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Linke gegen Waffenlieferungen: Gebürtige Ukrainerin Fellinger entsetzt über eigene Partei - „das ist unerträglich“

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Von: Felicitas Breschendorf

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Die Linke spricht sich auf ihrem Parteitag gegen Waffenlieferungen in die Ukraine aus. Sofia Fellinger, Linken-Parteimitglied und Ukrainerin, zeigte sich erschüttert.

Sofia Fellinger spricht auf dem Parteitag. Die ukrainische Linken-Politikerin kann nicht fassen, dass sich ihre Partei gegen Waffenlieferungen in die Ukraine ausspricht.
Die Ukrainerin Sofia Fellinger reagierte mit Entsetzen auf die Wortbeiträge auf dem Linken-Parteitag. © Bericht aus Berlin/ Instagram/ Screenshot/ Collage/ BuzzFeed News

Am Wochenende fand der Parteitag der Linken in Erfurt statt. Die Partei verurteilte den Ukraine-Krieg, lehnte aber Waffenlieferungen in das Land ab. Die Linken-Politikerin Sofia Fellinger, die selbst ukrainische Wurzeln hat, meldete sich daraufhin in einem aufgebrachten Statement zu Wort. „Ich finde es so unerträglich, die ganzen Wortbeiträge eben gehört haben zu müssen“, sagte sie. Auf dem Instagram-Account @bericht.aus.berlin hat das Video ihrer Rede über 3.000 Likes:

Die Linken-Politiker:innen könnten sich das Leid der Ukraine nicht vorstellen, so Sofia Fellinger

Die Linke verabschiedete auf ihrem Parteitag einen Leitantrag, in dem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilt wird. Der Abstimmung war eine Kontroverse vorausgegangen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Vor dem Angriff auf die Ukraine sei von den Linken Verständnis gegenüber russischen Interessen gezeigt worden. Im Parteiprogramm steht laut dpa, dass die Nato durch ein „kollektives Sicherheitssystem unter Beteiligung Russlands“ ersetzt werden soll. Der neue Leitantrag distanziere sich nun von dieser Haltung. Waffenlieferungen in die Ukraine würden jedoch ausgeschlossen.

Um den Krieg zu beenden, fordert die Linke stattdessen, die „nichtmilitärischen Möglichkeiten“ auszuweiten, heißt es beim Deutschlandfunk. Zum Beispiel sollen die Sanktionen gegen Russland erhöht werden. Fellinger, die für den Parteivorsitz kandidierte, verurteilte diese Entscheidung als „realitätsfern“. Es sei nicht der richtige Weg, um als sozialistische Partei solidarisch zu sein. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Leid gerade ich und meine Familie und die Ukraine durchmachen müssen“, so die 19-Jährige. Was du persönlich tun kannst, um Menschen in der Ukraine zu helfen, erfährst du hier.

Sofia Fellinger: „Frieden kommt nicht von Panzer umarmen“

In den Redebeiträgen auf dem Parteitag sei laut Fellinger behauptet worden, dass es genauso imperialistisch sei, sich gegen einen Angriffskrieg zu verteidigen wie den Krieg zu beginnen. Die Linke sei in dem Zusammenhang als „Friedenspartei“ bezeichnet worden. „Frieden kommt aber nicht, wenn man die Leute sterben lässt“, erklärte Fellinger. „Frieden kommt nicht von Panzer umarmen.“ Der Krieg sei nicht zu stoppen, wenn man den Menschen ihr „Recht auf Selbstverteidigung“ nehme. Fellinger befürwortet damit Waffenlieferungen in die Ukraine – entgegen der Parteilinie.

Der Krieg in der Ukraine wird mittlerweile seit über 100 Tagen geführt. 4,9 Millionen Ukrainer:innen sind nach einem Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) bisher aus ihrem Land geflohen. Weltweit sind über 100 Millionen Menschen auf der Flucht.

Die Ukrainerin rät ihren Genoss:innen zynisch, in ukrainischen Städten Urlaub zu machen

Fellingers Oma lebt in der ukrainischen Stadt Saporischschja, die erst vor drei Tagen von Russland angegriffen wurde. Fellinger rät ihren Genoss:innen zynisch, dass sie dort oder auch in Doneszk Urlaub machen sollten. Auf diese Weise könnten sie sich die dortigen Verhältnisse bewusstmachen.

Der Beschluss der Linken wurde auch von Sahra Wagenknecht kritisiert. Nach dem Erfurter Parteitag gebe es kaum noch Hoffnung, dass die Linke ihren Niedergang stoppen könne, erklärte sie laut der dpa. Sahra Wagenknecht habe sich für eine Mitverantwortung der Nato im Ukraine-Krieg ausgesprochen. Gegen sie setzte sich in Erfurt Janine Wissler als bestehende Parteivorsitzende durch.

Linken-Fraktionschef Dieter Bartsch blickt positiv auf das Treffen in Erfurt, das „eine Tür aufgestoßen“ habe. In der Partei gehe es ab jetzt um „Solidarität nach innen und Attacke nach außen“, so die dpa.

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