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Videocalls machen schlechte Laune – wenn du dich selbst dabei anschaust

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Von: Felicitas Breschendorf

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Ein Kleinkind starrt auf einen Laptop. Starrst du dich bei Videochats manchmal selbst an?
Starrst du dich bei Videochats manchmal selbst an? © Westend61/ Imago

Wenn du dich selbst während eines Videocalls ansiehst, wird deine Stimmung schlechter. Das hat eine neue Studie der University of Illinois herausgefunden.

Besonders im Home-Office kennen viele diesen Moment. Statt im Online-Meeting auf seine Kommiliton:innen oder Arbeitskolleg:innen zu achten, schaut man sich selbst an: Sehe ich gut aus? Habe ich mich gerade seltsam bewegt? Eine neue Studie an der University of Illinois, die der Seite Neuroscience News vorliegt, hat jetzt festgestellt, dass sich dieses Verhalten negativ auf deine Psyche auswirkt. Wer sich selbst im Videochat beobachtet, bekomme schlechte Laune. Alkoholkonsum könne diesen Effekt noch verstärken.

Umso länger man sich im Call ansieht, umso schlechter fühlt man sich

Die Grundlage der Studie, die in dem Magazin „Clinical Psychological Science“ veröffentlicht wurde, ist folgendes Experiment: In einem Videochat diskutierten Teilnehmende darüber, was ihnen an ihrem sozialen Umfeld gefällt und was nicht, sowie ihre musikalischen Vorlieben. Währenddessen wurden sie mit sogenanntem „Eye-Tracking“ bewacht – eine Technologie, die bemisst, wohin sich die Augen auf dem Bildschirm bewegen. Vor und nach dem Call wurden die Personen nach ihrer Stimmung befragt.

„Wir haben herausgefunden, dass Teilnehmende, die mehr Zeit damit verbracht haben, sich selbst anzusehen, sich nach dem Call schlechter fühlten“, erklärte Talia Ariss, Doktorandin an der University of Illinois, gegenüber Neuroscience News. Gemeinsam mit der Professorin Catharine Fairbairn leitet sie die Studie. Umso länger sich die Person im Gespräch selbst angesehen habe, umso schlechter sei ihre Stimmung geworden. Das betraf auch Personen, die schon vor dem Call angaben, nicht gut drauf zu sein.

Online-Plattformen wie Zoom verstärken die Selbstwahrnehmung – und damit Angst und Depressionen

Frühere Studien belegten bereits, dass Menschen, die sich mehr auf sich selbst als auf die äußere Realität konzentrieren, anfälliger für Stimmungsschwankungen seien – besonders in sozialen Interaktionen. „Je stärker eine Person auf sich selbst fokussiert ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Gefühle empfindet, die mit Angstzuständen und sogar Depressionen in Einklang stehen“, so Ariss. Die neuen Erkenntnisse aus dem Eye-Tracking-Experiment beweisen, dass Online-Plattformen dabei eine Rolle spielen. Zoom, Google Meet und Co können psychologische Probleme verstärken, heißt es in der Studie.

Online-Plattformen können sich nicht nur negativ auf die Stimmung, sondern auch auf das Gedächtnis auswirken. Instagram, TikTok und Co können toxisch sein. Die Social-Media-Kanäle zerstören Erinnerungen, wie der Neurowissenschaftler James McGaugh in der Studie „Making Lasting Memories: Remembering the Significant“ beschreibt. Aber geht es uns wirklich besser, wenn wir auf Social Media zu verzichten? Das ist unserem Autor passiert, als er seine Zeit auf Instagram und Co begrenzt hat.

Anstieg an Depressionen in der Pandemie hängt mit Videocalls zusammen

Der Zusammenhang zwischen schlechter Stimmung und virtueller Interaktion habe sich zum ersten Mal zu Beginn der Pandemie gezeigt. Damals sei es zu einem Anstieg von Depressionen gekommen, heißt es in der Studie. Queere Jugendliche waren von der psychischen Belastung während der Pandemie besonders hart getroffen. Gleichzeitig habe die Benutzung von Online-Plattformen zugenommen. Bei Zoom ist die Besucherzahl von 10 Millionen (2019) auf 300 Millionen (2020) gestiegen. Im Hinblick darauf, dass die Home-Office-Pflicht abgeschafft wurde, könnte diese Zahl sinken.

In Bezug auf ihr Empfinden während der Pandemie berichteten einige über eine „erhöhte Selbstwahrnehmung und ‚Müdigkeit‘ während des virtuellen Austauschs“, heißt es in der Studie. Diese starke Selbstfokussierung im Gespräch kann – wie die Studie ja gezeigt hat – zu negativen Emotionen führen. Die vermehrten virtuellen Interaktionen während der Pandemie könnten dahingehend eine Ursache für die aufgekommenen Depressionen sein.

Alkoholkonsum verschlechtert die Laune bei einem virtuellen Gespräch

Die Studie erforschte außerdem den Einfluss von leichtem Alkoholkonsum auf die Selbstfokussierung bei virtuellen Interaktionen. Einige der Teilnehmenden tranken vor dem virtuellen Gespräch ein alkoholisches Getränk, die anderen ein alkoholfreies. Die alkoholisierten Personen fokussierten sich stärker auf sich selbst als die nüchterne Gruppe. Statt die Stimmung aufzulockern, wie das bei normalen sozialen Interaktionen der Fall sei, habe sich die Stimmung online noch verschlimmert. Die Professorin Catharine Fairbairn erklärt dieses Phänomen damit, „dass virtuelle Interaktionen einfach nicht dasselbe sind wie persönliche.“

Und jetzt zurück in den Call?

Wir haben einen Tipp, damit du dein Spiegelbild gar nicht erst sehen musst: Einfach die Kamera ausschalten.

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