpfen. Die Hetze im Netz gegen queere Menschen nimmt zu. Gegenüber der Tagesschau sagte die Sprecherin von TikTok, dass sie die Bedenken im Hinblick auf die LGBTQIA+-Community verstehe. TikTok werde die Transparenz von Kommentaren weiter prüfen und moderieren. TikTok kündigte der Tagesschau dennoch an, weiter Wortfilter weiterzuverwenden. Die Künstliche Intelligenz dahinter soll zunehmend trainiert werden.
Kritik von Tagesschau ignoriert – „gay“ wieder gesperrt
Tagesschau, NDR und WDR stießen bereits im Februar 2022 auf gesperrte Begriffe. Auch damals sprach TikTok den Angaben der Tagesschau zufolge von einem Fehler. Begriffe wie „LGBTQ“, „gay“ und „Heterosexuelle“, die kurz nach der Recherche wieder kommentierbar waren, seien jetzt erneut gesperrt. In ihrem Transparenzbericht kündigte TikTok an, die Technologien der Plattform, etwa die Kommentarfunktion, ausgewählten Forschenden im Herbst offenzulegen.
TikTok sperrt teilweise „Klimakrise“ und „Klimawandel“
Zu den ständig geblockten Begriffen kommen Begriffe, die nicht jedes Mal, aber oft geblockt werden. Einige Kommentare werden laut der Tagesschau zum Beispiel auch gelöscht, wenn die Wörter „Klimakrise“ oder „Klimawandel“ vorkommen. Auch manche Kommentare mit Begriffen, die mit dem Ukraine-Krieg in Verbindung stehen, werden gelöscht, darunter „Ukraine“, „Spezialoperation“, „Kampfjets“, „Völkerrecht“ oder auch „Truppen“. TikTok verbannte auch in der Vergangenheit russische Inhalte, weil Putin Berichte über die Invasion verbietet.
Teilweise blockierte Wörter auf TikTok im September 2022:
- Alkohol
- Angriff
- Anlass
- Armee
- Auschwitz
- Bodentruppen
- Corona
- Crystal Meth
- Ecstasy
- Energie
- Entnazifizierung
- ernähren
- FLINTA*
- getötet
- homophob
- homosexuell
- Kampf
- Kampfjets
- kiffen
- Klimakrise
- Klimawandel
- Krieg
- kämpfen
- Nationalsozialismus
- Panzer
- Peng Shuai
- produzieren
- queer
- Rauchen
- Risiko
- Rohstoffe
- Russen
- Russland
- Sauerstoff
- saufen
- Spezialoperation
- symptomatisch
- Terroristen
- trans*
- Truppen
- Ukraine
- Ukrainer
- Völkerrecht
- Warn-App
- Wettkämpfe