Homofeindliche Aussagen des WM-Botschafters von Katar – „Wieso boykottieren Länder die WM nochmal nicht?“

Keine WM war je so umstritten wie die WM 2022 in Katar. Der offizielle WM-Botschafter des Emirats machte in einem Interview deutlich, warum das so ist.
In einem Interview für die ZDF-Dokumentation „Geheimsache Katar“, die am 8. November um 20:15 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird, hat der katarische WM-Botschafter Khalid Salman Homosexualität als „geistigen Schaden“ („damage in the mind“) bezeichnet. Der ZDF-Journalist Jochen Breyer hatte Salman gefragt, warum Homosexualität nach katarischem Recht illegal ist, wenn homosexuelle Fußballfans während der WM im Emirat doch willkommen seien.
„Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns über Schwule reden“, sagte Salman dem ZDF-Journalisten. „Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen.“ Er habe vor allem Probleme damit, wenn Kinder Schwule sähen. Denn diese würden dann etwas lernen, was nicht gut sei. Schwulsein sie „haram“ und daher verboten, meinte Salman. „Es ist ein geistiger Schaden.“
Die WM 2022 in Katar: Seit Monaten in der Kritik wegen mangeldner Menschenrechte
In Katar drohen homosexuellen Menschen bis zu fünf Jahre Gefängnis, woran sich mit der WM auch nichts geändert hat. Im Vorfeld der am 20. November beginnenden WM bemüht sich der Wüsten-Staat, ein anderes Bild zu vermitteln. Auch Fans aus der LGBTQIA+-Szene seien willkommen, hieß es laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) offiziell. Dennoch stellt sich vielen Menschen die Frage, ob man ein sportliches Großereignis in einem Land mit solchen Wertevorstellungen unterstützen möchte.
Katar gilt als einer der umstrittensten Gastgeber in der WM-Geschichte. Dem Emirat werden unter anderen Verstöße gegen Menschenrechte, schlechter Umgang mit ausländischen Arbeiter:innen und mangelnde Frauenrechte vorgeworfen. Gerade die Haltung gegenüber LGBTQIA+-Minderheiten steht im Fokus der Kritik an der diesjährigen WM in Katar und der sie austragenden FIFA. Der Ex-Fußballprofi und Diversity-Coach Marcus Urban sagt im Gespräch mit BuzzFeed News Deutschland ganz direkt: Die LGBTQIA+-Community ist der FIFA egal.
ZDF-Interview bringt die Debatte um die WM in Katar wieder zum Köcheln
Das ZDF-Interview fachte die Debatte um die WM in Katar zumindest auf Twitter neu an. Der Klimaschutzaktivist und Autor Maurice Konrad fragt den Deutschen Fußballbund (DFB), wie ernst er es eigentlich mit seinem Eintreten für LGBTQIA+-Rechte meint. Bereits vor wenigen Monaten war der DFB wegen seiner „One Love“-Kapitänsbinde in die Kritik geraten, mit der er während der WM in Katar die von der FIFA verbotene Kapitänsbinde in Regenbogenfarben ersetzen will.
Diese Twitter-Nutzerin fragt, warum die hochumstrittene WM 2022 von progressiven Ländern nicht boykottiert wird. BuzzFeed News Deutschland sammelt hier neun Gründe, die für einen Boykott der WM in Katar sprechen.
Der Account UnionWatch spricht einen Vorwurf aus, der seit langer Zeit im Raum steht: Die WM werde vom Emirat Katar lediglich als Propagandamittel gesehen, um das eigene Standing in der internationalen Politik zu verbessern.
Das Interview wurde sofort nach Salmans Bemerkungen zur Homosexualität nach ZDF-Angaben durch den Pressesprecher des katarischen WM-Organisationskomitees abgebrochen.