Immer noch viele Jugendliche haben keinen Abschluss – Lehrerverband hat das schon „befürchtet“
Menschen ohne Abschluss landen häufig in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Wegen „geringerer Bildungsmotivation“ besonders gefährdet sind Jungen.
Update 6. März 2023, 17:15 Uhr: Der Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagt über die Zahlen der Bertelsmann Stiftung: „Wir haben befürchtet, dass wir bei den Schulabbruchquoten keine Verbesserung erreichen“, sagt er gegenüber BuzzFeed News DE.
Das habe verschieden Ursachen: die Coronapandemie, Rückschläge bei der Integration, Lehrkräftemangel und sinkende Schulleistungen seien seiner Ansicht nach Gründe dafür. Dass besonders Jungen zu den Bildungsverlierern zählten, sei nichts Neues. Das habe zum Teil mit „geringerer Bildungsmotivation“ zu tun und liege an „Anpassungsproblemen im Schulsystem“, so der Präsident des Deutschen Lehrerverbands (DL).
Originalmeldung vom 6. März 2023, 08:17 Uhr: Gütersloh (dpa) – In Hamburg verlassen Jahr für Jahr viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Zwischen 2011 und 2021 schwankte ihr Anteil zwischen 4,9 und 7,2 Prozent, wie aus einer Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, die am Montag veröffentlicht wurde. 2021 standen demnach in der Hansestadt 945 Schulabgänger ohne Schulabschluss da, was einem Anteil von 5,9 Prozent entspricht. Bundesweit betrug der Anteil 6,2 Prozent.
Die höchste Quote wies Bremen mit 10,0 Prozent auf. In Bayern war sie mit 5,1 Prozent am niedrigsten. Jungen verlassen die Schule häufiger als Mädchen und ausländische Jugendliche häufiger als deutsche ohne Abschluss.
16,5 Prozent der nicht deutschen Schulabgänger ohne Abschluss
So lag die Quote der nicht deutschen Schulabgänger:innen ohne Abschluss 2020 in Hamburg bei 16,5 Prozent, bei deutschen Schüler:innen hingegen nur bei 5,8 Prozent. 2020 hatte die Gesamtquote noch bei 7,2 Prozent gelegen - 37,7 Prozent der insgesamt 1119 Schulabgänger ohne Abschluss waren weiblich.
„Unsere Gesellschaft kann es sich angesichts des wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten, diese Personen durchs Raster fallen zu lassen“, sagte Bildungsforscher Klemm laut Studie. Menschen ohne Abschluss hätten ein höheres Risiko, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen.
In Berlin: Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss wird geringer
In Berlin ist der Anteil der Jugendlichen ohne Schlussabschluss im Zehn-Jahres-Vergleich deutlich zurückgegangen. Das geht aus einer Auswertung hervor, die die Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben hat.
2021 machten in der Bundeshauptstadt insgesamt 2000 Schülerinnen und Schüler keinen Abschluss, was einem Anteil von 6,7 Prozent der gleichaltrigen Bevölkerung entsprach. Zehn Jahre zuvor 2011 lag die Quote noch bei 9,7 Prozent. Im Jahr 2020 beendeten 2037 Jugendliche die Schule ohne Abschluss, das waren 7,2 Prozent.