Es gibt zwei bessere Alternativen zur telefonischen Krankschreibung

Die Regelung trat während der Corona-Pandemie in Kraft und läuft jetzt aus. Trotz aller Kritik daran: Die telefonische Krankschreibung gehört dringend abgeschafft.
MEINUNG
Die telefonische Krankschreibung, die für Atemwegserkrankungen während der Corona-Pandemie eingeführt worden war, gilt ab sofort nicht mehr. Patient:innen müssen seit März 2020 erstmals wieder persönlichen einen Arzt aufsuchen. Die Empörungswelle in Politik und sozialen Medien ist ziemlich groß. Auch Hausärzt:innen steigen mit ein und kritisieren das Auslaufen der Regelung.
Der Deutsche Hausärzteverband betont, dass es ohne telefonische Krankschreibung nicht mehr gehe. Das ist natürlich Humbug.
Ja, die Versorgung insbesondere während schwerer Infektionswellen im Winter kann nur dadurch gelingen, dass Hausarztpraxen entlastet werden. Auch, dass wir keinen Keimaustausch in Praxen anstreben, ist ja klar. Und richtig ist auch, dass wir aus der Corona-Pandemie lernen wollen, Gelerntes und Richtiges aus dieser Zeit zu bewahren.
Doch es gibt andere Mittel und Wege, bei denen du nicht vorher deine Ärztin oder deinen Apotheker fragen musst.
Ein warnendes Beispiel ist mein eigener Sohn
Erstens: Wer ein krankes Kind zu Hause hat, sollte eigentlich immer Mediziner:innen aufsuchen. Selbstdiagnosen gerade bei Kleinkindern können gefährlich werden. Mein Sohn hat einen selektiven IgA-Mangel, eine Erkrankung des Immunsystems. Darum sind wir als Eltern bei Fieber und anderen Anzeichen für eine Krankheit anfangs oft von dieser Immunschwäche als Ursache ausgegangen. Bis er einst im Urlaub erkrankte und wir erst nach knapp einer Woche bei unserem Kinderarzt feststellen ließen, dass es sich um eine eitrige Angina handelte. Er bekam ein Antibiotikum und nach einem Tag ging es ihm endlich besser. Sein langes Leid tat uns unendlich leid.
Seit diesem Vorfall lasse ich keinen einzigen Kinderarztbesuch mehr aus, sobald es ihm nicht gut geht. Das Beispiel zeigt: Ein Arztbesuch ist oft zwingend notwendig. Es ist oft anders als vermutet. Darum sollte Kindern zumindest immer in Mund und Ohren geschaut, ihre Atmung abgehört werden.
Und darum sollten Eltern mit Kindern daheim eben nicht die telefonische Krankschreibung standardmäßig nutzen können, wie es der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen Janosch Dahmen einfordert.
Es gibt noch eine sinnvolle Alternative zur telefonischen Krankschreibung
Aber was ist mit Erwachsenen? Die Grünen möchten die Regelung der telefonischen Krankschreibung nicht nur fortsetzen, sondern auf viele weitere akute Beschwerden ausweiten, anstatt es bei Atemwegserkrankungen zu belassen.
Das ist zu viel des Guten. Um es mal klar zu sagen: Das Telefon gibt es dank Thomas Edison seit 1878. Nun schreiben wir aber das Jahr 2023 und es gibt so etwas wie Videosprechstunden. Dafür plädiert zu Recht auch der Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen. So können Mediziner:innen zumindest besser sehen, wie krank Patient:innen sind und was ihnen fehlt. Die Fachleute reagieren so nicht nur bei leichten Atemwegserkrankungen und können entsprechende Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen. (Wenn du keinen Hausarzt hast, hilft dir übrigens dieser Text.)
Also gibt es doch bereits die Möglichkeit, offiziell als arbeitsunfähig zu gelten, auch ohne sich auf den Weg machen und die Praxis betreten zu müssen.
Ansonsten gilt aber (im Übrigen nicht nur bei Kindern): Eine körperliche Untersuchung ist das beste Mittel, um sich zu schützen und wieder gesund zu werden.