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Zwei Aktivisten wollen mit Tunnel unter Lützerath „die Räumung hinauszögern“

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Von: Felicitas Breschendorf

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Die Aktivisten Pinky und Brain in einem Video, in dem sie über den Tunnel unter Lützerath sprechen.
Die Aktivisten „Pinky“ und „Brain“ in einem Video, in dem sie über den Tunnel unter Lützerath sprechen. © YouTube/@LuetziBleibt/ Screenshot

Die Aktivist:innen in Lützerath stellen sich gegen die Polizei. Mit einem Tunnel wollen zwei von ihnen die Räumung behindern.

Die Räumung in Lützerath geht weiter und bisher geben die Aktivist:innen nicht auf. Hier findest du Fotos, die zeigen, was in den vergangenen Tagen in Lützerath passiert ist: Auf Monopods und in Baumhäusern harren die Aktivist:innen aus und versuchen den Polizei-Einsatz zu behindern.

Am Freitagmorgen (13. Januar 2023) berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa), dass sich in einem Tunnel unter Lützerath nach Aktivist:innenangaben zwei Menschen befinden. Die beiden seien entschlossen, sich anzuketten, sobald versucht werde, sie herauszuholen, sagte eine Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt“ am Freitagmorgen. Die Polizei hatte am Donnerstag nach eigenen Angaben unterirdische Gänge in Lützerath entdeckt. In einem seien Menschen, hieß es. Ein Sprecher bestätigte am Freitagmorgen, dass es nach Erkenntnissen der Polizei zwei seien.

Video zeigt zwei Aktivisten, die von einem Tunnel berichten

Im Netz verbreitet sich ein Video, das am Donnerstag beim YouTube-Kanal „LuetziBleibt“ hochgeladen wurde. In dem Video erklären „Pinky“ und „Brain“, wie sie sich selbst nennen, was es mit dem Tunnel auf sich hat. Am Freitagmittag berichtet die dpa, dass die Polizei bestätigt: „Wir haben Hinweise, dass das Video authentisch ist“.

Klima-Aktivist in Lützerath: „Es ist viel schwieriger, einen Tunnel zu räumen als ein Baumhaus“

„Der Tunnel ist eine sehr aktive Verteidigungsform gegen eine Räumung“, sagt der eine. „Es ist viel schwieriger, einen Tunnel zu räumen als ein Baumhaus.“ Die Polizei an der Oberfläche wisse nicht genau, wo sich die Menschen im Tunnel befinden. Außerdem seien die Gänge des Tunnels mit Türen verbarrikadiert. Für die Polizei sei es deshalb nicht einfach, in die Tunnel zu gelangen. „Darauf hoffen wir halt auch ein bisschen: dass sie nicht bereits wissen, wie sie vorgehen sollen, sondern sich eher viele Konzepte überlegen müssen“, sagt er.

Das Technische Hilfswerk hatte in der Nacht versucht, die Aktivisten herauszuholen, den Einsatz aber später beendet. Wann ein neuer Versuch unternommen wird, blieb zunächst unklar, berichtet die dpa.

„Es geht darum, die Räumung so lange hinauszuzögern, dass die Leute oben noch Leute mobilisieren können, das Ganze noch groß skandalisieren können“, sagt der andere vermummte Aktivist in dem Video. Ideal sei natürlich, wenn „damit vielleicht die Räumung noch gestoppt werden kann.“ Dafür brauche es aber viel Zeit, „die hoffen wir mit diesem Projekt ein bisschen zu gewinnen“.

Dich interessiert, was in Lützerath sonst noch abgeht? Hier geht‘s zu einem Stream zur Räumung in Lützerath.

Aktivisten sitzen im Tunnel neben Plastikblume

Während „Pinky“ und „Brain“ in dem Video von dem Tunnel erzählen, sitzen sie selbst offenbar darin. Die Wände sind aus braunem Dreck. Deshalb ist es fast schon ironisch, dass rechts neben ihnen eine pinke Plastikblume steht. Links lehnt ein weißer Fensterrahmen, in der Mitte ist ein Telefon. Die beiden werden von einer nicht sichtbaren Person interviewt.

Nach eigenen Aussagen befürchten die Aktivisten, dass das Tunnel-Projekt mehr Aufmerksamkeit bekomme als die restliche Arbeit von Aktivist:innen in Lützerath. In dem Video sind „Pinky“ und „Brain“ vermummt, „weil es hier eigentlich nur um das Projekt geht und es eigentlich gar keine Rolle spielt, wer [...] den Tunnel gegraben hat“, sagt einer.

Immer wieder zeigt die Kamera, wie tief der Tunnel unter Lützerath scheinbar führt. Nach Angaben von „Lützerath lebt“ sind die Personen in gut vier Metern Tiefe. Es gebe ein „Belüftungssystem“. In dem Video von „LuetziBleibt“-Account sieht man, wie schmal die Gänge sind, durch die sich die Aktivist:innen schlängeln müssen. Fast erinnert der Tunnel an eine Filmkulisse. Ähnliche Gedanken hatten Twitter-User:innen zu Beginn der Woche mit einem Bagger in Lützerath – er sehe aus wie der „Todesstern“ aus Star Wars.

Gespaltene Reaktionen auf den Tunnel unter Lützerath

„Wie kreativ dieser Widerstand einfach ist“, lobt Twitter-User @david_dresen die Aktivisten. „Hoffe, Ihr seid nicht klaustrophobisch &schafft, dort etwas auszuharren“, fügt @IlkaMaas hinzu. Aber nicht alle Reaktionen auf das Video sind positiv. „An dieser Stelle ist für mich die Grenze überschritten, wo ich noch bereit bin, die Proteste zu unterstützen. Hier wird derart fahrlässig mit dem eigenen Leben und dem Leben möglicher Retter gespielt, dass Ihr Euch außerhalb jeglichen Unterstützungswerts bewegt“, twittert etwa User @ybessal.

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