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Wie ukrainische Hacker russische Soldaten mit Frauen-Fake-Profilen ausspionieren

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Von: Robert Wagner

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Hackerangriffe gehören mittlerweile zum Waffenarsenal im Ukraine-Krieg. Nun soll ukrainischen Hackern ein Coup gelungen sein. (Symbolbild)
Hackerangriffe gehören mittlerweile zum Waffenarsenal im Ukraine-Krieg. Nun soll ukrainischen Hackern ein Coup gelungen sein. (Symbolbild) © Lino Mirgeler/dpa/Russian Look/Imago

Im Russland-Ukraine-Krieg ist auch das Internet ein Schlachtfeld. Hacker haben nun dem russischen Militär einen schweren Schlag zugefügt. Ihre Waffe: Fake-Profile.

Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine führt zu ungewöhnlichen Verteidungsstrategien. Das Internet ist schon seit geraumer Zeit zu einem Schlachtfeld geworden. Vor allem die Russen setzen Desinformationen als Waffe ein und verbreiten gezielt Fake News zum Ukraine-Krieg. Doch digitale Kriegsführung geht auch anders. Erst im Juni wurde ein Hackerangriff auf eine russische Radiostation bekannt.

Ein junger ukrainischer Hacker leistet auf seine ganz eigene Weise einen Beitrag zur Bekämpfung der russischen Invasoren. Wie der Tagesspiegel berichtet, hat das von ihm gegründete Hackerkollektiv einen perfiden Trick angewendet, um an den Standort einer russischen Militärbasis in der Südukraine zu gelangen. Sie sollen in sozialen Medien Fake-Profile junger Frauen angelegt und damit russische Soldaten ausspioniert haben. Zuerst hatte die Financial Times berichtet.

Russland-Ukraine-Krieg: Hacker überlisten mit Fake-Profilen russische Soldaten

Der 30-jährige Nikita Knysch, ein IT-Experte aus Charkiw, wollte nach Beginn der russischen Invasion Ende Februar seine Hackingfähigkeiten einsetzen, um sein Land zu verteidigen. Er scharte eine Gruppe Gleichgesinnter um sich und gründete ein Hackerkollektiv mit dem Namen „Hack your mom“. Zunächst von Charkiw aus attackierte diese Gruppe die digitale russische Infrastruktur, bevor sie vor dem anhaltenden Bombenhagel in den Westen des Landes fliehen musste.

In der Region rund um die westukrainische Stadt Winnyzja kam Knysch mit einem Multimillonär in Kontakt, der ihm einen Starlink-Satelliten für noch effektivere Hackingangriffe besorgte. Mit diesem professionellen Equipment und zusätzlichen Leuten gelang den Hackern um Knysch im August offenbar der bisher größte Erfolg: Auf unterschiedlichen Social-Media-Plattformen, unter anderem Facebook und Telegram, legten sie Fake-Profile attraktiver junger Frauen an, mit denen sie gezielt russische Soldaten ansprachen und nach Fotos fragten.

Die Männer antworteten und schickten den vermeintlichen Bewunderinnen Bilder von sich und darüber hinaus „eine Menge Mist, um zu beweisen, dass sie Krieger sind,“ wie der Tagesspiegel Nikita Knysh aus der Financial Times zitiert. Anhand der Fotos konnte der Standort der Soldaten, beziehungsweise ihrer Militärbasis ausgemacht werden. Das ukrainische Militär bekam diese Daten und konnte einen abgelegenen russischen Stützpunkt bei Melitopol in der Südukraine zwischen Cherson und Mariupol lokalisieren.

Hackerangriff der Ukraine führt zur Zerstörung einer russischen Militärbasis

Die Hackeraktion hatte für die Soldaten tödliche Folgen: Die Militärbasis wurde einige Tage später vom ukrainischen Militär bombardiert, was das Hackerkollektiv um Knysh live im Fernsehen mitverfolgen konnte. Die ukrainische Online­nachrichten­seite Ukrainska Prawda vermeldete laut Redaktionsnetzwerk Deutschland ungefähr zeitgleich, dass es auf einem großen russischen Militär­stützpunkt in Melitopol eine Explosion gegeben habe, und berief sich dabei auf den Bürger­meister Iwan Fjodorow.

Die Hacker von „Hack your Mom“ haben offenbar Blut geleckt, wie der Bericht der Financial Times nahelegt. „Mein erster Gedanke war – ich bin effektiv, ich kann meinem Land helfen“, wird ein Mitglied des Kollektivs zitiert, das nur Maxim genannt wird. „Dann wurde mir klar, dass ich mehr davon will – ich möchte immer wieder solche Basen ausfindig machen.“

Allerdings lassen sich die Behauptungen der ukrainischen Hacker, an der Zerstörung der russischen Militärbasis maßgeblich beteiligt gewesen zu sein, aufgrund der Umstände nicht unabhängig überprüfen. Laut Redaktionsnetzwerk Deutschland reagierten die Streitkräfte der Ukraine auf Nachfrage der Financial Times nicht.

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