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„Kein Wochenende, an dem ich nicht arbeite“: Grundschullehrerin (25) ist Managerin von 27 Kindern

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Von: Helena Grillenberger

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Zwölf Stunden Arbeit am Tag – oder sogar mehr: Marina Rappold absolviert gerade ihr Referendariat zur Grundschullehrerin.
Zwölf Stunden Arbeit am Tag – oder sogar mehr: Marina Rappold absolviert gerade ihr Referendariat zur Grundschullehrerin. © J.Dziemballa

Bisschen Malen und Mandalas basteln und dann Mittag Feierabend? Marina Rappold räumt mit den Vorurteilen über Grundschullehrer auf und berichtet von ihrem Manager-Dasein.

Unterschwillach/Poing – Es ist drei Uhr nachmittags, die Schüler der Anni-Pickert-Grundschule in Poing sind schon längst zuhause. Nicht aber ihre Lehrkräfte. Marina Rappold, die aus Unterschwillach kommt und inzwischen in Poing lebt, sitzt hinter dem Pult ihres Klassenzimmers, über Hefte gebeugt, den Rotstift in der Hand.

Über das Vorurteil, ab Mittag habe sie frei, kann Marina Rappold nur lachen

Es gibt viele Vorurteile über ihren Beruf, weiß die angehende Grundschullehrerin. Zum Beispiel, dass sie ab Mittag frei habe, sagt sie gegenüber Merkur.de und blickt lachend auf den Stapel Hefte vor ihr, der korrigiert werden will. „Hast du nicht.“ Denn meistens stehen nach dem Unterricht zwei bis drei Stunden Korrigieren an: Hausaufgaben, aber auch, was über den Tag erarbeitet wurde. Dann erst kann Rappold mit der Vorbereitung für den nächsten Tag anfangen: Tafelbild, Hefteinträge, Materialien.

„Und abends kann ich mich dann an die Elternarbeit machen.“

Grundschullehrerin Marina Rappold über ihren Beruf.

„Und abends kann ich mich dann an die Elternarbeit machen“, erzählt die 25-Jährige weiter. Mails von Eltern beantworten, Schulinternes bearbeiten... „Dann ist es sieben, bis ich theoretisch aufhören könnte – aber eigentlich bist du nie fertig“, sagt die Referendarin. Es gibt immer noch mehr Material, das erstellt werden könnte, spezielle Förderung für Kinder, die sich vielleicht etwas schwerer tun, zu überlegen; „da muss man wirklich selber dahinter her sein, zu sagen: Jetzt höre ich auf.“

„Vor allem gibt es kein Wochenende, an dem ich nicht arbeite“

Im Schnitt kommt sie trotzdem auf zwölf Stunden am Tag, die sie mit Arbeit verbringt, sagt Rappold, fügt aber hinzu: „Im Referendariat.“ Ab halb sieben morgens steht sie im Klassenzimmer, gegen sechs Uhr abends geht sie nach Hause, um dort weiterzuarbeiten. Klar, meint sie, irgendwann hat man durch die Ferien vielleicht ein bisschen mehr Urlaub als andere das haben aber alle Lehrer, nicht nur die der Grundschule. Und bis es soweit ist, dass man genügend Materialien zusammen hat, dass man in den Ferien auch tatsächlich Urlaub machen kann, dauert es. „Vor allem gibt es kein Wochenende, an dem ich nicht arbeite“, verrät Rappold. „Da muss ich Proben erstellen oder was korrigieren.“

Natürlich ist das anstrengend, meint die ehemalige Deutsche Jugend-Vizemeisterin über 10.000 Meter, die auch weiterhin trainiert und zum Beispiel an der Ismaninger Winterlaufserie teilnimmt. Sie lacht und erzählt, erst vor kurzem eine Freundin zu Besuch gehabt zu haben – ebenfalls eine Grundschulreferendarin. Während des Ratschens waren beide vor Erschöpfung einfach auf der Couch eingeschlafen.

Oft wird sie belächelt: Basteln und Mandalas ausmalen als Job

Oft werde sie belächelt, erzählt Rappold weiter. Sie würde den ganzen Tag nur Igel basteln oder Mandalas ausmalen, heißt es dann. „Ich sage dann immer, wenn der Job so easy ist, warum machst du’s dann nicht selber?“, erzählt sie. „Im Endeffekt bist du der Manager von 27 Kindern, die gehen am Ende des Tages hier raus und sollen mehr können als sie in der Früh konnten.“

Als Grundschullehrerin legt sie den Grundstein für alles, was danach kommt. Die Grundlagen für alles, was man später braucht, Lesen, schreiben etc. Die Poingerin sieht es als große Verantwortung an. „Du bist dauernder Ansprechpartner, Trostspender und so weiter für die Kinder“, sagt sie. Gleichzeitig sieht man, wie viele Grundsteine, die in der Grundschule gelegt werden, an den weiterführenden Schulen wieder verloren gehen. „Du begreifst Dinge viel besser, wenn sie dir nicht frontal beigebracht werden, sondern du sie selbst erforschst, selber erarbeiten musst“, erklärt Rappold. „An den weiterführenden Schulen geht es dann meistens nur noch um frontale Wissensvermittlung.“

Und dann ist da noch der lange Weg bis zum fertigen Lehrer: vier Jahre Studium mit Pädagogik, einem Haupt- und drei Didaktikfächern. Anschließend zwei Jahre Referendariat. Trotzdem ist es Rappolds absoluter Traumberuf. „Du hast immer wieder Momente, in denen dir so viel Wertschätzung entgegengebracht wird“, sagt sie. Erst vor den Weihnachtsferien hatte ein Kind bitterlich geweint, weil es seine Lehrerin zwei Wochen nicht sehen würde. „Man hat oft das Gefühl, die ganze Arbeit, die man reinsteckt, kommt nirgendwo wirklich an“, sagt Rappold. „Aber in solchen Momenten merkt man, wie sehr auch die Kinder die Arbeit wertschätzen.“

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