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„Französische Narbe“: Jugendpsychologe warnt vor gefährlichem TikTok-Trend

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Von: Felicitas Breschendorf

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TikTok-Trend Französische Narbe
TikTokerinnen, die beim Trend „Französsiche Narbe“ mitmachen, zeigen ihre Wunden. © TikTok @sinamri @simbosmilez/ Screenshot/ Collage/ BuzzFeed News DE

TikToker:innen fügen sich plötzlich Wunden zu und zeigen diese offen. Ein Experte erklärt, für welche Gruppe das gravierende Folgen haben kann und stellt eine klare Forderung auf.

Hinweis: Dieser Artikel thematisiert psychische Krankheiten und selbstverletzendes Verhalten.

Eine Wunde zeugt von Gewalt und vermeintlich Negativem. Für manche Menschen haben Wunden oder Narben derzeit jedoch noch eine andere Bedeutung: Sie sollen von Stärke und Kraft zeugen – oder verleihen ein besonders individuelles Aussehen. BuzzFeed News berichtete zuletzt über eine Frau, die ihre Narbe nicht aus den Hochzeitsfotos photoshoppen wollte und ihren Mann damit verärgerte.

Follower:innen werfen TikTokerin @wtmab, die auch als „Scar Girl“ bezeichnet wird, vor, dass sie sich ihre Narbe selbst geschminkt hat. Der Vorwurf: Sie wolle Aufmerksamkeit bekommen. Ein Arzt sagt, dass ihm so eine Narbe noch nie untergekommen sei. Wie eine natürlich geheilte Wunde sehe der braune Strich an ihrer Wange jedenfalls nicht aus. User:innen kommentieren, dass es sich womöglich um ein permanentes Augenbrauen-Tattoo handle (mit dem Unterschied, dass es mitten im Gesicht angebracht ist).

Eine TikTokerin zeigt für den Trend „Französische Narbe“ die effektivste Methode für eine Gesichtsverletzung

Auf TikTok gibt es einen neuen Trend, der nun noch einen Schritt weitergeht als das, was das „Scar girl“ zeigt: TikToker:innen kneifen sich dabei ins Gesicht, um sich blauen Flecken oder Wunden zuzufügen. Es geht offenbar darum, vermeintlich cool oder gefährlich auszusehen. „Französische Narbe“ nennt sich der Trend. „Wenn das funktioniert, fresse ich einen Besen“, reagiert die TikTokerin @sinamri auf eine Anleitung für eine Wunde der amerikanischen TikTokerin @hannahh.mcf.

„Dann muss ich mit einem Fleck rumlaufen, wenn ich das jetzt mache – egal“, sagt TikTokerin @sinamri und drückt kurzerhand mit zwei Fingern die Haut ihrer rechten Wange zusammen. Tatsächlich erscheint ein feiner, roter Strich in ihrem Gesicht. „Macht das nicht nach“, ruft sie aufgeregt. Doch werden junge Zuschauer:innen dem Aufruf wirklich spontan nicht folgen?

Auch dieser deutsche TikToker namens @simbosmilez bietet an, dass er dabei aushelfen kann, eine Narbe ins Gesicht zu platzieren:

Mutprobe oder gefährlicher Trend? Das hat es mit der „Französischen Narbe“ auf sich

Der Jugendpsychologe Paul Plener erklärt gegenüber BuzzFeed News DE, dass es sich bei der „Französischen Narbe“ um eine Mutprobe handle. Diese erinnert an den Trend #Blackoutchallenge, bei dem sich junge TikToker:innen gegenseitig dazu ermutigen, sich die Luft abzudrücken, bis sie ohnmächtig werden. Durch die Challenge sind zwei Mädchen zu Tode gekommen.

Als ähnlich gefährlicher TikTok-Trend stellt sich auch die „Französische Narbe“ heraus. Aber nicht für die TikToker:innen, die bei der Mutprobe mitmachen und die Videos hochladen. Der Experte sieht zwar nicht das Risiko, dass Jugendliche, die sich die Videos ansehen, anfangen könnten, ein problematisches, selbstverletzendes Verhalten entwickeln.

Gefährlich werde es stattdessen für die bereits Betroffenen: „Menschen, die Erfahrungen mit Selbstverletzung haben, können durch die Videos getriggert werden. Wenn sie solche Inhalte schauen, kann ihr Drang, sich selbst zu verletzen, größer werden“, erklärt der Jugendpsychologe. Im schlimmsten Fall würden sie sich also selbst Schmerzen zufügen, die mit ihrer psychischen Krankheit zusammenhängen und nichts mehr mit einer Mutprobe zu tun haben.

Jugendpsychologe fordert TikTok auf, den Trend „Französischen Narbe“ zu unterbinden

Jugendliche aufzufordern, keine Videos mehr zur Französischen Narbe zu posten, bringe laut Plener nichts. „Die Betreiber von TikTok sollten dafür sorgen, dass sie den Trend unterbinden“, fordert er. So wie TikTok automatisch bestimmte Begriffe sperrt, sollten dem Experten nach auch selbstverletzende Inhalte mit technischen Maßnahmen herausgefiltert werden. Italiens Kartellbehörde leitete aufgrund des Trends bereits Ermittlungen gegen TikTok ein, berichtet der Focus. Das Unternehmen erklärte daraufhin, es wolle Verhaltensweisen weder zeigen noch fördern.

„Wir achten besonders darauf, insbesondere Jugendliche zu schützen“, heißt es dai n der Stellungsnahme von TikTok gegenüber den italienischen Behörden. Videos, in denen sich Jugendliche eine „Französische Narbe“ verpassen, befinden sich bis jetzt dennoch weiterhin auf der Plattform.

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