Fast jeder zehnte junge Mensch ist arbeitslos, weil Ausbildungsbetriebe fehlen, sagt Verdi-Jugend-Chefin

Die Zahl junger Menschen ohne Arbeit und Ausbildung steigt. Es gibt zu wenige Betriebe, die ausbilden, kritisiert die Jugendorganisation von Verdi.
In Deutschland steht fast jeder zehnte junge Mensch ohne Ausbildung und Arbeit da. Der Anteil ist deutlich größer als im vergangenen Jahr. Das fand eine neue Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heraus. Im Jahr 2021 waren demnach mehr als acht Prozent der 18- bis 24-Jährigen arbeitslos. Heute sind es fast zehn Prozent. Grund dafür seien die fehlenden Ausbildungsbetriebe, sagt die Jugendorganisation der Gewerkschaft Verdi gegenüber BuzzFeed News Deutschland.
Es gibt nicht genug Ausbildungsbetriebe für junge Menschen, sagt Verdi Jugend
In Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Gleichzeitig gibt es immer weniger Betriebe, die junge Menschen ausbilden. Nach einer Statistik des Bundesinstitus für Berufsbildung (BIBB) waren es 2007 etwa 24 Prozent, 2019 nur noch knapp über 19 Prozent. „Die Leidtragenden dabei sind die jungen Menschen“, sagt Veri Bundesjugendsekretärin Julia Böhnke gegenüber BuzzFeed News DE. Weil nicht genug Betriebe ausbilden, bekommen laut Verdi Jugend viele junge Menschen keinen Ausbildungsplatz. Deshalb werden sie arbeitslos. Verdi Jugend kritisierte im Sommer auch die Situation von Studierenden. Die damalige Bafög-Erhöhung um 5 Prozent sei nicht ausreichend.
Obwohl viele Branchen über Fachkräftemangel klagen, geht die Zahl der ausbildenden Betriebe in den letzten Jahren immer weiter zurück. Die Leidtragenden dabei sind die jungen Menschen.
Verdi Jugend kritisiert Berufsvorbereitungsjahr zwischen Ausbildung und Arbeit
Hunderttausende junge Menschen befinden sich laut Verdi Jugend zurzeit in einem Berufsvorbereitungsjahr. (In manchen Bundesländern auch Berufseinstiegsjahr oder Berufsgrundbildungsjahr). Das ist ein Angebot des Bundes für die Zeit zwischen der Ausbildung und dem Beruf. Ein Jahr lang wird man auf einen Beruf vorbereitet, bekommt aber keinen Abschluss. Die jungen Menschen stecken laut Verdi Jugend deshalb fest, ohne einen Beruf anfangen zu können. Böhnke bezeichnet das als „problematisch“. Die Jugendorganisation fordert eine gesetzlich abgesicherte Ausbildungsgarantie für junge Menschen.
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Präsidentin der Kultusministerkonferenz nennt Zuwanderung als Grund, Verdi Jugend widerspricht
Karin Prien (CDU), Präsidentin der Kultusministerkonferenz, äußerte sich beim ZDF zu der steigenden Arbeitslosigkeit junger Menschen. Als Grund für den Anstieg nennt sie die Zuwanderung der vergangenen Jahre. Die Entwicklung sei „erklärbar, aber nicht befriedigend“. Den jungen Menschen müsse man sich „offensichtlich noch intensiver zuwenden“, heißt es beim ZDF. Arbeitsagentur-Chef Detlef Scheele forderte im Gegensatz dazu sogar mehr Zuwanderung, um den Fachkräftemangel auszugleichen.
Verdi Bundesjugendsekretärin Julia Böhnke findet die Zuwanderung als Erklärung „zu kurz gesprungen“. Die fehlenden Ausbildungsbetriebe betreffen auch Menschen, die neu nach Deutschland kommen. „Das Ziel muss es sein, dass alle jungen Menschen eine Berufsausbildung abschließen können“, sagt Böhnke.