1. BuzzFeed
  2. News

4-Tage-Woche an Schulen? Als Notlösung denkbar – Lehrerverband warnt vor „hohem Preis“

Erstellt:

Von: Moritz Bletzinger

Kommentare

Zu wenig Personal: Bleibt Schulen im schlimmsten Fall nichts anderes übrig als, auf die Vier-Tage-Woche umzustellen?
Zu wenig Personal: Bleibt Schulen im schlimmsten Fall nichts anderes übrig als, auf die Vier-Tage-Woche umzustellen? © Symboldbild: Imago/Cavan Images

Zu wenige Lehrer:innen, zu viel Arbeit. Eine Schule in Niedersachsen kokettierte bereits mit der Vier-Tage-Woche. Der Lehrerverband sagt: „Wir können es nicht alleine richten.“

Es steht schlecht um die Grundschulen in Deutschland. Sie sind massiv unterbesetzt und neue Lehrer:innen kaum zu finden. Das spüren die Kinder und die aktiven Lehrkräfte. Wie schlimm steht es um das deutsche Schulsystem?

Die Schulen stecken in einer Krise, aus der sie nur wieder herauskommen, wenn alle zusammen anpacken, sagt der Deutsche Lehrerverband (DL). Die Vorschläge von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger findet DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger gut. In einem Interview mit der Bild hatte sie gefordert, den Lehrberuf wieder attraktiver zu machen. Stark-Watzinger plädiert für mehr Freiräume in der Unterrichtsgestaltung und weniger Bürokratie.

Lehrberuf attraktiver machen: Lehrerverband unterstützt Ideen von Stark-Watzinger

„Das sind wichtige Punkte“, sagt Meidinger gegenüber BuzzFeed News DE: „Der Aufwand für unterrichtsfremde Aufgaben, für die die Lehrkräfte gar nicht ausgebildet sind, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Darunter leidet die Zeit, die für die Anliegen der Schüler:innen da ist.“

„Man könnte was tun, wenn man wollte. Mir fehlt allerdings der Glaube, dass ein Umdenken bei den Ländern stattfindet.“

Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger über Verbesserungen für Lehrkräfte.

Gute Vorschläge der Bundesministerin, die am Ende aber vielleicht überhaupt nichts bringen, fürchtet der Verbandschef. „Es ist ja sehr nett, dass Frau Stark-Watzinger das sagt, sie ist aber nicht zuständig.“ In der Bundesrepublik Deutschland ist Bildungspolitik Ländersache. Und Meidinger mahnt: „Man könnte was tun, wenn man wollte. Mir fehlt allerdings der Glaube, dass ein Umdenken bei den Ländern stattfindet.“

Das Digitalisierungsvorhaben in die Hände des Bundes zu legen, beurteilt Meidinger vor diesem Hintergrund als „absolut vernünftigen Vorschlag.“

Lehrkraftmangel: Können Quereinsteiger, verrentete Lehrer:innen oder Studierende helfen?

Aber was tun gegen den Lehrkraftmangel? Meidinger beschreibt drei „Nothelfer“ für mehr Personal: Quereinsteiger, verrentete Lehrkräfte, Studierende und Teilzeitkräfte könnten vermehrt eingesetzt werden. „Das wird aber nicht die große Masse“, merkt der Experte an.

Die drei großen Stellschrauben sind andere: Das Problem: Jeder Dreh an egal welcher Schraube bringt auch Nachteile mit sich.

Vier-Tage-Woche für Grundschüler:innen: „Bei akutem Lehrkräftemangel kann man es ein paar Wochen machen“

Unterrichtsangebot streichen, sprich: Weniger Stunden für die Schüler:innen? Das würde den aktiven Lehrer:innen ermöglichen, den Betrieb zu stemmen, ohne stärker belastet zu werden. Aber die Nachteile sind enorm, warnt Meidinger: „Gerade die Kinder, die es am meisten bräuchten, leiden am meisten darunter.“ In der Vergangenheit hätte sich mehrfach gezeigt, dass das sofort Auswirkungen auf die Leistungen der Schüler:innen hat. „Ein hoher Preis“, so Meidinger.

Eine Grundschule in Niedersachsen wollte es trotzdem tun. Sie verschickte sogar bereits einen Elternbrief, dass der Unterrichtsbetrieb auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt würde, berichtete die Bild. Das Landesministerium hat diese Entscheidung dann allerdings kassiert.

Vier-Tage-Woche in der Schule? Meidinger würde es nicht ganz ausschließen. „Das ist keine Maßnahme, die längerfristig bestehen sollte. Aber bei akutem Lehrkräftemangel kann man es vielleicht ein paar Wochen machen, wenn es nicht anders geht“, sagt er. Stellt aber nochmal klar: „Eine Kürzung des Unterrichtangebots ist eine ganz schlechte Lösung.“

Arbeitszeit für Lehrerinnen zu erhöhen, könnte Problem verschärfen – größere Klassen schlecht für die Kinder

Also die Arbeitszeiten der Lehrkräfte erhöhen? Auch nicht die Kardinallösung. „Kurzfristig kann es helfen“, räumt Meidinger ein: „Aber der Beruf wird dadurch unattraktiver.“ Im Kern könnte das die Probleme auf lange Sicht also sogar noch verstärken. „Lehrkräftemangel darf nicht zu weiteren Verschlechterungen bei den Arbeitsbedingungen von Lehrkräften führen!“, schrieb der DL bereits Ende Januar.

Letzte Möglichkeit: Die Klassenstärken anpassen? In Grundschulen sitzen derzeit im Schnitt 19 bis 20 Kinder in einer Klasse. Fünf mehr und man könnte sich jede dritte Klasse sparen. So bräuchte es direkt auch weniger Lehrer:innen. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Größere Klassen bewertet Meidinger als „unpädagogisch“. Und wieder würden genau die Schüler:innen besonders getroffen, die es ohnehin am schwersten haben. Gerade lernschwache Kinder brauchen intensive, persönliche Betreuung.

Auch interessant

Kommentare