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TikToker erzählen, dass Energydrinks sie krank gemacht haben

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TikToker behaupten, Energydrinks wie Red Bull und Co. haben bei ihnen Herzprobleme ausgelöst. Wir haben Expert:innen gefragt, wie gefährlich Redbull, Monster und Co. wirklich sind.

Junge Menschen sollten normalerweise keine Herzkrankheiten bekommen, aber bei Sage Weeber, einem sonst gesunden 24-Jährigen, wurde Angina pectoris diagnostiziert, was mit quälenden Schmerzen in der Brust durch verstopfte Arterien einhergeht. „Anfang des Jahres begann ich, Symptome wahrzunehmen“, sagte Weeber. „Beim Autofahren wurde mir schwindelig, ich wurde ohnmächtig und meine Arme wurden taub.“

Aber erst als der Profi-Schlagzeuger im Februar einen Soundcheck bei der „Ellen DeGeneres Show“ machte, hatte Weeber seinen „Das war‘s“-Moment. Ein massiver Krampf in der Brust überzeugte ihn schließlich davon, ein:e Ärzt:in aufzusuchen, die ihm mitteilte, dass er an einer koronaren Herzkrankheit im Frühstadium leide, was zur Diagnose Angina pectoris geführt habe.

Die gesundheitlichen Probleme des Schlagzeugers inspirierten ihn dazu, seine Geschichte auf TikTok (siehe oben) zu teilen, wo er verriet, was seine Schmerzen verursacht haben könnte: Energydrinks. Das Video wurde mehr als 6,7 Millionen Mal angesehen und führte dazu, dass viele Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ebenfalls Videos darüber teilten..

Energydrinks: Wann der Verzehr von schädlich wird

Energy-Drinks sind aromatisierte Getränke, die unterschiedliche Mengen an Koffein sowie anderen Zusatzstoffe enthalten, deren Konzentrationen nicht aufgelistet werden – darunter Vitamine, Zucker und Kräuterzusätze.

Auf den Dosen von beliebten Marken in den USA wie Celsius, Red Bull und Bang finden sich Aufschriften wie „Essenzielle Energie“, „Vitalisiert Körper und Geist“ und „Treibstoff für dein Schicksal“. In den USA gibt es sie auch als konzentrierte Shots, die, wie schon der Name der 5-Hour-Energy-Produkte, einen Energieschub versprechen. Diese Werbung für Energydrinks wirkt genauso fragwürdig, wie Japans Regierungs-Kampagne, mit der junge Menschen zum Alkohol trinken animiert werden sollen.

Energydrinks sind bekanntermaßen gesundheitsschädlich, insbesondere wenn sie in großen Mengen oder in Kombination mit Alkohol konsumiert werden. Sie werden laut „National Center for Complementary and Integrative Health“ (NCCIH) mit Herz- und Blutgefäßproblemen in Verbindung gebracht, zum Beispiel mit Herzrhythmusstörungen, erhöhter Herzfrequenz und erhöhtem Blutdruck. Es ist weniger klar, ob die Getränke mit Problemen wie der koronaren Herzkrankheit in Verbindung stehen, die im Allgemeinen auf genetische Veranlagung und langfristige Lebensgewohnheiten zurückzuführen ist.

Da viele Dinge zu einer Herzerkrankung beitragen können, ist es schwierig zu sagen, ob Energydrinks der Grund für die Diagnose oder den medizinischen Vorfall einer Person sind. Aber sie könnten einen Beitrag leisten, sagte Sanket Borgaonkar, der als Kardiologe am „Houston Methodist DeBakey Heart and Vascular Center“ arbeitet „Ein übermäßiger Konsum von Energydrinks führt selbstverständlich für die Konsumierenden dazu, dass das Risiko, für eine erhöhte Herzfrequenz und einen erhöhten Blutdruck steigt“, so Borgaonkar. „Wir wissen, dass diese Faktoren das Fortschreiten von Herzkrankheiten begünstigen, und das könnte ein Grund für diese Entwicklungen sein.“

Sage Weeber sitzt am Schlagzeug, im Hintergrund ist das Publikum zu sehen.
Sage Weeber spielt bei einem Festival in Mexiko-Stadt © Hunter Moreno

Weeber trank Energydrinks als wären sie Wasser

Weeber erzählte BuzzFeed News US, dass seine Diagnose gestellt wurde, nachdem er zwei Jahre lang routinemäßig koffeinhaltige Energydrinks wie Wasser getrunken hatte. Lange und schlaflose Nächte, in denen er mit Künstler:innen wie Landon Barker, Nessa Barrett und Ty Dolla $ign durch die USA und Europa tourte, brachten ihn dazu, sich nach dem Energieschub, den Energydrinks ihm brachten, zu sehnen. Ohne die Getränke litt er unter schweren Migräne-Anfällen und Müdigkeitserscheinungen. Auf dem Höhepunkt seiner Koffeinsucht trank er jeden Tag etwa vier Energydrinks, dazu noch hier und da einen Kaffee.

Das entspricht einer täglichen Aufnahme von etwa 800 Milligramm Koffein oder mehr. Der Schwellenwert für einen unbedenklichen Koffeinkonsum liegt nach Angaben der FDA (der amerikanischen Arzneimittelbehörde) bei 400 Milligramm pro Tag, was etwa vier bis fünf Tassen Kaffee entspricht. Untersuchungen haben gezeigt, dass 600 Milligramm pro Tag die Grenze sind, ab der schwerwiegendere Ereignisse auftreten können, wie Bluthochdruck, erhöhte Herzfrequenz, Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden.

„Ich hatte diese seltsamen Stöße in der Brust, als hätte jemand eine Voodoo-Puppe in der Hand und würde mich mit einer Nadel stechen“, sagte Weeber gegenüber BuzzFeed News US. „Ich wachte mitten in der Nacht auf und dachte, jemand ersticht mich.“ Erinnert fast an eine Szene aus einem True-Crime-Podcast, bei denen viele Menschen übrigens besonders gut einschlafen können.

Übermäßiger Konsum von Energydrinks führt zu Koffeinabhängigkeit

Energydrinks werden beworben, um die Aufmerksamkeit und die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern, was sie dank des Koffeins wahrscheinlich auch tun. Forschende bezweifeln jedoch, dass diese Produkte alle Vorteile bieten, die sie versprechen. Die Expert:innen, mit denen wir gesprochen haben, sagten, dass der gelegentliche Konsum von Energydrinks in Ordnung ist, dass man aber bei regelmäßigem Konsum leicht in einen, wie Weeber es nennt, „sehr unguten Konsumzyklus“ geraten kann.

Ein übermäßiger Konsum könne dazu führen, dass mehr Koffein konsumiert werden müsse, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Diese höhere Toleranz, die sich im Laufe der Zeit aufbaue und zum Konsum größerer Mengen führe, könnte schließlich gesundheitliche Gefahren mit sich bringen. Auch bei Tabak ist vor allem der übermäßige Konsum schädlich. Deswegen sind Einweg-E-zigaretten wie Elfbar, glimp und Co auch so gefährlich.

Da die Erfahrung so „erschreckend“ war, vollzog Weeber eine „komplette Kehrtwende“, indem er die Energydrinks endgültig aufgab und zu einem gesünderen Lebensstil überging. „Ich dachte, ich sei unbesiegbar, aber das bin ich ganz sicher nicht“, sagte Weeber. „Das kann jedem passieren.“

Welche Gesundheitsrisiken bergen Energydrinks?

Mehrere Studien, darunter eine Untersuchung zu „Red Bull“ aus dem Jahr 2014, eine Metaanalyse aus dem Jahr 2016 und eine klinische Studie mit Kindern und Jugendlichen aus dem Jahr 2022, ergaben, dass Energy-Drinks den Blutdruck und die Herzfrequenz im Vergleich zu nicht koffeinhaltigen Getränken noch bis zu vier Stunden nach dem Konsum erhöhen.

Eine größere Studie, an der 34 gesunde Erwachsene teilnahmen, ergab, dass diejenigen, die innerhalb einer Stunde einen Energydrink mit etwa 950 Millilitern und 300 Milligramm Koffein tranken, einen höheren Blutdruck und Anzeichen von elektrischen Störungen am Herzen aufwiesen, als die Teilnehmer:innen, die ein koffeinfreies Getränk tranken. Das bedeutet, dass Konsument:innen von Energydrinks „anfälliger für abnormale [Herz-]Rhythmen, die zu einem plötzlichen Herztod führen“ sein könnten, so Sachin Shah, der Hauptautor der im Journal of the American Heart Association veröffentlichten Studie, gegenüber BuzzFeed News US.

Eine Studie aus dem Jahr 2010 legt nahe, dass Energydrinks zu Erkrankungen der Blutgefäße beitragen können, die zu Blutgerinnseln führen. Diese Hypothese bedarf jedoch „weiterer Bestätigung und Erforschung“, so Shah, Professor für Pharmazie an der University of the Pacific.

Emma Le machte ähnliche Erfahrungen wie Weeber

Inspiriert von Weebers Video postete Emma Le ebenfalls ein TikTok-Video über Energydrinks, die ihrer Meinung nach zum tödlichen Herzinfarkt ihres 46-jährigen Vaters im Jahr 2011 beitrugen. Le erzählte BuzzFeed News US, dass er etwa zwei Jahre lang jeden Tag mehrere Red Bulls getrunken hatte, bevor er plötzlich auf der Treppe seines Hauses verstarb. Die Ärzt:innen ihres Vaters glaubten auch, dass sein Konsum von Energydrinks eine Rolle bei seinem Tod gespielt haben könnte, erzählte Le.

„Wir hatten bemerkt, dass [seine Angewohnheit] exzessiv geworden war, und ihn damit aufgezogen“, sagte Le, 31,. „Aber niemand hat wirklich versucht, ihn zum Aufhören zu bewegen. Wir wussten nicht, wie schädlich Energydrinks wirklich sind.“ Es ist jedoch schwierig, einen Herzinfarkt auf einen einzelnen Lebensstilfaktor oder ein einzelnes Lebensmittel zurückzuführen, so Andrew Jagim, ein Sportmediziner an der Mayo Clinic, der Energydrinks untersucht. Das Problem bestehe darin, dass „die Inhaltsstoffprofile dieser Getränke so unterschiedlich sind“, dass es schwierig sei, die Auswirkungen in einer ausreichend groß-angelegten Studie zu untersuchen, die uns klare Antworten geben würde.

Die langfristigen Risiken des Energydrink-Konsums sind unbekannt

Bislang gibt es keine Studien, in denen die langfristigen Folgen des Konsums von Energydrinks untersucht wurden. Da aber einer der Hauptbestandteile ein Aufputschmittel ist, ist es wahrscheinlich nicht das Beste für die Gesundheit, sagen Expert:innen. Auch Alkohol sollten junge Menschen unter 40 laut einer Studie am besten komplett vermeiden.

Der tägliche Konsum hoher Dosen von Koffein versetzt den Körper laut Jagim in einen ständig-andauernden „Kampf-oder-Flucht-Modus“, was nicht ungefährlich ist, da das Nervensystem Auszeiten braucht, um richtig zu funktionieren. „Das birgt auf lange Sicht einige Risiken, weil dabei wahrscheinlich viele verschiedene Systeme im Körper beeinträchtigt werden“, fügte Jagim hinzu.

Zahlen der Notaufnahmen-Besuche im Zusammenhang mit Energydrinks steigt

Wir wissen jedoch, dass diese Produkte unter bestimmten Umständen gefährlich – und tödlich – sein können, meist aufgrund von Toxizität von Koffein. Einem Bericht des amerikanischen „Drug Abuse Warning Network“ zufolge, das nationale Entwicklungen zum Drogenkonsum sammelt, verdoppelte sich die Zahl der Notaufnahmen-Besuche im Zusammenhang mit Energydrinks von etwa 10.000 im Jahr 2007 auf etwa 20.800 im Jahr 2011.

In den bei der FDA eingereichten Berichten über mehr als ein Dutzend Todesfälle wurden 5-Hour-Energy- und Monster-Energy-Produkte erwähnt, was jedoch nicht beweist, dass sie die Todesursache waren. Schätzungen zufolge konsumiert etwa ein Drittel der 12- bis 17-Jährigen regelmäßig Energydrinks. Allein im Jahr 2011 landeten fast 1.500 Jugendliche deswegen in der Notaufnahme.

Junge Menschen mischen Energydrinks auch häufiger mit Alkohol, was ihren Rauschzustand verschleiern kann. Laut dem CDC (dem amerikanischen Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention) ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die diesen Cocktail konsumieren, über ihr Maß trinken und über ungewollten oder ungeschützten Sex und Trunkenheit am Steuer berichten, viermal so hoch. Neben Energydrinks hat auch Cannabis Risiken, die von vielen Menschen unterschätzt werden.

Angstzustände und Magenprobleme – mögliche Folgen von regelmäßigem Koffeinkonsum

Insgesamt kann, so die Alcohol and Drug Foundation, hoher und regelmäßiger Koffeinkonsum zu Problemen wie Reizbarkeit, Schwindel, Angstzuständen, Muskelzittern, Geschwüren, Durchfall, Wahnvorstellungen, Krampfanfällen und Osteoporose führen. Zudem beeinflussen Energydrinks wahrscheinlich auch die Schlafhygiene und könnten somit auch die Häufigkeit der Traumphasen und unsere Träume verändern.

Es ist auch bekannt, dass Energydrinks das Nerven-, Magen-Darm- und Verdauungssystem beeinträchtigen und Symptome wie Müdigkeit, Angstzustände, Kopf- und Bauchschmerzen sowie Schlaflosigkeit hervorrufen. (Bei Frauen kann ein hoher Koffeinkonsum zudem dazu beitragen, dass die Brüste vor der Periode schmerzen – einer von 21 Fakten, die eine Frauenärztin über die Periode erklärt.)

Dr. Ellen Stein, Gastroenterologin und Professorin an der Robert Wood Johnson Medical School der Rutgers University, erklärte, dass der hohe Koffein- und Zuckergehalt in diesen Getränken wahrscheinlich die Schuld daran trägt. „Zu viel Koffein macht den Darm reizbar“, erklärte Stein in einer E-Mail an BuzzFeed News US. „Zu viel Zucker hat schon immer Bauchschmerzen verursacht, und unechte Zuckerarten können zu bakterieller Unordnung im Dünndarm und Blähungen führen.“

Zwei Polzangen werden an einen Energydrink vor einem blauen Hintergrund gehalten. Daneben ein Mann, der sich an die Brust fasst.
Rufen Energydrinks tatsächlich Herzprobleme hervor? © Kenneth Bachor / BuzzFeed News US/ Panthermedia/Imago

Koffein ist nicht die einzige Ursache – auch Zucker spielt eine Rolle

Expert:innen sind nicht davon überzeugt, dass das Koffein in Energydrinks die einzige Ursache für die negativen gesundheitlichen Auswirkungen ist. Laut Walter Willett, Professor für Epidemiologie an der „Harvard T.H. Chan School of Public Health“, könnte sogar Zucker daran schuld sein. Auch in diesem Rezept für weißen Kaffeepudding kommen Koffein und Zucker zusammen – der haut richtig rein.

„Das Schlimmste an den meisten Energydrinks ist, ist der darin enthaltene Zucker, wobei es keinen Unterschied macht, ob es sich um Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt oder um Haushaltszucker handelt“, sagte Willett in einer E-Mail. Er fügte hinzu, dass das bekanntermaßen das Risiko von Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen erhöhe. Das bedeutet, dass Energydrinks besonders für Menschen mit Erkrankungen, die den Blutzuckerspiegel aus dem Gleichgewicht bringen, wie Diabetes, gefährlich sind.

Ein halber Liter Energydrink kann zum Beispiel bis zu 64 Gramm zugesetzten Zucker enthalten, was die für Erwachsene empfohlene Tageshöchstmenge (36 Gramm für Männer, 25 Gramm für Frauen) übersteigt. Das ist ein Problem, das alle mit Zucker gesüßten Getränke haben, und könnte erklären, warum manche Menschen eine Abhängigkeit von ihnen entwickeln, so Shah von der University of the Pacific.

Die Kombination von Inhaltsstoffen in Energydrinks ist entscheidend

Ansonsten, so die Forscher, könnte die Kombination von Inhaltsstoffen in Energydrinks für die unerwünschten gesundheitlichen Auswirkungen verantwortlich gemacht werden. Eine Studie der American Heart Association aus dem Jahr 2017 ergab, dass Menschen vier Stunden nach dem Konsum eines Energydrinks oder eines koffeinhaltigen Kontrollgetränks einen höheren Blutdruck hatten. Aber nur bei denjenigen, die den Energydrink konsumiert hatten, war der Blutdruck auch sechs Stunden später noch erhöht, was darauf hindeutet, dass auch andere Inhaltsstoffe als Koffein eine Rolle spielen.

Ein möglicher Übeltäter ist Guarana, ein in Südamerika beheimatetes Pflanzenprodukt. Es heißt, dass ein Gramm davon 40 Milligramm Koffein entspricht, sodass es zum Gesamtkoffeingehalt des Getränks beiträgt, ohne dass dies auf dem Etikett angegeben ist. Das hat eine von Harvard-Forschern durchgeführte Überprüfung der Inhaltsstoffe von Energydrinks im Jahr 2017 ergeben. Auch die Stoffe in noch härteren Drogen „verändern sich rasant“ – in der queeren Community ist der Drogenkonsum wieder auf Vor-Corona-Niveau.

Vitamin B3- und B12-Gehalte in Energydrinks „weit über“ den empfohlenen Tageswerten

In einer anderen Studie untersuchten Jagim von der Mayo-Klinik und Kolleg:innen die 75 meistverkauften Energydrinks und Shots und stellten fest, dass die Vitamin B3- und B12-Gehalte „weit über“ den empfohlenen Tageswerten lagen. (Die meisten Amerikaner decken diese empfohlene Menge bereits über ihre Ernährung ab). Zu viel von diesen Vitaminen könne Hautausschläge, Magen-Darm-Beschwerden, Schlaflosigkeit, Übelkeit und Kribbeln in Händen und Füßen verursachen.

Eine Aminosäure namens Taurin ist ebenfalls reichlich in Energydrinks enthalten, aber es ist wenig darüber bekannt, wie der Körper sie verstoffwechselt und wie sie sich in Kombination mit anderen Inhaltsstoffen von Energydrinks verhält. Taurin wird mit der Senkung des Blutdrucks in hohen Dosen in Verbindung gebracht, sodass es „die allgemeine Blutdruckreaktion verändern könnte“, so die Forscher.

Wir wissen immer noch nicht genau, was in Energydrinks enthalten ist

Viele Energydrink-Unternehmen, insbesondere diejenigen, die ihre Produkte als Nahrungsergänzungsmittel vermarkten, geben die Konzentrationen dieser anderen Inhaltsstoffe nicht auf ihren Etiketten an und verschleiern sie oft mit vagen Begriffen wie „geheime Rezeptur“. Einige Unternehmen geben nicht einmal an, wie viel Koffein ihre Produkte enthalten, weil es keine Vorschrift gibt, die sie dazu verpflichtet.

Eine 2012 durchgeführte Untersuchung der 27 meistverkauften Energydrinks und -shots ergab, dass 16 von ihnen hohe Koffeinkonzentrationen enthielten, von denen fünf im Durchschnitt etwa 20 Prozent mehr als die auf den Produkten angegebene Menge enthielten.

Ein Sprecher der FDA erklärte gegenüber BuzzFeed News US, dass „Energydrinks“ ein Marketingbegriff ist und die amerikanische Bundesbehörde daher keine spezielle Kategorie oder Vorschriften für diese Produkte hat. Im Grunde können die Hersteller von Energydrinks ihre Produkte verkaufen, ohne der FDA nachzuweisen, dass sie sicher zu konsumieren sind. Daher müssen die Produkte nicht reguliert werden, bevor sie auf den Markt kommen. Die Regulierung dieser Getränke erfolgt eher „nach dem Inverkehrbringen“, sagte Jagim – nur, wenn etwas Schlimmes passiert, schreitet die FDA ein.

Als Nahrungsergänzungsmittel können Anforderungen umgangen werden

Energydrinks werden oft als Nahrungsergänzungsmittel gekennzeichnet, somit können sie bestimmte Lebensmittelsicherheitsanforderungen der FDA und anderer Behörden umgehen, wie zum Beispiel den für Limonaden festgelegten Koffeingrenzwert von 71 Milligramm pro 350 Milliliter. (Einige Unternehmen wie Monster Energy, Red Bull und Rockstar haben begonnen, ihre Produkte als „Getränke“ zu vermarkten, um den Bedenken der Öffentlichkeit hinsichtlich der Kennzeichnungsvorschriften zu begegnen).

Ein Sprecher der American Beverage Association, deren Mitgliedsunternehmen 95 Prozent aller in den USA verkauften Energydrinks repräsentieren, erklärte gegenüber BuzzFeed News US: „Die großen Energydrink-Unternehmen haben proaktive, freiwillige Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass ihre Getränke nicht an Kinder vermarktet werden, und wir bieten den Verbrauchern eine verantwortungsvolle Kennzeichnung unserer Getränke.“

Sollten Energydrinks gemieden werden?

Bevor du deinen ersten oder deinen nächsten Energydrink zu dir nimmst, solltest du auf einige Dinge achten, vor allem auf den Koffeingehalt. Laut einem Übersichtsartikel, den Willett mitverfasst hat und der im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, braucht der Körper in der Regel etwa 45 Minuten, um Koffein nach der Einnahme vollständig zu absorbieren. Dann braucht es zwischen 15 Minuten und zwei Stunden, bis der Spitzenwert im Blut erreicht wird.

Doch wie lange man die Wirkung spürt, hängt von etwas anderem ab. Die Halbwertszeit (die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des konsumierten Koffeins abzubauen) von Koffein beträgt bei Erwachsenen etwa zweieinhalb bis viereinhalb Stunden. Im Gegensatz dazu beträgt die Halbwertszeit von Koffein bei Neugeborenen etwa 80 Stunden.

Weitere Faktoren, die eine Rolle spielen

Der Stoffwechselprozess kann jedoch je nach Aktivitätsniveau, medizinischer Vorgeschichte und Toleranz gegenüber dem Stimulans stark variieren. So sind beispielsweise Erwachsene, die viel sitzen, hohen Blutdruck haben, die noch nie Koffein getrunken haben, oder Medikamente einnehmen, die sich bereits auf das Herz auswirken, anfälliger für negative Auswirkungen koffeinhaltiger Energydrinks.

Hinzu kommen Aktivitäten wie Rauchen, die den Stoffwechsel von Koffein beschleunigen und seine Halbwertszeit um bis zu 50 Prozent verkürzen können. Empfängnisverhütung und Schwangerschaft hingegen verlangsamen den Stoffwechsel, sodass die Wirkung von Koffein viel länger anhält.

Auch die Genetik spielt eine Rolle dabei, wie der Körper Koffein abbaut. Ein Gen bestimmt auch, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Essstörung ist. Borgaonkar, der in Houston ansässige Kardiologe, sagte, dass kleinere Studien darauf hindeuten, dass Menschen, die Koffein langsamer verstoffwechseln, ein höheres kardiovaskuläres Risiko haben. Es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um dies zu beweisen.

Es ist entscheidend, wie schnell wir Energydrinks zu uns nehmen

Wie du auf Energydrinks reagierst, hängt auch davon ab, wie schnell du sie konsumierst. Wenn man sie in einem Zug trinkt, wie es viele Menschen tun, um einen schnellen Kick zu bekommen, erhält man in kurzer Zeit eine große Dosis Koffein. „Man spürt die Wirkung viel schneller und vielleicht auch stärker“, so Jagim.

Was man sich merken sollte, ist, dass es nie gut ist, etwas im Übermaß zu konsumieren, vor allem keine Energydrinks. Es ist besser, ein Glas Wasser zu trinken, wenn man dehydriert ist, oder eine Tasse Kaffee oder Tee, wenn man einen Energieschub braucht. Diesen Tipp müssen sich bei den Temperaturen diesen Sommer sowieso viele zu Herzen nehmen, besonders Menschen, die in Dachgeschosswohnungen bei der Hitze leben müssen. Shah empfiehlt Kokosnusswasser, da es natürlichen Zucker und Elektrolyte enthält. „Die Menschen sollten fundierte Entscheidungen darüber treffen, wie viel und welche Produkte sie konsumieren“, sagte Shah. „Folgt nicht einfach blindlings dem Hype.“

Diese Lektion hat Weeber auf die harte Tour gelernt – aber seit er keine Energydrinks mehr zu sich nimmt, ist er beschwerdefrei und fühlt sich ironischerweise auch viel wacher. „Ich fühle mich jetzt wie ein Superheld“, also wie einer der DC–Comic-Helden, sagte er. „Ich kann natürlich nicht alle Schäden rückgängig machen, aber weil ich so jung bin, hatte ich großes Glück.“

Autorin ist Katie Camero. Der Artikel erschien am 22. August 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Lea Samira Maier.

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