Ukrainer verfolgt Standort russischer Soldaten - mithilfe seiner AirPods

Im Ukraine-Krieg klauten Putins Truppen einem Mann seine AirPods. Der ukrainische Besitzer konnte ihre Position verfolgen.
Der Ukraine-Krieg tobt weiterhin mit aller Gewalt. Der russische Angriff auf das Nachbarland sorgt für Entsetzen, während Truppen des russischen Machthabers Wladimir Putin jetzt die Ostukraine immer schwerer ins Visier nehmen. Mittlerweile entsteht schon ein Dilemma für die Ukraine – weiterkämpfen oder aufgeben? So wie es aussieht, sind russische Soldaten in der Ukraine jedoch nicht nur mit Feuergefechten gegen das ukrainische Militär beschäftigt.
Wie zahlreiche Berichte bestätigen und mehrere Aufnahmen aus verschiedenen Städten belegen, plündern russische Soldaten die Häuser von Zivilisten und entwenden so ziemlich alles was sie finden – Laptops, Kühlschränke, Waschmaschinen, Kleidung. So geschah es auch im Kiewer Vorort Hostomel, wo es zu Beginn der russischen Offensive auf die Hauptstadt Kiew zu schweren Zusammenstößen kam. Einem ukrainischen Mann wurden die AirPods gestohlen. Dies mag zwar zwischen all den Grausamkeiten des Krieges nicht sonderlich wichtig erscheinen, doch für die russischen Truppen war es ein großer Fehler, denn der Mann konnte nun ihre Position auf dem Schlachtfeld ganz bequem mitverfolgen, wie die New York Post berichtete.
Ukraine-Invasion von Russland: Ukrainisches Militär kann russische Truppen um Kiew zurückdrängen
Hostomel liegt einige Kilometer im Nordwesten von Kiew. Besonders nachdem russische Fallschirmjäger in den ersten Tagen des Krieges dort landeten, um in Richtung der ukrainischen Hauptstadt vorzustoßen, wurde der Ort weltweit bekannt. Es kam zu schweren Gefechten zwischen russischen und ukrainischen Truppen. Der Ring um Kiew wurde immer enger, doch die ukrainische Verteidigung blieb standhaft und plötzlich verlor die russische Armee zunächst besonders im Osten an Boden. Kurze Zeit darauf folgten die Gebiete im Westen von Kiew.
Das ukrainische Militär erzielte Erfolge und konnte russische Soldaten auch dank der viele Waffen aus dem Westen zurückdrängen. Das russische Militär hingegen sah sich nun gezwungen, eine Neuausrichtung der Angriffsziele vorzunehmen. Anstatt eine Einnahme von Kiew anzustreben, wollte man sich jetzt auf eine komplette Eroberung von Donezk und Luhansk fokussieren. Hierfür wurde den Einheiten in der Nähe der Hauptstadt ein Rückzugsbefehl erteilt – auch den Truppen in Hostomel. Zuvor hatten russische Soldat:innen in Vororten von Kiew Zivilst:innen getötet. Bei einer UN-Ansprache beschreibt Wolodymyr Selenskyj den Alptraum russischer Kriegsverbrechen in Butscha.
Russischer Soldat klaut AirPods und verrät somit Position – Apple-Programm ermöglicht Ortung
Bevor sich die dortigen russischen Einheiten aus dem Staub machten, wollten einige Soldat:innen wohl zumindest ein paar kleine Sachen erbeuten und sich selbst belohnen. Ein russischer Soldat nahm die AirPods eines ukrainischen Mannes an sich. Er dürfte sich dabei nicht sonderlich viel Sorgen gemacht haben, doch offenbar war er sich nicht bewusst über den Stand der Dinge bei Apple. Denn mit der „Wo ist“-Funktion (FindMy) ist es möglich, sämtliche Apple-Geräte per Klick auf dem IPhone punktgenau zu orten.
Während der russische Soldat die Rückreise mit seiner Einheit antrat, realisierte der ukrainische Besitzer Witalij Semenets, dass er nun den Pfad der sich zurückziehenden russischen Truppen in Echtzeit mitverfolgen konnte. „Dank Technologie weiß ich jetzt, wo meine AirPods sind“, schrieb er auf Instagram und hängte eine Karte mit Position der Soldaten an, die er übrigens als „Orks“ bezeichnete – die fiktionalen Charaktere aus „Der Herr der Ringe“. Inzwischen ist dies unter der ukrainischen Bevölkerung ein gängiger Begriff für russische Soldaten.
Die Spur der AirPods reichte zunächst in die Stadt Gomel in Belarus. Die meisten russischen Truppen hatten sich für eine Neugruppierung dorthin zurückgezogen. Von dort aus wanderten die AirPods schließlich in die russische Stadt Belgorod, die sich direkt im Norden der ukrainischen Stadt Charkiw befindet. Dort bereitete sich das russische Militär auf einen Großangriff auf die Ostukraine vor. Die Instagram-Posts von Semenets zur Live-Mitverfolgung seiner AirPods erreichten rund 28.000 Likes. Auch diese junge Ukrainerin berichtet von ihren Erfahrungen – sie konnte mittlerweile jedoch erfolgreich flüchten.
Putins Armee doch nicht so professionell? – Social-Media liefert USA wichtige Infos
Im Laufe des Ukraine-Kriegs wurde oft über unzureichendes beziehungsweise altes Equipment sowie unprofessionelles Verhalten der russischen Armee spekuliert. Solche kleinen Vorfälle lassen tatsächlich an der Professionalität der russischen Soldaten zweifeln. Immerhin ist es nicht gerade ideal, auf dem Schlachtfeld elektronische Geräte mit sich zu führen, die „dem Feind“ die eigene Position verraten können. Dieses Risiko ist durchaus bekannt. Dazu gehören auch etwa Smartphones, deren Infrarot-Signale für Nachtsichtgeräte auch aus der Ferne sehr deutlich sichtbar sind.
Überhaupt haben russische Soldaten und pro-russische Separatisten während dem gesamten Angriff auf die Ukraine, aber auch schon zuvor private Aufnahmen zu den Zusammenstößen und militärischen Bewegungen ihrer eigenen Einheiten in sozialen Medien veröffentlicht. US-Geheimdienste nutzten diese Posts um die Vorbereitungen für die Invasion und Versammlungsorte russischer Einheiten zu erschließen. Diese Informationen wurden anschließend an die Ukraine weitergeleitet.